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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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am Feuer und aßen und tranken und hatten es wirklich gemütlich.
    Herr Nilsson saß auf Pippis Schulter und aß mit, und das Pferd streckte hin und wieder sein Maul vor und bekam ein Stück Brot und etwas Zucker. Und außerdem hatte es so viel schönes, grünes Gras zum Weiden.
    Der Himmel war bewölkt, und es fing an, ganz dunkel im Gebüsch zu werden. Annika kroch so dicht wie möglich zu Pippi hin. Die Flammen verursachten merkwürdige Schatten.
    Es war, als ob das Dunkel außerhalb des kleinen Kreises, der 161

    vom Feuer beschienen war, lebte.
    Annika zitterte. Wenn ein Kannibale da hinter dem Wacholderbusch stand! Oder wenn sich ein Löwe hinter dem großen Stein versteckt hatte?
    Pippi stellte ihre Kaffeetasse hin.
    „Fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste – Johoho und die Flasche voll Rum“, sang sie mit ihrer heiseren Stimme.
    Annika zitterte noch mehr.
    „Das Lied steht in einem Buch, das ich habe“, sagte Thomas eifrig, „einem Seeräuberbuch!“
    „Ja, wirklich?“ sagte Pippi. „Sicher war es Fridolf, der das Buch geschrieben hat, denn von ihm habe ich das Lied gelernt.
    Wie viele Male habe ich nicht auf dem Schiff meines Vaters gesessen, in sternklaren Nächten, das Kreuz des Südens direkt über uns, und neben mir saß Fridolf und sang.
    Fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste – Johoho und die Flasche voll Rum“, sang Pippi wieder mit ihrer heiseren Stimme.
    „Pippi, mir ist so merkwürdig zumute, wenn du so etwas singst“, sagte Thomas. „Es ist unheimlich und herrlich zugleich.“
    „Ich finde es beinahe nur unheimlich“, sagte Annika.
    „Allerdings – etwas herrlich auch!“
    „Ich gehe zur See, wenn ich groß bin“, sagte Thomas bestimmt. „Ich will Seeräuber werden, genau wie du, Pippi.“
    „Fein“, sagte Pippi. „Der Schrecken des Karibischen Meeres, das wollen wir beide werden, Thomas. Wir werden Gold und Juwelen und Edelsteine rauben, und tief drinnen in einer Höhle werden wir ein Versteck für unsere Schätze haben, auf einer unbewohnten Insel im Stillen Ozean, und drei bleiche Gerippe, die die Höhle bewachen. Und eine Fahne werden wir haben mit einem Totenschädel drauf und zwei gekreuzten Knochen, und dann singen wir ,Fünfzehn Gespenster‘, so daß man es von einem Ende des Atlantischen Ozeans bis zum andern hört, und 162

    alle Seefahrer werden ganz blaß, wenn sie uns hören, und überlegen, ob sie sich nicht ins Meer stürzen sollen, um unserer blutigen, blutigen Rache zu entgehen!“
    „Ja, aber ich?“ fragte Annika klagend. „Ich will nicht Seeräuber werden. Was soll ich denn machen?“
    „Ach, du kannst für alle Fälle mitkommen“, sagte Pippi.
    „Und das Klavier abstauben.“
    Nach und nach erlosch das Feuer.
    „Zeit, ins Bett zu gehen“, sagte Pippi. Sie hatte Tannenzweige auf die Erde ins Zelt gelegt und auf die Tannenzweige mehrere dicke Decken.
    „Willst du mit drinnen im Zelt liegen?“ fragte Pippi das Pferd. „Oder willst du lieber hier draußen unter einem Baum stehen, mit einer Pferdedecke zugedeckt? Du sagst, dir wird schlecht, wenn du im Zelt liegst? Na ja, wie du willst.“ Pippi gab ihm einen zärtlichen Klaps.
    Bald lagen die drei Kinder und Herr Nilsson, in Decken eingewickelt, im Zelt. Draußen hörte man die Wellen an das Ufer schlagen.
    „Hört ihr die Brandung des Ozeans?“ fragte Pippi träumerisch.
    Es war so dunkel wie in einem Sack, und Annika hielt Pippis Hand fest, alles sah dann weniger gefährlich aus. Plötzlich fing es an zu regnen. Die Tropfen klatschten auf das Zelt nieder, aber drinnen war es warm und trocken, und da war es um so behaglicher, das Klatschen zu hören. Pippi ging hinaus und legte dem Pferd noch eine Decke über. Es stand unter einer dichten Tanne, so daß es nicht unter dem Regen zu leiden hatte.
    „Wie herrlich wir es haben!“ seufzte Thomas, als Pippi wieder hereinkam.
    „Ja“, sagte Pippi. „Und schaut mal, was ich unter einem Stein gefunden habe! Drei Tafeln Schokolade!“
    Drei Minuten später schlief Annika, den Mund voll 163

    Schokolade und Pippis Hand in der ihren.
    „Wir haben heute abend vergessen, uns die Zähne zu putzen“, sagte Thomas. Dann schlief er auch ein.
    Als Thomas und Annika aufwachten, war Pippi
    verschwunden. Sie beeilten sich, aus dem Zelt zu kriechen. Die Sonne schien. Vor dem Zelt brannte ein neues Feuer, und Pippi saß davor und briet Schinken und kochte Kaffee.
    „Herzliche Glückwünsche und fröhliche Ostern“, sagte sie, als sie Thomas und

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