Piper und das Rätsel der letzten Uhr
kein guter Traum, den du da hattest.« Er dachte eingehender über die Sache nach. »Aber Dartmoor ist ein Naturschutzgebiet. Da kann man nicht einfach seinen Müll in die Moore kippen.« Er musste lachen bei dem Gedanken. »Das ist verboten.«
Piper nickte verständnisvoll. Trotzdem musste sie ganz schön verzweifelt ausgesehen haben, denn Onkel George sagte schnell:
»Ich kann ihn aber trotzdem fortbringen.«
»Wohin?« Es war wichtig, dass kein Kind mehr in den Schrankkoffer geraten konnte.
»Ich kann ihn später rauf nach Ponsworthy mitnehmen. Percy Hemery hat einen Container mit Presse auf seinem Hof. Da stecken wir das Ding rein und nichts wird von ihm übrig bleiben.«
Das klang perfekt! »Würdest du das für mich tun?«
Onkel George zuckte die Achseln. »Betrachte es als erledigt.«
Piper ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke, Onkel George«, sagte sie und freute sich.
»Bitte«, sagte Onkel George. Und damit war diese Sache erledigt.
Sie aßen in Ruhe ihr Frühstück zu Ende und Piper hoffte, dass damit dann wirklich alles erledigt war.
Sie war natürlich dabei, als Onkel George den Schrankkoffer die Treppe hinunterschaffte und hinten in dem Rover deponierte. Piper achtete darauf, dass er beim Verladen verschlossen blieb.
»Bist du sicher, dass nichts mehr drin ist, was du brauchst?«, wollte Onkel George wissen.
»Ganz sicher«, antwortete Piper.
»Na, dann…« Er knallte die Tür zu und ging nach vorne.
Piper lief ihm hinterher. »Darf ich dir noch eine Frage stellen?«
»Du quasselst viel heute Morgen.« Trotzdem blieb er stehen. »Okay, stell die Frage.« Dabei schaute er auf die Uhr. »Ich muss in einer halben Stunde die Post eingeworfen haben, wenn sie heute noch rausgehen soll.« Onkel George hasste Papierkram, so viel war klar.
»Kennst du einen Fuchs?«
Er öffnete die Fahrertür. »Einen Fuchs?«
»Ja.«
»Meinst du den, der immer hier ums Haus schleicht?«
Sie nickte.
»Der lebt hier in der Gegend«, sagte er.
»Und?«
»Ich habe ihm vor langer Zeit das Leben gerettet.«
Na, das klang interessant. »Im Ernst?«
»Seine Mutter wurde damals von einem Auto überfahren. Oben in Belstone.« Er deutete nach Norden. »McAllister hat da einen Hof. Er hat später in den Hecken einen Bau entdeckt mit zwei Jungfüchsen. Wollte sie einfach ersäufen, drüben beim Meldon-Reservoir, aber auf dem Weg dorthin ist er mir über den Weg gelaufen.«
»Und du hast sie gerettet«, sagte Piper und schaute ihren Onkel bewundernd an.
»Irgendwie schon. McAllister hat mich gefragt, ob ich sie haben will.« Er zuckte die Achseln. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich habe beide mitgenommen und aufgepäppelt. Den einen habe ich Buckbridge getauft und später, als er alt genug war, oben in Belstone freigelassen, den anderen habe ich Belstone genannt und hier in Buckbridge freigelassen.«
Dann hatte Belstone also noch einen Bruder oder eine Schwester, dachte Piper.
»Belstone schleicht oft ums Haus herum«, erklärte Onkel George weiter. »Sein Bau ist irgendwo da draußen.« Er zeigte zu den Hügeln hinter der Mauer mit den Bienenstöcken. »Ihm scheint es gut zu gehen.«
»Er ist ein feiner Fuchs«, sagte Piper.
»Hast du ihn gesehen?«
Ich habe sogar mit ihm gesprochen, hätte sie am liebsten gesagt. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier.
Onkel George ließ es dabei bewenden. Er sprang in den Rover und ließ den Motor an. »Sag dem hässlichen Schrankkoffer Lebewohl.«
»Leb wohl«, sagte Piper.
Dann, nachdem er versprochen hatte, zum Mittagessen wieder da zu sein, fuhr er los. Und Piper sah ihm zufrieden hinterher.
Sie ging hinter das Haus und setzte sich auf die Mauer. Dabei achtete sie darauf, sich auf den Saum der Regenjacke zu setzen, denn alles war nass vom Nieselregen in der Nacht.
So saß sie eine Weile da und schaute aufs Moor hinaus, wo irgendwo der Fuchs lebte. Sie fühlte sich gut, weil sie hier in Buckbridge-in-the-Moor war und viele Dinge nicht gesehen hätte, wenn sie nicht hergekommen wäre. Sie hörte die Bienen summen, hinten in den Stöcken. Der Wind, der ihr ins Gesicht blies, roch nach fernem Torf und dem Bach, der irgendwo plätscherte. All das kam ihr auf einmal ganz wunderbar vor.
»Manchmal«, sagte sie laut, »wird alles gut.«
Sie lächelte, weil ihr danach war. Jetzt wusste sie, dass es nicht schlimm war, wenn nichts passierte. Nun ja, es war schon schlimm, aber nicht so richtig schlimm.
»Es ist vorbei«, flüsterte sie.
Später
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