PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
Kürze einen großen Tag für die von Hardenbergs geben, wenn nämlich meine Neuerwerbung enthüllt und in einer feierlichen Zeremonie der Kunstwelt übergeben wird. Es handelt sich um einen Picasso. Ich erwarte euch alle im Kunstmuseum. Pünktlich um elf Uhr. Es ist eine geschlossene Gesellschaft, nur auserwählte Persönlichkeiten aus der Kunst-, Adels- und Geldszene werden da sein.« Sie blickte etwas leidend auf meine Mutter. »Ich hoffe, der Name Picasso sagt euch etwas.«
Meine Mutter strahlte. »Aber ja! Paloma Picasso! Sie hat eine eigene Schmuckkollektion für Tiffanys entworfen.«
Meine Großmutter zog hörbar Luft durch die Nase.
Schnell rief ich: »Und ihr Großvater Pablo gilt als Begründer des Kubismus. Eines seiner bekanntesten kubistischen Gemälde ist das 1907 entstandene Les Demoiselles d’Avignon . Es hat sozusagen den Kubismus ins Leben gerufen.«
Meine Großmutter war mehr als besänftigt. »Sehr gut, Mathilda. Und nun hat man – das wird dich interessieren – ein bislang völlig unbekanntes Bild entdeckt, Les cochons d’Avignon , das bereits ein Jahr zuvor entstanden ist und eindeutig Picasso zugeschrieben wird. Mir ist es gelungen, dieses Kunstwerk zu ersteigern, und ich werde es nun der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Solche Bilder gehören in Museen, die für jeden zugänglich sind, und nicht an private Wohnzimmerwände. Das Bild wird im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übermorgen präsentiert. Und ihr habt die Ehre und das Vergnügen, zum erlauchten Kreis der Personen zu gehören, die dieses Bild sehen dürfen, bevor es der Öffentlichkeit gezeigt wird. Also, ich gehe davon aus, dass ihr diese Einladung zu schätzen wisst.«
Meine Mutter schien sehr angetan. »Oh ja. Vielen Dank. Wird der Künstler auch da sein?«
Meine Großmutter fuhr sichtbar zusammen. »Wie meinst du das?«
»Na, Picasso. Kommt er auch?«
Meine Großmutter sah meinen Vater wütend an. »Wieso hast du nicht auf mich gehört?! Genau das habe ich dir vor 20 Jahren prophezeit.«
Auweia! Ich ging in Deckung, nun würde es sehr eklig werden.
»Worüber redet ihr?«, fragte meine Mutter.
Meine Großmutter hauchte ein Stöhnen hin und sagte zu meinem Vater: »Genau das meine ich.«
Mein Vater stand daraufhin auf und sagte mit exakt demselben Gesichtsausdruck wie meine Großmutter, nämlich kalter Verachtung: »Und genau das meine ich .« Er warf seine Serviette auf den Tisch. »Ich bedauere außerordentlich, aber gerade ist mir eingefallen, dass ich einen wichtigen Geschäftstermin wahrnehmen muss.«
»Wann?«, fragte meine Mutter.
»Jetzt sofort.« Er lächelte sie liebevoll an.
Meine Mutter schaute groß. »Wirklich, Schatz? Das ist aber ungeschickt.«
Meine Großmutter ließ ein feines Lächeln ihre Lippen umspielen und schaute triumphierend meinen Vater an.
Der wandte sich an meine Mutter. »Und ich hätte dich gerne bei diesem Termin dabei, Liebling.«
Meine Mutter strahlte. »Wirklich?« Dann fiel ihr Blick auf meine Großmutter. »Aber wir können doch deine Mutter nicht ganz alleine hier sitzen lassen.«
»Ich schätze, darin hat sie Übung«, meinte mein Vater nur knapp. Dann schaute er mich an. »Toni?«
Ich blickte flehentlich zurück. »Ich hab wirklich Hunger, ganz im Ernst.«
Meine Mutter nickte mir zu. »Das ist eine gute Idee. Bleib du mal bei deiner Großmutter, Xeni. Vielleicht dauert der Termin deines Vaters nicht so lange, dann kommen wir wieder und holen dich ab.«
Ich seufzte. »Ich denke, der dauert. Aber Großmutters Chauffeur kann mich ja heimbringen.«
Nachdem meine Eltern gegangen waren, fing meine Großmutter an, auf meiner Mutter rumzuhacken.
Ich sagte kein Wort dazu. Als sie eine Atempause einlegte, sah ich meine Großmutter an und fragte: »Magst du mich eigentlich?«
Sie hätte sich fast verschluckt. Zum einen, weil wir solche Fragen in unserer Familie natürlich nicht stellen, und zum anderen, weil sie sehr wohl wusste, worauf ich hinauswollte.
Sie schloss die Sache ab, indem sie sagte: »Jedenfalls möchte ich nicht, dass du unter deinem Stand heiratest, Mathilda.«
Ich warf höflich ein: »Die Historie zeigt, dass frisches Blut einer Familie gelegentlich nicht schadet, das schützt vor Degeneration.«
Meine Großmutter schnappte nach Luft. »Mit deiner Mutter haben wir genug frisches Blut in der Familie für die nächsten drei Generationen.«
Ich weiß ja nicht, wie das bei Eurer Familie ist, aber bei uns hab ich immer das Gefühl, um uns herum
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