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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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Wenn einer von ihnen schon krank war und dem Tode nahe, hatten die Spanier ihre Kurzweil mit ihm: sie banden ihn an einen Baum, setzten sich zu Pferd und rannten um den Preis mit ihren Lanzen, wer ihn am besten treffen könnte, also machten sie ein Turnierspiel untereinander.
    Monsieur d´Ogeron, ein Mann von trefflichem Verstande, heuchelte immer fort Einfalt und Unsinnigkeit. Da er aber die Grausamkeiten mit ansah, die an seinem Volke verübt wurden, resolvierte er, sein Leben zu wagen, um es zu erlösen. Alle die Franzosen waren gebunden, so daß sie nirgends hingehen konnten, überdies waren da noch etliche Spanier, die sie bewachten, Ogeron aber hatten sie als einen Simpel ledig gelassen, samt seinem Barbier, genannt Francois la Faverge, der einem Spanier einen gewissen Dienst getan und deshalb Erlaubnis hatte, frei umher zu gehen. Der spazierte oft mit Ogeron herum und hielt ihn, wie man mit solchen Pinseln zu tun pflegt, zum Narren, daß die Spanier selbst beim Zuschauen ihren Spaß daran fanden. Heimlich aber berieten sie miteinander, wie sie am besten flüchten könnten. Endlich resolvierten sie, nach dem Strand zu gehen, sich daselbst ein Floß zu bauen und nach der Insel Santa Cruz überzufahren, welche den Franzosen gehört, und gelegen ist an der Ostecke von Puerto Rico, ungefähr zehn Meilen Wegs. Nachdem sie sich dermaßen entschlossen und einander Beistand gelobt hatten, gaben sie erst ihrem Volk Bescheid und machten sich dann auf die Reise, mit keiner andern Waffe versehen als einem Hackmesser, das hatten sie von den Spaniern genommen, und wird bei denselben Macheta genannt. Sie schlugen sich einen ganzen Tag durch den Busch, bevor sie an den Strand kamen, allwo sie nach der rechten Gelegenheit suchten, ein Floß zu machen, jedoch geraume Zeit unterwegs waren, ohne dazu gelangen zu können. Inzwischen begann sie auch der Hunger zu quälen, denn am Strande war nichts zu bekommen, ihn zu stillen, wie sie zuvor im Busch mit Baumsamen getan hatten. Jedoch die Not, die eine gute Lehrmeisterin ist, läßt diejenigen, so mit ihr hausen, Praktiken suchen: so trachteten denn diese beiden Flüchtlinge mit allen Mitteln, zu einer Nahrung zu kommen. Sie sahen am Strande eine große Menge Fisch, von den Spaniern Corlobados genannt, die kleinen Fischen nachstellten, um sie zu fressen; auch beobachteten sie, daß die kleinen Fische bisweilen auf der Flucht auf den trocknen Sand sprangen. Monsieur Ogeron probierte, ob er nicht die großen Fische mit auf den Sand treiben könnte, was ihm zu herzlicher Zufriedenheit gelang: so machten sie denn Jagd auf die Corlobados, deren sie etliche aufs Trockne kriegten und auf diese Weise so viele fingen, als sie essen vermochten. Sie brieten auch einige, um sie für den nächsten Tag aufzuheben. Feuer zu erlangen, waren sie nicht verlegen, denn wenn man zwei Stücke Holz eine Viertelstunde lang aneinander reibt, pflegen sie sich zu entzünden; sie liefen aber mit ihren Fischen in den Busch, um sie zu braten, denn am Strande wagten sie es nicht, aus Frucht bemerkt und gefangen zu werden, und dann ohne Gnade sterben zu müssen.
    Sie begannen nun auch an ihrem Floß zu arbeiten, und da sie eines Tages damit beschäftigt waren nach tauglichen Bäumen zu suchen, gewahrten sie ein Kanoe, das vom Meer auf sie zukam. Sogleich verbargen sie sich im Gebüsch und gaben Acht, wo es landen wollte, wußten sie doch nicht, was für Volk darinnen war. Doch da es sich näherte, waren nicht mehr als zwei Mann darin, die sie für Fischer hielten, und das waren sie auch. Da lauerten sie nun gewaltig, im Busch versteckt an der Stelle, wohin das Kanoe steuerte, um sich dessen zu bemächtigen, und sollte es ihr Leben kosten. Als es nun landete, sahen sie die beiden Fischer, der eine war ein Spanier, der andere ein Halbblut, was die Spanier Mulato nennen; sie schienen gekommen zu sein, um Wasser zu holen und nachts zwischen den Klippen zu fischen, denn der Mulatte ging alsbald mit etlichen kleinen Kalebassen an den Fluß, der nicht weit von da war, dieselben mit frischem Wasser zu füllen. Da stürzten aber unsere beiden Flüchtlinge hervor, überfielen ihn und schlugen ihm mit dem Hackmesser den Schädel ein, liefen auch auf den Spanier los, der sich mit dem Kanoe und dem Fischzeug zu schaffen machte, brachten ihn gleichfalls stracks ums Leben und ließen ihn im Kanoe liegen. Sie holten auch die andere Leiche herbei, um sie alle beide in die See zu versenken, damit die Spanier es nicht entdeckten.

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