Pippi Langstrumpf
Annika Karten für den ersten Platz, ohne daß sie etwas zu bezahlen brauchten. Auf diese Weise bekamen Pippi, Thomas und Annika Plätze auf feinen, roten Stühlen direkt vor der Manege. Thomas und Annika wandten sich mehrmals um, um ihren Schulkameraden zuzuwinken, die weiter hinten saßen.
„Das ist eine komische Bude hier“, sagte Pippi und schaute sich verwundert um. „Aber wie ich sehe, haben sie Sägespäne auf dem Fußboden verschüttet. Ich nehme das ja nicht so genau, aber ich finde, es sieht unordentlich aus.“
Thomas erklärte Pippi, daß in allen Zirkussen Sägespäne auf der Erde lägen, damit die Pferde besser darauf laufen könnten.
„Aha“, sagte Pippi.
Auf einer Estrade saß die Musikkapelle des Zirkus, die plötzlich anfing, einen schmetternden Marsch zu spielen. Pippi klatschte wild in die Hände und hüpfte vor Begeisterung auf ihrem Stuhl auf und nieder.
„Kostet es auch etwas, wenn man zuhört, oder kann man das umsonst?“ fragte sie.
Gerade da wurde der Vorhang zum Künstlereingang beiseitegezogen, und der Zirkusdirektor im schwarzen Frack und mit der Peitsche in der Hand sprang herein und mit ihm zehn weiße Pferde mit roten Federbüschen auf den Köpfen.
Der Zirkusdirektor knallte mit der Peitsche, und die Pferde liefen rund um die Manege. Dann knallte der Zirkusdirektor wieder mit der Peitsche, und da stellten sich alle Pferde mit den Vorderbeinen auf die Barriere, die die Manege umgab. Eines der Pferde stand direkt vor den Plätzen der Kinder. Annika gefiel es gar nicht, ein Pferd so dicht vor sich zu haben, und sie kroch auf ihrem Stuhl so weit nach hinten, wie sie konnte.
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Aber Pippi beugte sich nach vorn, hob das Vorderbein des Pferdes hoch und sagte:
„Servus! Ich soll dich vielmals von meinem Pferd grüßen. Es hat heute auch Geburtstag, aber es hat Schleifen im Schwanz anstatt auf dem Kopf.“
Glücklicherweise ließ Pippi den Fuß des Pferdes los, bevor der Zirkusdirektor das nächste Mal mit der Peitsche knallte, denn da sprangen alle Pferde von der Barriere herunter und fingen wieder an zu laufen.
Als die Nummer zu Ende war, verbeugte sich der
Zirkusdirektor höflich, und die Pferde liefen hinaus. Einen Augenblick später öffnete sich der Vorhang wieder für ein kohlschwarzes Pferd, und auf seinem Rücken stand eine schöne Dame in grünem Seidentrikot. Sie hieß Miß Carmencita, wie auf dem Programm stand.
Das Pferd trabte auf den Sägespänen in die Runde, und Miß Carmencita stand ganz ruhig da und lachte.
Aber da passierte etwas. Gerade als das Pferd an Pippis Platz vorbeikam, kam etwas durch die Luft gesaust, und das war niemand anders als Pippi selbst. Und da stand sie nun hinter Miß Carmencita auf dem Pferderücken. Zuerst war Miß Carmencita so betroffen, daß sie beinahe vom Pferd gefallen wäre. Dann wurde sie böse. Sie fing an, mit den Händen nach hinten zu schlagen, damit Pippi abspringen sollte. Aber das nützte nichts.
„Beruhige dich, reg dich ein paar Grade ab“, sagte Pippi. „Du glaubst wohl, nur du allein sollst deinen Spaß haben!
Unsereiner hat doch auch bezahlt!“
Da wollte Miß Carmencita selbst hinunterspringen, aber auch das gelang nicht, denn Pippi hielt sie mit einem ordentlichen Griff um den Bauch fest. Und da konnten alle Menschen im Zirkus nicht anders als lachen. Sie fanden, es sah komisch aus, wie die schöne Miß Carmencita von einem kleinen rothaarigen Ding festgehalten wurde, das da mit seinen großen Schuhen auf 61
dem Pferderücken stand und so aussah, als ob sie niemals etwas anderes gemacht hätte als im Zirkus auftreten.
Aber der Zirkusdirektor lachte nicht. Er machte seinen rotgekleideten Dienern ein Zeichen, das Pferd anzuhalten.
„Ist die Nummer schon zu Ende?“ fragte Pippi enttäuscht.
„Gerade jetzt, wo es so lustig war!“
„Du garschdiges Ding!“ zischte der Zirkusdirektor zwischen den Zähnen. „Mach, daß du fortkommst!“
Pippi sah ihn betrübt an.
„Was ist denn los?“ fragte sie. „Warum bist du böse auf mich? Ich dachte, daß wir Spaß haben sollten.“
Sie rutschte vom Pferd hinunter und setzte sich wieder auf ihren Platz.
Aber jetzt kamen zwei große Diener, um sie hinauszuwerfen.
Sie faßten sie an und versuchten, sie hochzuheben. Das ging nicht. Pippi saß ganz still und hielt sich am Sitz fest, und es gab keine Möglichkeit, sie vom Fleck zu rücken, obwohl sie zogen, was sie nur konnten. Und da zuckten sie die Achseln und gingen weg.
Inzwischen hatte die nächste
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