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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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ist das für ein Kind!“ würde er vielleicht hinter dem Zaun zu sich selbst sagen. „Ich glaube wahrhaftig, sie kriegt es fertig, das Pferd hochzuheben! Das ist doch das merkwürdigste Kind, das ich je gesehen habe!“
    Und da hatte er recht. Pippi war das merkwürdigste Kind, das es gab, wenigstens in dieser Stadt. Vielleicht gab es anderswo merkwürdigere Kinder, aber in der kleinen, kleinen Stadt gab es so etwas wie Pippi Langstrumpf nicht noch einmal. Und nirgends, weder in der kleinen Stadt noch auf einem anderen Fleck der Erdkugel, gab es jemand, der so stark war wie sie.

    106

    Pippi geht einkaufen

    An einem schönen Frühlingstag, als die Sonne schien und die Vögel zwitscherten und in allen Gräben Wasser floß, kamen Thomas und Annika zu Pippi herübergelaufen. Thomas hatte ein paar Zuckerstücke für Pippis Pferd mitgebracht, und Annika und er blieben eine Weile auf der Veranda und streichelten das Pferd, bevor sie zu Pippi hineingingen. Pippi lag noch im Bett und schlief, als sie hereinkamen. Ihre Füße lagen auf dem Kopfkissen, und der Kopf lag ganz tief unter der Bettdecke. So schlief sie immer. Annika kniff sie in den großen Zeh und sagte: „Wach auf!“
    Herr Nilsson, der kleine Affe, war schon wach und war auf die Deckenlampe hinaufgesprungen und hatte sich dort niedergelassen. So langsam fing es an, sich unter der Bettdecke zu bewegen, und plötzlich kam ein roter Kopf zum Vorschein.
    Pippi schlug ihre klaren Augen auf und lachte ein breites Lachen.
    „Ach, seid ihr es, die mich in die Zehen kneifen? Ich habe geträumt, daß es mein Vater war, der Negerkönig, der nachsehen wollte, ob ich Hühneraugen habe.“
    Sie setzte sich auf den Bettrand und zog ihre Strümpfe an.
    Der eine war schwarz, und der andere war geringelt.
    „Nee, wahrhaftig, man bekommt keine Hühneraugen, solange man die hier hat“, sagte sie und trat in ihre großen, schwarzen Schuhe, die genau doppelt so groß waren wie ihre Füße.
    „Pippi“, sagte Thomas, „was wollen wir heute machen? Wir haben schulfrei.“
    „Tja, die Sache ist wohl zu erwägen“, sagte Pippi. „Um den 107

    Weihnachtsbaum tanzen können wir nicht, denn den haben wir vor drei Monaten hinausgeworfen. Die Gräben sind nicht mehr zugefroren, sonst hätten wir den ganzen Vormittag Schlittschuh laufen können. Nach Gold zu graben, wäre ja ganz lustig, aber das geht auch nicht, denn wir wissen nicht, wo das Gold liegt.
    Das meiste Gold liegt übrigens in Alaska, und da kann man vor lauter Goldgräbern nicht durchkommen. Nein, wir müßten etwas anderes finden.“
    „Ja, aber etwas Lustiges“, sagte Annika.
    Pippi flocht ihr Haar in zwei harte Zöpfe, die vom Kopf abstanden. Sie überlegte.
    „Wie wäre es, wenn wir uns auf den Weg in die Stadt machten und einkaufen gingen?“ sagte sie schließlich. .
    „Aber wir haben kein Geld“, sagte Thomas.
    „Ich habe welches“, sagte Pippi. Und um es zu beweisen, ging sie gleich hin und machte ihren Koffer auf, der ganz voller Goldstücke war. Sie nahm eine ordentliche Handvoll und steckte die Münzen in ihre Schürzentasche mitten auf dem Bauch.
    „Wenn ich jetzt nur meinen Hut hätte, dann wäre ich fertig zum Gehen“, sagte sie. Der Hut war nirgends zu sehen. Pippi schaute erst in die Holzkammer, aber da war er
    merkwürdigerweise nicht. Dann ging sie in die Speisekammer und sah in die Brotbüchse, aber da lagen nur ein Strumpfband, eine kaputte Weckuhr und ein kleiner Zwieback. Schließlich schaute sie sogar auf das Hutbrett, aber da war nichts anderes als eine Bratpfanne und ein Schraubenzieher und ein Stück Käse.
    „Nirgendwo ist Ordnung, und man findet nicht ein einziges bißchen“, sagte Pippi mißvergnügt. „Das Stück Käse habe ich allerdings schon lange vermißt. Gut, daß es sich anfand. –
    Hallo, Hut, willst du mit einkaufen gehen oder nicht? Wenn du nicht bald zum Vorschein kommst, ist es zu spät! – Na schön, dann ist es seine Schuld, wenn er so dumm ist. Aber ich will 108

    keine Klagen hören, wenn ich nach Hause komme“, sagte sie streng.
    Kurz danach konnte man sie auf dem „Weg nach der Stadt“
    marschieren sehen, Thomas und Annika und Pippi mit Herrn Nilsson auf der Schulter. Die Sonne schien so herrlich, der Himmel war so blau, und die Kinder waren so vergnügt. Es rieselte im Graben neben dem Wege. Es war ein tiefer Graben mit viel Wasser drin.
    „Ich habe Gräben gern“, sagte Pippi und stieg ohne viel Bedenken ins Wasser runter. Es reichte ihr bis über

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