Pippi Langstrumpf
Annika erblickte.
„Naa, es ist doch jetzt nicht Ostern!“ sagte Thomas.
„Ach so“, sagte Pippi. „Dann heb es bis zum nächsten Jahr auf.“
Der gute Duft von Schinken und Kaffee stach den Kindern in die Nase. Sie setzten sich mit gekreuzten Beinen um das Feuer, und Pippi reichte ihnen Schinken, Eier und Kartoffeln.
Hinterher tranken sie Kaffee und aßen Pfefferkuchen dazu.
Niemals hatte ein Frühstück so wunderbar geschmeckt.
„Ich finde, wir haben es besser als Robinson“, sagte Thomas.
„Ja, und wenn wir nachher zu Mittag etwas frischen Fisch bekommen könnten, fürchte ich, daß Robinson neidisch wird.“
„Äh, ich mag keinen Fisch“, sagte Thomas.
„Ich auch nicht“, sagte Annika.
Aber Pippi schnitt einen langen, dünnen Zweig ab, band an dem einen Ende eine Schnur fest, formte eine Stecknadel zu einem Haken, setzte eine Brotkrume auf den Haken und sich selbst auf einen großen Stein am Strand.
„Nun wollen wir sehen“, sagte sie.
„Was willst du angeln?“ fragte Thomas.
„Tintenfisch“, sagte Pippi. „Das ist eine unvergleichliche Delikatesse.“
Sie saß eine ganze Stunde da, aber kein Tintenfisch biß an.
Ein Barsch kam heran und schnupperte an der Brotkrume, aber da zog Pippi schnell den Haken hoch.
„Nein danke, mein Junge“, sagte sie. „Wenn ich Tintenfisch 164
gesagt habe, so meine ich Tintenfisch. Und da sollst du nicht versuchen zu schmarotzen!“
Nach einer Weile warf Pippi die Angelrute in den See.
„Ihr habt Glück“, sagte sie. „Es zieht sich zu einem Speckeierkuchen zusammen, wie mir scheint. Die Tintenfische sind heute störrisch.“
Thomas und Annika waren sehr zufrieden. Das Wasser glitzerte so einladend in der Sonne.
„Wollen wir baden?“ fragte Thomas.
Pippi und Annika waren gleich dabei. Das Wasser war sehr kalt. Thomas und Annika steckten die große Zehe hinein, zogen sie aber bald wieder zurück.
„Ich weiß etwas Besseres“, sagte Pippi.
Ganz dicht am Ufer war eine Klippe, und auf der Klippe wuchs ein Baum. Die Zweige des Baumes hingen über das Wasser. Pippi kletterte in den Baum hinauf und band einen Strick um einen Ast.
„So macht man das!“ Sie ergriff den Strick, warf sich in die Luft und rutschte daran ins Wasser.
„Da wird man auf einmal untergetaucht“, rief sie, als sie wieder hochkam.
Thomas und Annika waren erst etwas bedenklich, aber es sah so lustig aus, daß sie beschlossen, es zu versuchen. Und nachdem sie es einmal versucht hatten, wollten sie überhaupt nicht mehr aufhören, denn es war noch lustiger, als es aussah.
Herr Nilsson wollte auch mitmachen. Er rutschte an der Leine hinunter, aber eine Sekunde bevor er ins Wasser plumpsen sollte, drehte er sich um und kletterte in rasender Fahrt wieder nach oben. Das tat er immer wieder, obwohl die Kinder ihm zuriefen, daß er feige sei. Dann kam Pippi auf die Idee, sich auf ein Stück Holz zu setzen und die Klippe hinunter ins Wasser zu rutschen, und das war auch lustig, denn es platschte ganz unglaublich, wenn man hineinplumpste.
„Ob Robinson auch auf einem Stück Holz gerutscht ist?“
165
fragte Pippi, als sie ganz oben auf der Klippe saß und im Begriff war loszufahren.
„Nein, im Buch steht das wenigstens nicht“, sagte Thomas.
„Das konnte ich mir denken“, sagte Pippi. „Ich finde, es ist nicht weit her mit seinem Schiffbruch. Was hat er den ganzen Tag angefangen? Hat er Kreuzstichstickereien gemacht? Hallo, jetzt komm’ ich!“
Pippi rutschte hinunter, und ihre roten Zöpfe flatterten in der Luft.
Nach dem Bade beschlossen die Kinder, die unbewohnte Insel richtig zu durchforschen. Alle drei setzten sich aufs Pferd, das gemächlich mit ihnen lostrabte. Es ging bergauf und bergab, durch Gebüsch und dichte Tannen, durch Sümpfe und über kleine hübsche Lichtungen, wo viele Wiesenblumen wuchsen. Pippi hatte ihre Pistole in Bereitschaft, und hin und wieder feuerte sie einen Schuß ab, so daß das Pferd vor Schreck hohe Bocksprünge machte.
„Da starb ein Löwe“, sagte sie befriedigt. Oder: „Jetzt hat dieser Kannibale seine letzte Kartoffel gesetzt!“
„Ich finde, das sollte für immer unsere Insel sein“, sagte Thomas, als sie zu ihrem Lager zurückgekehrt waren und Pippi angefangen hatte, Speckeierkuchen zu backen.
Das fanden Pippi und Annika auch.
Die Speckeierkuchen schmeckten sehr gut, so direkt aus der Pfanne. Es gab keine Teller und auch keine Messer und Gabeln, und Annika fragte:
„Dürfen wir mit den Fingern
Weitere Kostenlose Bücher