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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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die für Porzellan kaputtgeschlagen hat! An einem ganz bestimmten Wochentag tat sie es. An den Dienstagen, hat Großmutter gesagt. Jeweils um fünf Uhr am Dienstagmorgen konnte man das prächtige Mädchen in der Küche Porzellan zerschlagen 80

    hören. Sie begann mit den Kaffeetassen und Gläsern und mit anderen leichten Sachen, um dann mit den tiefen Tellern fortzufahren und dann mit den flachen, und sie schloß mit den Bratenschüsseln und Suppenterrinen. Das war den ganzen Vormittag ein Krach in der Küche, daß es die reine Freude war, sagte Großmutter. Und wenn Malli am Nachmittag auch noch Zeit hatte, ging sie mit einem kleinen Hammer in den Salon und schlug die antiken ostindischen Teller, die an den Wänden hingen, herunter. Jeden Mittwoch kaufte Großmutter neues Porzellan“, sagte Pippi, und sie verschwand oben von der Treppe wie ein Stehaufmännchen in der Schachtel.
    Aber jetzt war es mit Frau Settergrens Geduld zu Ende. Sie lief die Treppe hinauf, ins Kinderzimmer hinein und zu Pippi hin, die gerade angefangen hatte, Thomas beizubringen, auf dem Kopf zu stehen.
    „Du darfst niemals mehr herkommen“, sagte Frau Settergren,
    „wenn du dich so schlecht benimmst.“
    Pippi sah sie verwundert an, und langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    „Das konnte ich mir ja denken, daß ich mich nicht benehmen kann. Es hat keinen Zweck, es zu versuchen, ich werde es doch niemals lernen. Ich hätte auf dem Meer bleiben sollen.“
    Dann machte sie einen Knicks vor Frau Settergren, verabschiedete sich von Thomas und Annika und ging langsam die Treppe hinunter.
    Aber jetzt waren die Damen auch dabei, nach Hause zu gehen. Pippi setzte sich auf den Schirmständer im Korridor und sah zu, wie die Damen sich die Hüte aufsetzten und die Mäntel anzogen.
    „Wie schade, daß Sie mit Ihren Mädchen nicht zufrieden sind“, sagte Pippi leise. „Sie sollten so eine gehabt haben wie Malli. So was von einem guten Mädchen gibt es nicht wieder, hat Großmutter immer gesagt. Denken Sie nur, einmal zu Weihnachten, als Malli ein ganzes gebratenes Ferkel servieren 81

    sollte, wissen Sie, was sie da gemacht hat? Sie hatte im Kochbuch gelesen, daß das Weihnachtsferkel mit gekräuseltem Papier in den Ohren und einem Apfel im Mund serviert wird.
    Und die arme Malli hatte nicht begriffen, daß das Ferkel den Apfel im Mund und das gekräuselte Papier in den Ohren haben sollte. Das hätten Sie sehen sollen, wie sie am Weihnachtsabend mit gekräuseltem Kreppapier in den Ohren und mit einem großen Gravensteiner im Mund hereinkam.
    Großmutter sagte zu ihr: ,Du bist ein Schaf!‘ Und Malli konnte ja kein Wort zu ihrer Verteidigung hervorbringen, sondern sie wackelte nur mit den Ohren, so daß das gekräuselte Papier raschelte. Sie versuchte zwar, etwas zu sagen, aber es wurde nur ,blub, blub, blub‘. Ja, das war kein schöner Weihnachtsabend für die arme Malli“, sagte Pippi traurig.
    Die Damen waren jetzt fertig angekleidet und sagten Frau Settergren ein letztes Lebewohl. Und Pippi lief zu ihr hin und flüsterte: „Verzeihen Sie mir, daß ich mich nicht benehmen konnte! Auf Wiedersehen!“
    Dann schwang sie sich ihren großen Hut auf den Kopf und folgte den Damen.
    Aber an der Gartentür trennten sich ihre Wege. Pippi ging zur Villa Kunterbunt, und die Damen gingen nach der anderen Richtung.
    Als sie ein Stück gegangen waren, hörten sie ein Keuchen hinter sich. Es war Pippi, die angerannt kam.
    „Sie können mir glauben, daß Großmutter trauerte, als sie Malli verlor. Denken Sie nur, eines Dienstagmorgens, als Malli kaum mehr als ein Dutzend Teetassen zerschlagen hatte, rückte sie aus und ging zur See. Und Großmutter mußte an dem Tag das Porzellan selbst zerhauen. Und sie war es ja nicht gewohnt, die Ärmste, sie bekam Blasen an den Händen. Von Malli hat sie nie wieder etwas gesehen. Und das war schade, es war so ein prima Mädchen, hat Großmutter gesagt.“
    Dann ging Pippi, und die Damen eilten weiter. Aber als sie 82

    ein paar hundert Meter gegangen waren, hörten sie von weitem Pippi aus voller Lunge schreien:
    „Sie – hat – nie – mals – un – ter – den – Bet – ten – ge –
    fegt!“

    83

    Pippi tritt als Lebensretterin auf

    Eines Sonntagnachmittags saß Pippi da und überlegte, was sie anfangen könnte. Thomas und Annika waren mit ihren Eltern zu einer Teegesellschaft eingeladen, so daß sie also nicht kommen konnten.
    Der Tag war mit allerlei angenehmen Beschäftigungen ausgefüllt gewesen.

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