Pink Christmas 2 (German Edition)
richtete sich auf, angelte es aus seiner Hosentasche und nahm den Anruf entgegen. „Jack Lynn … Ja … Ja, ich verstehe … Nein, das ist wirklich überhaupt kein Problem … Wir verlegen den Termin einfach … Donnerstag?“
Julian wurde hellhörig. Mit wem telefonierte sein Freund?
„19 Uhr 30?“, sprach Jack unterdessen weiter, „das lässt sich einrichten … In Ordnung … Auf Wiederhören.“ Jack beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder in die Hosentasche.
Von einem scheußlichen Verdacht gequält, sprang Julian auf die Beine. „Wer war das?“, fragte er streng.
„Das geht dich nichts an.“
„WER WAR DAS?“
Jack seufzte kapitulierend. „Nur ein Kunde, mit dem ich nächste Woche ein Geschäftsessen habe.“
„Du lügst!“
„Tu ich nicht.“
„Warum sollte dich ein Kunde an diesem Tag um diese Uhrzeit anrufen?“
„Manchmal lässt es sich eben nicht ändern. Geschäft ist Geschäft.“
„Du hast mit deinen Augen leicht nach unten gesehen!“
„Und was heißt das?“
„Dass du mich belogen hast!“
„Mit den Augen nach unten sehen bedeutet zu lügen?“
„Ja!“
„Wo hast du denn das gelesen?“
„Im Internet!“
„Na, dann muss es wohl stimmen.“ Jack drehte ihm den Rücken zu und ging zur Tür. „Ich fahre selbst los und hole Bier. Hoffentlich hast du dich abgeregt, wenn ich zurück bin.“
Julian sprintete hinterher, drängelte sich an ihm vorbei und versperrte ihm den Weg zum Flur. „Du fährst zu ihm, oder?“
„Nein. Ich hole Bier. Ich bin allerhöchstens 20 Minuten fort.“
„Wenn du jetzt gehst, ist es aus mit uns!“
„Drehst du jetzt völlig durch? Vorhin hast du noch von Ehe gesprochen und jetzt willst du dich trennen, weil ich eine Sache erledigen will, die du vergessen hast?“
„Oder ich bringe mich um!“
„Reisende soll man nicht aufhalten.“
„Ich möchte, dass du mir alle fünf Minuten Bildmessages schickst, damit ich weiß, wo du dich aufhältst!“
„Auf so eine billige Art lasse ich mich nicht erpressen.“
„Dann lass deine Jacke hier.“
„Darf ich eine von deinen überziehen?“
„Ich mach Schluss, wenn du jetzt gehst!“
„Machst du ja sowieso nicht. Spätestens morgen beim Karpfenessen brauchst du ’ne passable Begleitung. Bis gleich.“
So sehr Julian auch an ihm zerrte – Jack ließ sich einfach nicht aufhalten. Wie ein unverwüstlicher Goliath marschierte er aus der Wohnung, ohne Jacke.
Julian tobte und fluchte. Dieser widerspenstige Trotzkopf machte immer, was er wollte! Er störte sich an gar nichts! Bei seinen Vorgängern hatten die Maschen immer gezogen!
Eine Bratpfanne, dachte Julian wütend. Das war das blödeste Geschenk, das ihm je gemacht wurde. Mal abgesehen von den Scheibenwischern, mit denen sein Vater ihn vor drei Jahren beglücken wollte. Julian hatte nie verstanden, warum man jemandem Scheibenwischer schenkte, wenn dieser jemand gar kein Auto besaß.
Er brauchte etwas zum Schnöckern. Einen süßen Trost. In der Küche stand noch der Teller mit den Erdbeeren. Seltsamerweise hatte Jack aus irgendeinem Grund den Mörser herausgekramt und es blieb ihm schleierhaft, warum er ausgerechnet Zucker hineingeschüttet hatte. Die Küche war normalerweise ein Ort, den Jack mied wie der Teufel die Kirche. Dafür kannte er sämtliche Sparangebote von McDonalds und Burger King in- und auswendig.
Aber es war Julian auch egal. Er tunkte die Erdbeeren nacheinander in den Mörser, bis sie alle mit einer feinen Zuckerschicht bestäubt waren. Er mampfte das ganze Obst und die Sahne vom Teller.
Da ihn jede einzelne Erdbeere an Jack erinnerte, ging er zur Garderobe und durchsuchte die Taschen der Hugo Boss-Jacke, die gleich neben seinem Dolce & Gabana-Mantel hing. Kondome, Rotzfahnen, Kugelschreiber und … Julian nestelte einen Notizzettel aus dem Innenfutter. Eine Telefonnummer und ein ominöser Name waren darauf vermerkt: Peter Pumpgun.
Wer zum Teufel war das?
Jack hatte diesen Namen nie erwähnt.
Julian stand kurz vor einer Explosion. Die Gedanken in seinem Kopf verhedderten sich zu einem Knäuel aus kränkenden Fantasien und Spekulationen, was Jack mit diesem Peter Pumpgun anstellte.
Julian musste etwas unternehmen, musste sich abreagieren. Hysterisch fegte er von einem Raum in den anderen und wusste nicht, was er tun sollte. Im Wohnzimmer schlug er mit der Bratpfanne einem der Glitterrentiere den Kopf ab. Und auch die Weihnachtsballerina seiner Mutter endete als Splitterhaufen auf der
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