PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
ihm sein blauer Anzug passt. Er ist ihm zu kurz, sowohl an den Armen als auch an den Beinen. Mit zwei Worten: Der Japaner, den die Geisha mit einer fast unterwürfigen Verbeugung begrüßt, ist dünn und lang. Mindestens so lang wie Kuhlhardt. Und Du kennst ja die Statur von unserem coolen Privatdetektiv. Allerdings hatte der Japaner keinen Hund dabei, von dem er behauptet, er sei die Wiedergeburt seines Partners. Ehrlich, MAX, ich wünschte, Kuhlhardt und Lipinski wären hier. Dann würde ich mich wohler fühlen. Vielleicht sehe ich die beiden ja bald wieder – zumindest wenn ich mache, was ich machen soll. Aber ich habe Dir ja immer noch nicht gesagt, was das ist.
Der lange, dünne Japaner verbeugt sich im Gegensatz zur Geisha kaum merklich und murmelt etwas auf Japanisch. Die Geisha verbeugt sich noch ein wenig tiefer und husch, weg ist sie. Ich hoffe inständig, er hat ihr nicht aufgetragen, mir etwas zu essen zu besorgen. Mit zitternden Knien steige ich aus dem Bett. Ich brauche meine ganze Kraft, um mich hochzuwuchten. Und da soll noch einer sagen, Fisch sei leichte Kost!
Der dünne Japaner schließt die Tür und kommt mit einem Zahnpasta-Lächeln auf mich zu.
Ich zermartere mir das Hirn, wie ich ihm klarmachen kann, dass ich weder Japanisch spreche noch Hunger habe, da sagt er: »Willkommen in meinem Land, verehrter Herr von Hardenberg. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Suzuki. Kazuki Suzuki.«
In dem Augenblick war ich zu verdattert, um ihm zu sagen, dass ich nicht von Hardenberg heiße.
»Suzuki?«, fragte ich stattdessen. »Das sind doch diese Motorräder.«
Suzuki lächelt mich freundlich an. »Mein Name ist in Japan durchaus geläufig. Auch ohne Motorräder.«
Mir wird wieder einmal klar, wie dämlich ich manchmal bin. Kann aber auch an den Sushis gelegen haben, die gerade in meinem Magen versuchten wieder schwimmen zu lernen.
»Sie sprechen Deutsch?«, frage ich eher aus Verlegenheit, da ich genau das ja gerade gehört hatte.
Das Zahnpasta-Lächeln wird noch ein wenig strahlender. »Ein wenig. Ich habe einige Jahre in Deutschland gelebt und studiert. – Kann ich etwas für Sie tun?«
»Nein danke. – Ja! Doch! Könnten Sie bitte der Geisha sagen, dass ich keinen Hunger mehr habe?«
»Geisha?«, fragt der dünne Suzuki und zieht die Augenbrauen hoch.
»Ja, diese Frau, die Sie gerade begrüßt haben und die dann verschwunden ist – wahrscheinlich, um Sushi zu besorgen.«
Suzuki lächelt mich fast mitleidig an. »Das war keine Geisha, sondern eine Hotelangestellte. Sie hatte den Auftrag, sich um Ihr leibliches Wohl zu kümmern. Wir haben angenommen, dass Sie nach dem langen Flug hungrig und durstig sind. – Sind Sie noch hungrig oder durstig?«
»Nein!«, rufe ich. Genauer gesagt schreie ich fast. »Ich habe genug – für die nächsten drei Monate.«
Suzukis Lächeln wird gütig. »Dann sind wir zufrieden.«
»Wir?«, frage ich. »Wer ist das?«
»Wir, die wir in den Diensten von Herrn Hashimoto stehen.«
»Aha, Herr Hashimoto also«, sage ich nur und frage mich, ob ich womöglich irgendwas zwischen unserem Flughafen und diesem Hotelzimmer nicht richtig mitbekommen habe.
Suzuki sieht auf seine Armbanduhr, die haltlos an seinem dünnen Handgelenk baumelt. »Herr Hashimoto wird uns gleich mit seiner Anwesenheit beehren, um Sie als unseren Ehrengast würdig zu begrüßen.«
Ehrlich, MAX, dieser lange, dünne Suzuki spricht total gut Deutsch. Allerdings so geschwollen, dass ich ihn schon fragen will, ob er es vielleicht bei Deiner adligen Oma gelernt hat.
»Ehrengast?«, frage ich und gleichzeitig kommt mir ein aberwitziger Gedanke. »Habe ich vielleicht in einem Preisausschreiben gewonnen oder ist das hier so eine Fernsehsendung, in der sie Leute mit einer versteckten Kamera aufnehmen?«
Suzuki reißt die Augen auf und sein Unterkiefer klappt herunter. Ich denke schon, ich hätte einen Volltreffer gelandet, doch dann sieht er sich hektisch im Hotelzimmer um.
»Hier sind versteckte Kameras? Wo?«
»Nein! So habe ich das nicht gemeint. Ich dachte nur – vielleicht –«
Suzuki nickt heftig. »Ja, Sie haben recht, man kann nie wissen, welch üble Tricks sich die Gegenseite einfallen lässt.«
Da wusste ich es! Dachte ich jedenfalls.
»Gegenseite?«, rufe ich. »Sie reden von Camilla Honig, stimmt’s?«
»Honig?«
»Ja! Camilla Honig! Wir haben doch ihre Schweine – na ja, jedenfalls will sie sie wiederhaben!«
»Honig? Schweine?«, fragt Suzuki noch einmal und ich sehe
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