Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
amerikanischen Kontinents nichts entgegenzusetzen. Auch wenn schon einige Jahre nach der ersten Landung der Spanier unüberhörbare Kritik laut wurde an dem Gemetzel und Morden im Namen des Goldes und der Kirche. Am deutlichsten vorgetragen von
Las Casas
in seinem
„Kurz gefassten Bericht von der Verwüstung der Westindischen Ländern“
, 1552. Hier berichtet Las Casas, der als Bischof seit 1502 in den spanischen Kolonien lebte, von der Ausrottung der Indianer durch die Konquistadoren, es ist die Dokumentation eines Völkermordes von ungeheuerlichen Ausmaßen, eine Sammlung menschlicher Monstrositäten geleitet von der Gier und begleitet von dem Wort des „Herrn“.
„Die Insel Hispaniola war es, wo die Christen (...) zuerst landeten. Hier ging das Metzeln und Würgen unter jenen unglücklichen Leuten an. Sie war die erste (Insel) welche verheert und entvölkert wurde. Die Christen fingen damit an, das sie den Indianern ihre Weiber und Kinder entrissen, sich ihrer bedienten, und sie misshandelten.“
Zwar merkten die Indianer schnell, das diese angeblichen „Götter“ keine vom Himmel gesandten seien konnten, doch ihr Widerstand, ihre Waffen und Strategien waren zu schwach, denen der sogenannten
Zivilisation
aus Spanien vollkommen unterlegen und die Hilfestellung der wenigen human eingestellten Europäer reichte nicht für das überleben der Edlen Wilden.
Das Buch von Las Casa hatte dennoch eine sensationelle Wirkung – da es besonders von den vielen Feinden Spaniens benutzt wurde, um deren durch Papst Alexander XI. verliehene Monopolposition in der
Neuen Welt
zu erschüttern. Dieses Buch spielte eine entscheidende Rolle in der Rivalität zwischen Spanien und England, Frankreich und Holland um die Wende des sechzehnten Jahrhunderts. Der Hass auf die Spanier im Karibischen-Raum speiste sich aus deren Verhalten, ihr brutal verteidigtes Handelsmonopol und den grausamen und unmenschlichen Umgang mit den Indianer und Angehörigen anderer Nationen. Dieser Hass war der bittere Wegbegleiter der Entwicklung im Karibischen Meer und seiner Anrainer und war lebendig und manifest bis weit über das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert hinaus, wie dies auch aus den Beschreibungen von Exquemelin zu ersehen ist.
Seit seiner ersten Drucklegung im Jahr 1678 in Amsterdam, bei Jan ten Hoorn, galt das Buch:
„DE AMERICAENSCHE ZEE-ROOVERS. Behlsende een Partinent Verhael van alle de Roverye. En Onmemselycke Vreetheeden die de Engelsche en Franse Roovers Tegens de Spanijaerden in America Gepleeght Hebben“
, von Alexander Oliver Exquemelin, als authentische Quelle ersten Ranges für die Kulturgeschichte des Piratenwesens in der Karibik des siebzehnten Jahrhunderts. Im Jahr 1679 erschien eine erste deutsche Übersetzung, 1682 und 1684 erschienen zwei spanische Übertragungen.
„Den großen Erfolg hatten aber erst die englische und französische Ausgabe: The Buccaneers of America ... by John Esquemeling 1684-85, und Histoire des avanturies flibustiers ... par Alexandre Olivier Oexmelin, Paris 1686“
, vermeldet Hans Kauder in seiner Ausgabe des Buches von 1926.
In der Einleitung seiner wohl ältesten deutschen zusammenfassenden Darstellung der „Geschichte der Flibustier“, von 1803 (Tübingen), schreibt J. W. Archenholz, vormals Hauptmann in Königlich. Preußischen Dienst:
„Besonders hat man hier als Quellen die in drei verschiedenen Sprachen am Ende des siebzehnten Jahrhunderts, kunstlos abgefassten Erzählungen dreier Mitgenossen benutzt: Des Engländers Basil Ringrose, des Holländers Joseph Esquemeling, und des (...) Franzosen Ravenau de Lussan. Jeder erzählt die gefährlichen Abenteuer seiner abgesonderten, bald größeren, bald kleineren, mehr oder weniger vermischten Gesellschaft, und überhaupt was er selbst (sic!) gesehen und erlebt hatte.“
Fast alle Publikationen zum Thema Piraterie in der Karibik und darüber hinaus verzeichnen den auch Exquemelins Schrift als herausragende Quelle. So auch Phillip Gosse in seinem als Standartwerk zu bezeichnenden Buch zur Kulturgeschichte der Seeräuber: „The History of Piracy“, aus dem Jahre 1932, (London, New York, Toronto). Gosse nennt Exquemelin den eigentlichen Historiker der amerikanischen Seeräuber. Die erste englische Ausgabe der Bucaniers von 1684 war wie oben schon kurz angeführtäußerst erfolgreich beim Publikum und erschien unter dem Titel:
„Bucaniers of America: or, a true accaount of the most remarkable assault commited of the late years upon the
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