Piper und das Rätsel der letzten Uhr
aus denen der Name DARREN besteht, umformte, dann erhielt man NARDER. Das hatte sie einmal in der Schule gelernt und es sich gemerkt, weil sie fand, dass es irgendwie abenteuerlich war. So konnte man jedes Wort verschlüsseln… Verschlüssel… Schlüssel… Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
Aber im nächsten Moment dachte sie schon nicht mehr darüber nach. Schließlich gab es keinen Grund mehr. Sie war wieder in Buckbridge und der Albtraum war vorbei.
Vielleicht war es ja wirklich nur ein Traum gewesen. Es war doch völlig absurd, dass es stimmte, was der Rastlose gesagt hatte. Dass sie nach Septemberland gekommen war, weil sie sich so sehr gelangweilt hatte. Und dass sie ihre Langeweile beim Rastlosen zurücklassen musste, um zurückzukehren. Sie stellte sich vor, wie der an einem Tisch in seiner Erdlochwohnung saß, vor sich einen Teller mit einer riesigen Portion Piper-Langeweile, die ganz wabbelig war und pechschwarz. Piper stellte sich vor, wie er mit Messer und Gabel kleine Stücke aus dieser Masse schnitt, weil er Stück für Stück ihre Langeweile aufaß. Das war doch völlig verrückt!
Piper rieb sich die Augen.
Sie fühlte sich erschöpft. Und sie war froh.
Hier, in Buckbridge-in-the-Moor, war alles wirklich. Es roch nach Nieselregen, nach Wolken und saftigem Gras. In der Ferne sah man das Moor, die grünen Hügel mit den Mauern und Hecken.
Piper schlenderte, nachdem sie sich von den Bienen verabschiedet hatte, die Straße entlang.
Natürlich hatte sie nicht vergessen, die Bücher mitzunehmen. Sie hatte Mr Aysgarth immerhin versprochen, sie vor ihrer Heimreise zurückzubringen. Und Versprechen pflegte Piper auch einzuhalten.
Auf ihrem Weg in die Bücherei begegnete sie den Dorfbewohnern, die ihren Geschäften nachgingen.
Ein paar Frauen blieben tratschend beieinanderstehen, stellten ihre Einkaufstüten auf den Gehwegen ab und sahen ihr hinterher. Der Briefträger kam auf seinem Fahrrad vorbeigefahren und winkte ihr zu. Ein Bauer tuckerte mit seinem Traktor samt Anhänger voller Strohballen an ihr vorbei.
Alles wie immer, dachte Piper.
Nach zehn Minuten Fußweg erreichte sie die Bücherei.
Die Tür machte den vertrauten Klingelingeling-Ton, als sie eintrat.
Mr Aysgarth stand über eine Kiste gebeugt im hinteren Teil des Raums. Er war gerade dabei, eine neue Bücherlieferung in die Regale einzusortieren. Als es bimmelte, schaute er auf.
»Ah, unser Gast«, begrüßte er sie. Dann sah er die beiden Bücher in Pipers Hand. »Hast du beide schon ausgelesen?«
»Ich fahre nach Hause«, sagte Piper. »Schon heute Nachmittag.«
»Na, das ist doch eine Überraschung.« Mr Aysgarth kam zu ihr und nahm die Bücher entgegen. Mit kritischem Blick untersuchte er sie nach Stellen, die womöglich beschädigt worden waren. »Alles in Ordnung, würde ich sagen.
Leserinnen wie dich mögen wir.«
»Danke«, sagte Piper höflich.
Mr Aysgarth drehte sich um und wollte beide Bücher ins Regal mit den Vormerkungen stellen. Dabei fiel ihm das Buch über den Otter auf den Boden. Schnell bückte er sich und hob es wieder auf.
Für einen Augenblick glaubte Piper zu sehen, dass die Blätter in dem Buch leer waren. Doch dann verjagte sie den Gedanken gleich wieder. Vermutlich hatten ihre Augen ihr nur einen Streich gespielt.
»Also dann«, sagte Mr Aysgarth, »wünsche ich dir noch schöne restliche Stunden bei uns.« Er zwinkerte ihr über die Ränder seiner Brille hinweg zu. »Und natürlich eine gute Heimreise nach…«
»St. Ives«, sagte Piper.
»St. Ives«, beendete Mr Aysgarth seinen Satz.
»Danke«, sagte Piper.
»Bitte«, sagte Mr Aysgarth und lächelte.
Piper lächelte zurück.
Dann verließ sie die Bücherei.
Vorne bei der Bäckerei liefen zwei Mädchen über die Straße. Piper konnte sie nur von hinten sehen. Irgendwie kamen die Schuluniformen ihr bekannt vor. Beim genaueren Hinsehen hatten sie außerdem seltsam abstehende Ohren. Sie kicherten beim Laufen, das eigentlich mehr wie ein Hoppeln aussah, und dann waren sie auch schon um die Ecke verschwunden.
Plötzlich wurde Piper ganz heiß und kalt, und das sogar gleichzeitig. Sie blieb stehen.
Ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Irgendwas stimmte hier nicht. Die Freude von vorhin wich einer vorsichtigen Ahnung.
Sie dachte an die Zeilen auf dem Zettel, den Mike ihr gegeben hatte.
Du siehst den Weg
und siehst ihn nicht.
Du kannst ihn gehn
und kannst doch nicht.
Sie drehte sich um.
Langsam.
Sie spürte, wie ihr das Herz
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