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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Nachthemden sind nichts Gefährliches“, beteuerte Pippi. „Sie beißen nur, wenn sie angegriffen werden.“
    Pippi entschloß sich jetzt, die Seemannskiste ordentlich zu durchsuchen. Sie trug sie zum Fenster hin und schlug den Deckel auf, so daß das spärliche Mondlicht über den Inhalt fiel.
    Da lagen eine ganze Menge alte Kleidungsstücke, die Pippi auf den Fußboden warf. Außerdem waren da ein Fernrohr, ein paar alte Bücher, drei Pistolen, ein Degen und ein Beutel mit Goldstücken.
    „Dideldibum und pidelidei“, sagte Pippi zufrieden. „Hier findet sich noch allerhand Brauchbares.“
    „Oh, wie spannend!“ sagte Thomas.
    Pippi tat alles zusammen in das Nachthemd, und dann gingen sie wieder in die Küche hinunter. Annika war glücklich, wieder 99

    von der Bodenkammer wegzukommen.
    „Kindern soll man niemals Schußwaffen in die Hand geben“, sagte Pippi und nahm in jede Hand eine Pistole. „Sonst kann leicht ein Unglück geschehen.“ Und sie drückte beide Pistolen zugleich ab.
    „Das knallt ordentlich“, stellte sie fest und schaute zur Decke hinauf. Da, wo die Kugeln eingeschlagen hatten, sah man zwei Löcher.
    „Wer weiß“, sagte sie hoffnungsvoll, „vielleicht sind die Kugeln durch die Decke gegangen und haben eins der Gespenster ins Bein getroffen. Das soll ihnen eine Lehre sein!
    Vielleicht überlegen sie es sich, ehe sie wieder versuchen, arme unschuldige Kinder zu erschrecken. Denn selbst wenn es keine gibt, brauchen sie doch deswegen nicht die Leute zu Tode zu ängstigen. Wollt ihr übrigens jeder eine Pistole haben? Aber nein, ich glaube, wir legen sie lieber wieder in die Kiste. Das ist nichts für Kinder!“
    Nun nahm Pippi das Fernrohr vor die Augen und sagte:
    „Wenn wir wollen, können wir jetzt Seeräuber werden. Mit dem Fernrohr hier kann ich beinahe die Flöhe in Südamerika sehen. Das können wir gut brauchen, wenn wir auf See sind.“
    Gerade da klopfte es an die Tür. Es war Thomas’ und Annikas Vater, der kam, um die Kinder abzuholen. Er sagte, daß es schon längst Schlafenszeit sei. Thomas und Annika bedankten sich, sagten Lebewohl und nahmen ihre Geschenke, die Flöte und die Brosche, mit. Pippi begleitete ihre Gäste bis zur Veranda und sah ihnen nach, wie sie den Gartenweg entlanggingen. Sie drehten sich um und winkten Pippi zu.
    Von innen fiel das Licht über Pippi. Da stand sie mit ihren steifen, roten Zöpfen und in ihres Vaters Nachthemd, das um ihre Beine schlotterte. In der einen Hand hielt sie eine Pistole und in der anderen den Degen.
    Als Thomas und Annika und ihr Vater zur Gartentür kamen, hörten sie, daß Pippi ihnen etwas zurief. Sie hielten an und 100

    lauschten. Die Bäume rauschten, so daß sie kaum etwas verstehen konnten. Aber Pippi rief noch einmal, und da verstanden sie es.
    „Ich werde Seeräuber, wenn ich groß bin!“ schrie Pippi.
    „Und ihr?“

    101

    PIPPI
    geht an
    Bord

    102

    Pippi wohnt noch immer in der Villa
    Kunterbunt

    Wenn jemand zufällig in die kleine, kleine Stadt kommen und sich vielleicht, ehe er sich’s versieht, etwas zu weit hinaus in den einen der Außenbezirke verirren sollte, dann würde er die Villa Kunterbunt zu sehen kriegen. Nicht, daß etwas Besonderes an dem Hause zu sehen wäre – eine sehr baufällige alte Villa inmitten eines sehr verwahrlosten alten Gartens –: aber der Fremde würde wohl stehenbleiben und wissen wollen, wer dort wohnt. Alle Menschen, die in der kleinen, kleinen Stadt lebten, wußten natürlich, wer in der Villa Kunterbunt wohnte, und sie wußten auch, warum ein Pferd auf der Veranda stand. Aber jemand, der aus einer anderen Gegend kam, konnte es ja nicht wissen. Und der würde sich sicher wundern. Am meisten, wenn es ganz, ganz spät und beinahe schon dunkel war und wenn er, obwohl es so spät war, ein kleines Mädchen erblickte, das im Garten umherging und gar nicht so aussah, als ob es zu Bett gehen wollte. Sicher würde er dann denken: Ich möchte wissen, warum die Mutter des kleinen Mädchens nicht dafür sorgt, daß es ins Bett kommt. Alle anderen Kinder schlafen ja um diese Zeit.
    Denn wie sollte er wissen, daß dieses kleine Mädchen keine Mutter hatte? Es hatte auch keinen Vater, jedenfalls keinen, der zu Hause war. Es wohnte ganz einfach allein in der Villa. Nun, vielleicht nicht ganz allein, wenn man genau sein will. Ihr Pferd wohnte ja auf der Veranda. Und dann hatte sie auch einen Affen, der Herr Nilsson hieß. Aber von alledem konnte natürlich jemand, der in die Stadt

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