Pippi Langstrumpf
dem Kamm blasen?“ fragte sie Blom. „Dann tanze ich mit dem da.“ Sie zeigte auf Donner-Karlsson.
Ja, natürlich konnte Blom auf dem Kamm blasen. Und das tat er, so daß man es im ganzen Haus hörte. Herr Nilsson setzte sich verschlafen im Bett auf und sah gerade Pippi mit Donner-Karlsson herumschwenken. Sie war todernst, und sie tanzte mit einer Energie, als ob es das Leben gälte.
Schließlich wollte Blom nicht mehr weiter auf dem Kamm blasen. Denn er behauptete, daß es so furchtbar am Munde kitzle. Und Donner-Karlsson bekam müde Beine, weil er schon den ganzen Tag auf der Landstraße herumgelaufen war.
„O mein Lieber, nur noch eine kleine Weile“, bettelte Pippi und tanzte weiter. Und Blom und Donner-Karlsson blieb nichts anderes übrig als weiterzumachen.
Als es drei Uhr nachts war, sagte Pippi:
„Oh, ich könnte bis Donnerstag dabeibleiben. Aber ihr seid vielleicht müde und hungrig?“
Das stimmte genau, obwohl sie es kaum zu sagen wagten. Aber Pippi holte aus der Speisekammer Brot und Käse und Butter und Schinken und kalten Braten und Milch, und dann setzten sie sich an den Küchentisch, Blom und Donner-Karlsson und Pippi, und sie aßen, bis sie beinahe viereckig waren. Pippi goß etwas Milch in ihr eines Ohr.
„Das ist gut gegen Ohrenreißen“, sagte sie.
„Du Ärmste, hast du Ohrenreißen bekommen?“ fragte Blom.
„Nee“, sagte Pippi, „aber ich krieg es vielleicht.“
Schließlich standen die beiden Landstreicher auf, bedankten sich sehr für das Essen und baten, sich verabschieden zu dürfen.
„Was war das lustig, daß ihr gekommen seid! Müßt ihr wirklich schon gehen?“ sagte Pippi bedauernd.
„Niemals habe ich jemand gesehen, der so gut Schottisch tanzen kann wie du, mein Zuckerschweinchen“, sagte sie zu Donner-Karlsson.
Und zu Blom sagte sie: „Übe fleißig, auf dem Kamm zu blasen, dann fühlst du nicht mehr, daß es kitzelt.“
Gerade als sie schon an der Tür waren, kam Pippi angestürzt und gab jedem ein Goldstück.
„Das habt ihr ehrlich verdient“, sagte sie.
Pippi geht zum Kaffeekränzche n
Thomas’ und Annikas Mutter hatte einige Damen zum Kaffeekränzchen eingeladen, und da sie so viel gebacken hatte, daß es reichte, meinte sie, Thomas und Annika könnten auch Pippi einladen. Sie glaubte, ihre eigenen Kinder würden ihr auf diese Weise weniger beschwerlich werden.
Thomas und Annika waren ganz glücklich, als sie das hörten, und sie liefen sofort zu Pippi rüber, um sie einzuladen. Pippi war im Garten und goß die wenigen Blumen, die noch übrig waren, mit einer alten rostigen Wasserkanne.
Da es gerade an diesen Tagen in Strömen regnete, sagte Thomas zu Pippi, das wäre doch wohl ganz unnötig.
„Ja, du hast gut reden“, sagte Pippi verdrießlich. „Aber wenn ich die ganze Nacht wachgelegen und mich darauf gefreut habe, aufzustehen und die Blumen zu gießen, dann lasse ich mich durch das bißchen Regen nicht daran hindern. Merk dir das!“
Jetzt kam Annika mit der wunderbaren Neuigkeit vom Kaffeekränzchen.
„Kaffeekränzchen – ich?“ rief Pippi und wurde so nervös, daß sie anfing, Thomas zu begießen statt des Rosenstrauches, der eigentlich gemeint war. „Oh, wie soll das werden! Gott, wie nervös ich bin! Denkt bloß, wenn ich mich nicht benehmen kann!“
„Aber das kannst du sicher“, sagte Annika.
„Sei nicht so sicher“, sagte Pippi. „Ich versuche es, das kannst du mir glauben, aber ich habe schon viele Male gemerkt, daß die Leute finden, ich könne mich nicht benehmen, obwohl ich es immer wieder versucht und mich so gut aufgeführt habe, wie ich nur konnte. Auf dem Meer haben wir das nicht so genau genommen. Aber ich verspreche euch, daß ich mich ordentlich ins Zeug legen will, so daß ihr euch nicht für mich zu schämen braucht.“
„Fein“, sagte Thomas, und dann rannten er und Annika im Regen wieder nach Hause.
„Heute nachmittag um drei, vergiß es nicht!“ rief Annika und sah unter dem Regenschirm hervor.
Nachmittags um drei stieg ein sehr feines Fräulein die Treppe zu Familie Settergrens Villa hinauf. Das war Pippi Langstrumpf. Das rote Haar trug sie des besonderen Anlasses wegen offen herunterhängend, und es lag wie eine Löwenmähne um ihre Schultern. Ihren Mund hatte sie mit einem Rotstift knallrot gemalt, und dann hatte sie sich die Augenbrauen mit Ruß geschwärzt, so daß sie beinahe gefährlich aussah. Auch ihre Nägel hatte sie mit Rotstift bemalt, und auf ihren Schuhen hatte sie große
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