Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
und siegessicher.
    Dann schaute er zu Mike. »Er hat sich schon alles vorgestellt. Ihm fällt nichts mehr ein. Seine Uhr hat aufgehört zu ticken. Aber du, kleine Piper, bist voller Ideen.«
    Piper trat einen Schritt zurück. Jetzt begriff sie. Jede Uhr im Zimmer des Rastlosen stand für ein Kind, das nach Septemberland gekommen war. Deshalb hatten die anderen Uhren nicht getickt. Mike und all die anderen Kinder, die vor ihr gekommen waren, hatten aufgehört, sich Sachen vorzustellen. Ihr gehörte die letzte Uhr. Und weil ihre Uhr noch tickte, weil sie noch voller Fantasie war, brauchte der Rastlose sie.
    Er sah jetzt gebieterisch auf das Mädchen herab. »Und du, Fuchs«, knirschte er, »kommst mir nicht in die Quere. Du kannst nichts tun, das weißt du.«
    Belstone sagte nichts. Er funkelte den Rastlosen nur wütend an.
    Piper hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Es war ja so einfach. Wenn man erst einmal damit begonnen hatte, sich Dinge vorzustellen, konnte man gar nicht mehr damit aufhören. Man dachte fortwährend daran, wie etwas sein könnte, daran, was als Nächstes passieren wird.
    Piper stellte sich vor, wie sie hier, in diesem Septemberland, altern würde. Nichts würde ihr mehr einfallen. Sie würde leer sein. Sie stellte sich vor, wie ihre Eltern und Onkel
George sie vermissten. Sie stellte sich sogar vor, wie Nora und Kelly ihren leeren Platz in der Klasse anschauen würden.
    »Nein«, sagte Piper entschlossen.
    Das war es, was der Rastlose wollte. So funktionierte sein Spiel. Sie musste ihre Fantasie sofort stoppen.
    »Nein«, sagte Piper noch mal, diesmal war es fast schon ein wütender Schrei.
    »Hilf mir, Belstone«, flehte sie. Sie spürte jetzt Angst in sich aufkommen; die Angst davor, niemals mehr von hier fortzukommen. Oh ja, sie wusste, dass auch diese Angst dazu führen würde, dass sie sich alle möglichen Auswege aus ihrem Dilemma vorstellen würde. Sie musste damit aufhören.
    »Du musst dir selbst helfen«, sagte Belstone wieder.
    Aber wie? Piper war den Tränen nah, so sehr strengte sie sich an. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der zuvor noch nicht da gewesen war. Was, wenn sie genau deshalb, wegen ihrer Vorstellungskraft, die Einzige war, die sich und damit auch alle anderen befreien konnte? Aus eigener Kraft, hatte der Fuchs gesagt.
    Mike formte mit den Lippen einen Satz: Zettel! Denk an den Zettel!
    »Hör nur hin!« Der Rastlose funkelte Piper aus seinen schwarzen Augen an. »Selbst der Fuchs kann dir nicht helfen.«
    Doch als er das gesagt hatte, vernahm Piper plötzlich ein Summen.
    Zuerst war es ganz leise, weit entfernt. Doch es schwoll an, wie Donner, der eilig naht.
    Piper kannte dieses Geräusch.
    Der Rastlose wurde unruhig. Er starrte in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
    Als er sah, was sich da näherte, schrie er auf.
    Piper sagte nur fassungslos: »Die Bienen.«
    Kurz war es ganz still um sie herum, dann brach tosend die Hölle los.
    Der Bienenschwarm stürzte sich auf den Rastlosen und hüllte ihn vollständig in eine wilde schwarz-gelbe Wolke ein. Der Rastlose schlug wie wild um sich.
    »Er ist jetzt abgelenkt«, sagte Belstone, der plötzlich ganz quicklebendig und aufgedreht wirkte. »Beeil dich!«
    »Was muss ich tun?«
    »Nach Hause gehen.«
    Piper konnte den Blick kaum von dem tosenden Bienenschwarm lösen. Sie waren wirklich gekommen, um ihr beizustehen. Hatte sie es sich gewünscht?
    »Wie komme ich nach Hause?«
    »Du musst den Weg sehen.«
    »Ich muss den Schrankkoffer finden.« Das war die einzige Möglichkeit. Sie musste den richtigen Schrankkoffer finden; den, der sie hergebracht hatte.
    Belstone schüttelte energisch den Kopf.
    »Denk weiter nach«, trieb er sie an. »Du musst von selbst daraufkommen.«
    »Aber wie?«, schimpfte Piper laut. So schwer konnte das doch nicht sein. Es war zum Ausrasten!
    »Mach die Augen auf!« Das war alles, was Belstone ihr riet.
    Pah! Nachdenken! Die Augen aufmachen!

    Der Rastlose wirbelte in der Bienenwolke herum, warf sich zu Boden, fauchte, fluchte, das alles in einer Sprache, die Piper noch nie zuvor gehört hatte.
    Schneller, schneller, schneller, dachte Piper panisch. Die Bienen würden den Rastlosen bestimmt nicht auf ewig beschäftigen können.
    Nachdenken, okay. Aber wie sollte ihr das helfen? Hinschauen! Die Augen öffnen! Sie hatte das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen.
    »Ich muss den Schrankkoffer gar nicht finden«, versuchte sie es.
    Belstone nickte.
    »Weil ich ihn nicht brauche.«
    »Genau.«

Weitere Kostenlose Bücher