Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
der Küste. Die im Lande wohnen sind mehr geneigt zur Arbeit als diejenigen, so am Meeresufer wohnen, denn diese sind zu träge, sich Häuser zur Wohnung zu machen. Wenn es regnet, haben sie nichts anderes sich zu beschützen als ein Palmistenblatt, welches sie gegen den Regen halten und sich mit dem Blatt allzeit nach dem Winde kehren, daher der Regen kommt. Ihre Kleidung besteht in nichts als einem Gürtel, damit sie ihre Scham bedecken; manche dieser Gürtel sind von Baumrinde, die lediglich etwas geklopft und lind gemacht ist. Diese gebrauchen sie auch, darauf zu schlafen, und nennen sie Gürtel oder Cabals. Einige haben Gürtel von Kattun gemacht auf die Manier der guinesischen Kleidung. Ihre Waffen sind Azagayas (Zagayen) mit eisernen Spitzen, oder auch mit Haifischzähnen.
Diese Indianer haben einige Kenntnis von dem allmächtigen Gott, jedoch ohne irgendeinen Gottesdienst, ich habe niemals beobachtet, daß sie einen solchen verrichtet hätten. Sie glauben nicht an den Teufel, wie viele andere Indianer in Amerika, und werden auch nicht von ihm so geplagt wie die anderen. Ihre Nahrung sind meistens Früchte, wie Bananen, Bacoven, Ananas, Pataten, Casava, dazu auch Krabben und Fische, die sie im Meer schießen. Sie bereiten mancherlei Getränke, die sehr lecker sind, und gebrauchen zu ihrem gewöhnlichen Getränk Achioc; dieser wird gemacht von einem gewissen Samen der Palmistenbäume, den sie in warmen Wasser stampfen und darin ein wenig stehen lassen, dann lassen sie es sich läutern und trinken es. Es ist lieblich von Geschmack und sehr nahrhaft. Auch machen sie gewisse Getränke von Bananos: wann diese reif sind, braten sie sie in heißer Asche und tun sie dann so heiß als sie vom Feuer kommen in Wasser und kneten sie mit ihren Händen, dass es so dick wird als ein Brei, das dient ihnen zum Essen und zum Trinken zugleich. Von diesen Plantanos oder Bananos machen sie auch einen Wein, der an Stärke dem spanischen nichts nachgibt. Wenn die Frucht reif ist, kneten sie solche mit kaltem Wasser in großen Kalebassen, die sie da haben, und wenn es wohl geknetet ist, lassen sie es mitsammen acht Tage stehen; wovon es gärt und arbeitet, so stark als spanischer Wein. Die Indianer bitten ihre Freunde auf diesen Trank zu Gast. Sie machen noch einen andern, der noch lieblicher und weit besser ist als dieser, es geschieht auf folgende Manier; sie nehmen Ananasse, braten sie halb gar und kneten sie auf dieselbe Weise als ich von den Bananen zuvor erzählt habe, und nachdem diese wohl durchknetet sind, tun sie den dritten Teil wilden Honigs darunter und lassen das mitsammen fermentieren bis es eine Couleur kriegt wie spanischer Wein, und das ist gar lieblich. Ihr Getränke ist auch das Beste, was sie haben, denn sie wissen keine Speise zu kochen noch zuzurichten. Sie haben auch eine sehr artige Manier, Gastmahle zu halten und ihre Freunde zu empfangen. Hat ein Indianer Wein gemacht, wie droben erzählt ist, so geht er seine Freunde dazu zu laden, und wenn die Zeit da ist, daß sie kommen sollen, läßt er sich kämmen und sein Haar mit Palmöl schmieren und färbt sich ganz schwarz. Sein Weib kämmt sich gleichfalls uns färbt sich ganz rot. Danach nimmt der Indianer seine Waffen, so drei oder vier Zagayen sind, und geht damit drei- oder vierhundert Schritte von seinem Hause weg auf dem Wege, wo er seine Freunde erwartet. Und wenn er sie kommen sieht, fällt er zu ihren Füßen aufs Angesicht nieder und rührt sich nicht mehr, als ob er tot wäre; da kommen dann die Freunde, helfen ihm auf und bringen ihn zum Haus. Wenn sie dann bei dem Hause sind, tritt er zuerst hinein, und alle die Freunde, die er geladen hat, fallen alsdann auf ihr Angesicht nieder, gleichwie er zuvor getan, und er hilft ihnen auf, einem wie dem anderen und bringt sie in sein Haus. Die Weiber tun einander keine Ehre an, nachdem was ich habe bemerken können. Wenn die Freunde allesamt im Hause sind, wird einem jeden eine Kalebasse voll gebratener Plantanos präsentiert, die sind mit Wasser geknetet und so dick als Brei. Diese Kalebassen enthalten ungefähr zwei Pinten, das müssen sie alles aufessen und austrinken; wenn dann jeder seine Kalebasse fertig hat, kommt der Hauswirt, nimmt die Gefäße wieder weg und spricht zu ihnen; das ist (nach der Unterweisung jener, die ihre Sprache können), ihr Willkommbieten. Danach trinken sie von dem Trunk darauf sie gebeten sind, ohne anderes Essen als einige Früchte, und wenn sie trunken sind, singen und
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