PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
riskiert. Die Bodyguards standen davor und haben mich sanft ins Zimmer zurückgeschoben. Na ja, so weit man mit ungefähr einer Tonne Muskeln »sanft« schieben kann.
Was soll das alles? Ich habe auf dem Flughafen doch nur nach Deiner Oma gefragt! Warum bringen die mich nach Tokyo, halten mich gefangen und füttern mich mit Sushi und Miso-Suppe? Für einen Sumo-Ringer bin ich viel zu dünn und von rohem Fisch und Wassersuppe nimmt man doch nicht zu! Da wären unsere Walkürenbällchen schon besser geeignet.
Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten. Vielleicht erfahre ich ja morgen, was ich hier soll – wenn ich dann noch aus dem Bett komme.
Wenn ich kann, melde ich mich wieder!
Berry
PS: Du hast mir übrigens immer noch nicht geschrieben, was »Ich bin satt« auf Japanisch heißt. Weiß Deine Großmutter es nicht oder will sie es Dir nicht sagen? Hoffentlich ist sie nicht sauer auf mich!
PPS: Haben Gotthilf und Genoveva eine schöne Krone bekommen? Sind die jetzt Schweinescheiche oder so was? Oder muss Genoveva in den Harem?
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Japanischkurs
Hi, Belly-san!
»O naka ga ippai«, heißt der Zaubersatz. Das kannste allerd ings nur sagen, wenn Ihr Euch sehr gut kennt, also zumindest auf Du und Du seid, haha. Biste doch bestimmt mit Deiner Geisha inzwischen, oder?
Ach so, das heißt übrigens: »Ich bin satt.«
Ich hoffe, es klappt. Ist zwar nur ’ne kleine Erleichterung für Deine Situation, aber wir müssen ja irgendwo anfangen.
Das Gespräch mit meiner Großmutter, hm, nun ja, sagen wir mal so: Es lief nicht nach Plan. Leider.
Wir saßen auf dicken plüschigen Kissen und haben supersüßen Pfefferminztee getrunken. Das heißt, meine Großmutter saß natürlich nicht auf einem Kissen auf dem Boden. Als einer der Scheich-Diener eine einladende Geste in Richtung Kissen und Boden machte, schoss sie ihm einen Blick zu, dass er sich sofort zu Boden warf und um Vergebung wimmerte. Dann schleppte er schnell einen Stuhl herbei. So viel zu: Sitten und Gebräuche anderer Kulturen respektieren und annehmen.
Wir haben auf Scheich Rashid gewartet und ich dachte, das ist der geeignete Moment, mal das Gespräch auf Dich und die Bredouille, in der Du steckst, zu bringen.
Ich wollte zunächst Deinen japanischen Rettungssatz in Erfahrung bringen. Und da meine Großmutter es sich ja zu eigen macht, in den Restaurants, in die sie geht, in der jeweiligen Landessprache zu bestellen, müsste Japanisch zu ihrem Repertoire gehören.
»Was heißt eigentlich: ›Ich bin satt‹ auf Japanisch?«
»Ana Scheba-an.«
»Das klingt aber irgendwie arabisch.«
»Ist es auch.«
»Du hast mich falsch verstanden. Ich wollte wissen, was es auf Japanisch heißt.«
»Ich habe dich nicht falsch verstanden, ich sehe nur keinen Grund, wieso du diesen Satz in einer Sprache wissen möchtest, für die du zurzeit keine Anwendung hast.«
»Ich .. . also .. . mein Zimmermädchen ist eine Japanerin und sie füttert mich ständig.«
Der Blick meiner Großmutter trifft mich hart. Ich glaube, ich hab davon einen blauen Fleck bekommen.
»Mathilda?!«, sagt sie nur eisig und ich schlucke.
Ich mache einen Rückzieher. »Okay, das ist nicht der Grund.«
Sie ist noch nicht zufrieden und hebt eine Augenbraue.
»Genau genommen habe ich kein japanisches Zimmermädchen«, füge ich hinzu.
Sie nimmt einen Schluck Tee.
Und ich mache einen erneuten Vorstoß: »Sagst du es mir trotzdem?«
»O naka ga ippai.«
Ich nicke und murmle den Satz vor mich hin.
»Allerdings kannst du diese Formulierung nur verwenden, wenn du gut befreundet bist mit dem Adressaten«, fügt meine Großmutter noch hinzu.
Gut, Deinen Satz habe ich schon mal. Jetzt weiter. Nun muss ich ihr den Rest Deiner Geschichte erzählen. Eigentlich blöd, ich hätte ihr sagen sollen, wieso ich diesen Satz brauche. Aber Du kennst ja meine Großmutter, sie ist extrem einschüchternd. Mich schüchtert sie zwar nicht ein, mich verunsichert sie nur. Reicht aber auch schon, ist kein sehr bekanntes Gefühl für mich. Außerdem will ich unbedingt, dass sie Dich weiterhin mag, denn wenn Du erst mal auf ihrer Abschussliste stehst, kannste einpacken.
»Berry ist nicht mit uns geflogen«, fange ich mit dem Offensichtlichen an.
Meine Großmutter sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Nun, ich danke dir für diese Mitteilung, Mathilda. Aber das ist mir durchaus aufgefallen.«
Schlechter Anfang.
»Was du mir vielleicht
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