Pink Christmas 2 (German Edition)
trinke?“
„Mal sehen“, antwortete Julian und schaute griesgrämig zur Seite.
„Dann kipp’ auch gleich die beiden Wodkaflaschen hinterher, die du in einem deiner Geschenke auf dem Schlitten versteckst.“ Jack nickte in Richtung der Glitterrentiere neben dem Sofa.
Julian sah ihn entsetzt an. Sein Blick fragte Woher weißt du davon?
„Hab sie beim Staubsaugen gefunden. Du weißt schon, an dem Tag, als du mich zur Sau gemacht hast, weil Petit Gougou angeblich so viele Haare verliert.“
„Lass mich bitte allein!“ Julian spielte den sterbenden Schwan und sank vor der Toilette zusammen. „Die Fliesen sind so kalt. Ich halte das nicht mehr aus. Ich kann nicht mehr. Ich brauche meine Beruhigstabletten. Hol mir meine Pillen …“
Jack stöhnte resignierend auf. Es hatte sowieso keinen Sinn, jetzt ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen. Julian inszenierte jetzt seine ganz persönliche Show vom überforderten Pechvogel. Er liebte die Opferrolle. Also tat Jack, was Julian ihm auftrug, bevor er es sich gänzlich mit dem Sex für diesen Abend vermasselte. Er trottete ins Schlafzimmer zum Nachtschrank. In der oberen Schublade lag eine Packung Tavor zwischen Kondomen, halb aufgebrauchter Gleitcremetuben, einem Keilriemen und anderen Medikamenten. Jack hatte die Tavortabletten schon in der Hand, als er plötzlich inne hielt und grübelte.
Wollte er wirklich einen müden, lethargischen Trauerkloß auf der Couch? Einen schlaffen, lustlosen, alten Sack? Das würde ein ziemlich langweiliger Heiligabend werden. Ohne Sex. Vielleicht brauchte Julian mal was Anständiges, das ihn wirklich auf andere und vor allem positive Gedanken brachte. Und möglicherweise hätten sie dann auch den animalisch wilden Sex, den Jack sich immer wünschte, aber nie bekam.
Jack drückte eine Tablette mit 2,5 Milligramm Wirkstoff aus dem Plastik, warf die Packung wieder in die Schublade und schloss sie. Auf Zehenspitzen schlich er zum Flur hinaus und stahl sich leise zur Garderobe. Er wühlte in seiner Jackentasche herum. Dort befand sich nämlich eine kleine Metalldose mit Magnetverschluss. Als er sie fand, ging er in die Küche und öffnete sie. Darin glänzte eine weiße, transparente Substanz, die ein wenig an gestampftes Eis oder winzige Kristalle erinnerte: Crystal. Der letzte Rest vom Wochenende. Da er Julian niemals dazu bewegen würde, sich das Zeug durch die Nase reinzuziehen, gab er eine geringe Menge davon in den Mörser und zermalmte sie mit dem Stößel in ein feines Pulver. Dieses schüttete er in eines der beiden Sektgläser, die verwaist auf der Anrichte standen. Mit Leitungswasser aufgefüllt, fertig. Es war ja nur eine klitzekleine Dosis, die er Julian untermischte. Die würde ihn schon nicht umbringen.
„Was machst du denn?“, rief Julian aus dem Bad. „Es geht mir wirklich richtig dreckig!“
„Einen Augenblick, Schatz! Bin sofort bei dir!“
Mit dem Sektglas und der Tavor-Tablette bewaffnet kehrte er ins Badezimmer zurück, tat ganz harmlos und ging neben Julian, der noch immer wie ein Häufchen Elend vor der Toilette kauerte, in die Knie.
„Hier, nimm das. Das wird dir helfen.“
Julian schob die Tablette in den Mund, warf den Kopf in den Nacken, schluckte und spülte mit dem Wasser nach.
„Du liebst mich doch, oder?“, fragte er.
„Du bist das Einzige auf der Welt, das ich habe. Ich verstehe immer noch nicht, warum du wie aus heiterem Himmel der Meinung bist, es gäbe einen anderen.“
„Ich brauch dringend Alkohol.“
„Den hast du gerade im Klo entsorgt.“
„Ist kein Wodka mehr da?“
„Den wiederum hab ich im Klo entsorgt. Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Die Kerzen am Tannenbaum brennen unbeaufsichtigt.“
Julian legte den Kopf schief und starrte geistesabwesend auf das leere Sektglas, das er neben sich abgestellt hatte. Er nahm es und tauchte es in das Toilettenwasser ein. „Gott sei Dank hab ich nicht auf die Spülung gedrückt.“ Julian trank einen ordentlichen Schluck von seinem speziellen Gebräu. „Wenn dich alle im Stich lassen, ist Alkohol immer noch dein bester Freund.“
„Das ist ekelig“, bemerkte Jack und warf einen vorwurfsvollen Blick in die Kloschüssel. „Bäh“, sagte er abfällig. „Du willst in eine 120 Quadratmeterwohnung ziehen und schaffst es nicht, den Urinstein zu entfernen? Wie willst du denn dann eine große Wohnung sauber halten?“
Zum Glück machte Jacks Handy dem unliebsamen Klima ein Ende. Es plärrte die Melodie von Lady Gagas Pokerface.
Jack
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