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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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ziehen können.« »Interessant. Und womit bezahlen die Eingeborenen?«
    »Je nach der Fauna. Mit Elfenbein, Pythonhäuten, Moschus, Tiger- und Pantherfellen.« »Aber von alledem gibt es doch nichts auf Banda? Weshalb wohnen Sie da ausgerechnet auf der kleinsten Insel?«
    »Es ist gleichgültig, wo man wohnt, wo man sein Lager hat. Ich bin nun einmal nach Banda gekommen und werde, solange ich in Ostindien bin, hier bleiben.«
    »Ich möchte Muskatnüsse kaufen«, sagte Michel. »Ich habe Laderaum für eine ganze Menge Tonnen.«
    »Oh, da kann ich Ihnen einen guten Bekannten als Lieferanten empfehlen. Mynheer van Groot
hat die größten Plantagen auf dieser Insel. Fast dreihundert Sklaven arbeiten für ihn.«
Michel glaubte sich verhört zu haben.
»Sagten Sie Sklaven?«
»Ja. Jeder hat hier Sklaven. Wußten Sie das nicht?«
    »Nein«, sagte Michel und verkniff sich die scharfe Erwiderung, die sich ihm auf die Lippen drängte.
    »Die Sklaven haben hier nichts auszustehen«, sagte Tijdeman mit Überzeugung. »Sie arbeiten, essen und vermehren sich. Was will der Mensch mehr!«
    Michel vermied es, zu diesen Worten Stellung zu nehmen. Er stellte die Frage: »Kauft man bei Ihrem Bekannten preiswert?«
    »Hm«, sagte Tijdeman, »das kommt auf die Menge an. Wenn es sich lohnt, können Sie vielleicht bis auf neunzig Cent herunterkommen.«
    Michel freute sich insgeheim, so einfach zu einem Anhaltspunkt für die Preise gekommen zu sein.
    »Neunzig Cent?« fragte er und tat sehr erfahren. »Ist das nicht ein wenig hoch?«
    »Keineswegs, Herr Baum. Normalerweise liegt der Preis pro Pfund bei Abnahme einer Tonne bei fünfundneunzig Cent, manchmal auch steigt er bis zu einem Gulden. Muskatnüsse dieser Qualität gibt es in der ganzen Welt nur auf diesem gottgesegneten Archipel.«
    Der Wirt brachte jetzt drei Krüge schäumenden Bieres. Als er sie vor Michel, Tscham und Ojo hinstellte, sagte er ein paar freundliche Worte, die Tijdeman bereitwillig übersetzte. »Es ist ein Gebräu nach echt Pilsener Art, meint der Wirt.«
    Der Pfeifer hob den Humpen und prostete dem Wirt zu. Dann führte er ihn an die Lippen und setzte ihn erst wieder ab, als nur noch ein wenig Schaum darin war. »Großartig«, lobte er.
    Ojo und Tscham hatten das Getränk mit unverhohlenem Mißtrauen betrachtet. Als sie aber sahen, wie gut es dem Señor Doktor schmeckte, tranken sie ebenfalls davon, Tscham nahm nur einen kleinen Schluck, Ojo dagegen trank den Krug leer. »Willst du noch eins, Diaz?« fragte Michel.
    »Man muß sich erst an den Geschmack gewöhnen«, entgegnete Ojo. »Aber wenn man bei einem
Humpen bleibt, gewöhnt man sich nie daran. Deshalb nehme ich Euer Angebot dankend an,
Señor Doktor.«
»Und wie ist es mit dir, Tscham?«
    »Danke, mir genügt eins. Ich bin nicht so durstig wie dein großer Freund.«
    Michel und Ojo tranken auch noch ein drittes und ein viertes Bier. Ihre Stimmung stieg zusehends. Gerade als sie gehen wollten, betraten ein Fiedler, ein Gitarrist und ein Dudelsackpfeifer die Schenke. Die drei Musikanten wurden mit lautem Hallo begrüßt. Bald erklangen niederländische Volksweisen und Tänze. Die Anwesenden knauserten nicht, und mancher Gulden verschwand in den Taschen der Musikanten.
    Es wurde so gemütlich, daß die drei fast vergaßen, daß am Abend im Hotel »Den Haag« ihretwegen eine Pflanzerversammlung stattfand. Kurz vor acht brachen sie auf, was Mynheer Tijdeman sehr bedauerte.

    41

    Als sie ins Hotel kamen, wunderten sie sich über die Leere. Sie fragten einen Angestellten nach Mynheer van Straaten.
    »Mynheer van Straaten, ach ja, der wartet mit den Pflanzern und Kaufleuten am Hafen, um eine Handelsdelegation aus Preußen zu empfangen. Die Fritzen sind mit einer ganzen Flotte heute angekommen.«
    Michel mußte schallend lachen. Er deutete auf sich und sagte: »Die Fritzen sind wir.«
    »Oh, ah, uh«, stammelte der erschrockene Hotelgeist. »Bitte vielmals um Verzeihung. Wünscht
Ihr, daß ich Mynheer van Straaten benachrichtige?«
»Das wäre mir sehr lieb.«
»Darf ich Euch ins Honoratiorenstübchen führen?«
    Michel nickte. Der Mann geleitete sie durch die Halle und öffnete ihnen die Tür zu besagtem Raum. Dann schoß er davon.
    Es dauerte nicht lange, und draußen wurden Stimmen laut. Der erste, der hereinkam, war van Straaten. Eingedenk der hohen Provision, die seiner wartete, übertraf er sich selbst an Höflichkeit. Jeden einzelnen der Mynheers stellte er dem vermeintlichen Admiral Seiner Majestät des

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