Pippi Langstrumpf
Puppenbett.
Donner-Karlsson öffnete die Tür und schaute vorsichtig hinein. Da war es ruhig und still, und er leuchtete mit seiner Taschenlampe ringsumher. Als der Lichtstrahl Pippis Bett traf, sahen die beiden Landstreicher zu ihrem Erstaunen nichts anderes als ein Paar Füße, die auf dem Kopfkissen lagen. Pippi hatte wie gewöhnlich den Kopf unter der Decke am Fußende des Bettes.
Sie schlichen hinein .
„Das muß das Mädchen sein“, flüsterte Donner-Karlsson
seinem Kameraden Blom zu. „Und sie schläft sicher fest. Aber wo mag Nilsson sein?“
„ Herr Nilsson, wenn ich bitten darf“, hörte man Pippis ruhige Stimme unter der Decke. „Herr Nilsson liegt in dem kleinen grünen Puppenbett.“
Die Landstreicher erschraken so, daß sie nahe daran waren, sofort wieder hinauszulaufen. Aber dann fiel ihnen ein, was Pippi gesagt hatte – daß Herr Nilsson im Puppenbett lag. Im Schein der Taschenlampe sahen sie auch das Puppenbett und den kleinen Affen, der darin lag. Donner-Karlsson konnte nicht anders, er mußte lachen.
„Blom“, sagte er, „Herr Nilsson ist ein kleiner Affe! Hahaha!“
„Ja, was hast du denn sonst gedacht?“ hörte man Pippis ruhige Stimme unter der Decke. „Eine Rasenmähmaschine?“
„Sind dein Vater und deine Mutter nicht zu Hause?“ fragte Blom.
„Nee“, sagte Pippi. „Die sind weg. Ganz und gar weg.“
Donner-Karlsson und Blom waren so begeistert, daß sie glucksten.
„Hör mal, kleines Mädchen“, sagte Donner-Karlsson, „komm mal her, wir möchten mit dir reden.“
„Nee, ich schlafe“, sagte Pippi. „Handelt es sich wieder um Rätsel? Dann könnt ihr erst mal das raten: Was ist das für eine Uhr, die geht und geht und niemals bis zur Tür kommt?“
Aber jetzt nahm Blom entschlossen die Decke von Pippis Bett weg.
„Kannst du Schottisch tanzen?“ fragte Pippi und sah ihm ernst in die Augen. „Ich kann!“
„Du fragst so viel“, sagte Donner-Karlsson. „Können wir nicht auch ein bißchen fragen? Wo hast du zum Beispiel das Geld, das da auf dem Fußboden lag?“
„Im Koffer auf dem Schrank dort“, antwortete Pippi wahrheitsgetreu. Donner-Karlsson und Blom grinsten.
„Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß wir es nehmen“, sagte Donner-Karlsson.
„Ja, bitte sehr“, sagte Pippi. „Natürlich nicht.“
Worauf Blom hinging und den Koffer herunternahm.
„Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich es zurücknehme, Freundchen“, sagte Pippi, stieg aus dem Bett, machte Licht und ging zu Blom hin.
Blom wußte nicht genau, wie es zuging, aber der Koffer befand sich eins, zwei, drei wieder in Pippis Hand.
„Keine Scherze“, sagte Donner-Karlsson wütend. „Her mit dem Koffer!“
Er faßte Pippi hart am Arm und versuchte, die ersehnte Beute an sich zu reißen.
„Scherze hin und Scherze her“, sagte Pippi und hob Donner-Karlsson auf den Schrank. Eine Minute später saß Blom auch oben.
Da bekamen die beiden Landstreicher Angst. Sie fingen an zu verstehen, daß Pippi nicht das war, was man unter einem gewöhnlichen Mädchen versteht. Aber der Koffer lockte sie, und sie vergaßen ihre Angst.
„Eins, zwei, drei, los!“ schrie Donner-Karlsson, und sie sprangen vom Schrank herunter und stürzten sich auf Pippi, die den Koffer in der Hand hielt. Aber Pippi stieß sie mit dem Zeigefinger an, so daß sich jeder in eine Ecke setzte. Bevor sie dazu kamen aufzustehen, hatte Pippi einen Strick hergeholt, und schnell wie der Blitz band sie den beiden Dieben Arme und Beine fest.
Jetzt pfiff es plötzlich aus einem anderen Loch.
„Liebes, gutes Fräulein“, bat Donner-Karlsson, „verzeihen Sie uns, wir haben ja bloß Spaß gemacht. Tun Sie uns nichts Böses! Wir sind ja nur zwei arme Landstreicher, die reingekommen sind, um etwas zu essen zu erbitten.“
Blom vergoß sogar ein paar Tränen.
Pippi stellte den Koffer wieder ordentlich auf den Schrank.
Dann wandte sie sich an ihre Gefangenen.
„Kann einer von euch Schottisch tanzen?“
„Tja“, sagte Donner-Karlsson, „ich denke, das können wir beide.“
„Oh, wie fein“, sagte Pippi und klatschte in die Hände. „Können wir nicht ein bißchen tanzen? Ich habe es mir eben beigebracht, müßt ihr wissen.“
„Ja, bitte sehr“, sagte Donner-Karlsson etwas verwirrt.
Da nahm Pippi eine große Schere und schnitt den Strick durch, mit dem sie ihre Gäste gefesselt hatte.
„Aber wir haben ja keine Musik“, sagte Pippi besorgt.
Doch sie bekam eine Idee.
„Kannst du nicht auf
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