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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Mutatullis Arme umklammerten noch immer den Körper des Hundes. Ganz behutsam löste sich Karo aus ihnen und sprang dann aus der Koje. Mehrmals ging er mit langsamen, abgemessenen Schritten prüfend um den noch immer schlafenden Mutatulli herum. Dann blieb er am Kopfende stehen und leckte das Gesicht des Mannes und rieb seinen Kopf an den Schultern des Schlafenden.
    Wie aus weiter Ferne drangen die ersten Geräusche an das Ohr des Häuptlings. Fünf Minuten brauchte er, bis er in diese Welt zurückgefunden hatte. Als er den Kopf zu wenden versuchte, schmerzten ihn alle Glieder. Er bemerkte die fremde Umgebung. Sein Blick blieb auf dem Hund haften. Langsam wurden ihm die Zusammenhänge klar. Er versuchte sich aufzurichten. Es gelang ihm nicht. Er war noch zu schwach.
    Karo bemerkte dieses vergebliche Bemühen. Er hielt den Kopf schief und beobachtete jede Bewegung des Mannes. Er war ein ausgezeichnet abgerichteter Hund. Fast schien er die Eigenschaften eines Bernhardiners, eines Jagdhundes und eines Sklavenhundes auf seltsame Weise in sich zu vereinigen.
    Er setzte sich zu Füßen Mutatullis nieder, hob den Kopf und sang in jaulenden Tönen. Einer der ehemaligen Piraten ging in diesem Augenblick gerade draußen vorbei. Er blieb erschrocken stehen und bekreuzigte sich. Man hatte das seltsame Paar auf dem Schiff schon fast vergessen. Der Seemann gab Fersengeld und rannte angstschlotternd zum Oberdeck. Dort traf er auf Marina. »Was ist mit dir los, Manuel?«
    »Unter Deck — — bei den Kojen — — der Klabautermann«, sagte er mit angstvoll aufgerissenen Augen.
    »Du bist selbst ein halber Klabautermann«, lachte ihn Marina aus. »Komm mit, wir werden nachsehen.«
    Als sie in der Nähe der Krankenkoje waren, setzte das Jaulen wieder ein.
    Marina ging mit raschen Schritten dem Geräusch nach und öffnete die Tür.
    »Da hast du deinen Klabautermann, Manuel. Hundert Menschen hast du mindestens umgebracht. Und nun fürchtest du dich gar vor einem Hund! Was meinst du, wie die anderen lachen werden, wenn ich das weitererzähle !«
    »Oh, Señorita, tut das nicht! Bitte nicht«, flehte Manuel. »Ich bin ein großer Esel.«
    Marina ließ die Antwort offen und wandte sich dem Krankenlager zu.
»Wie geht es?« fragte sie Mutatulli.
Der sagte etwas, was sie nicht verstand.
»Sprecht Ihr Englisch?«
Der Kranke nickte.
»Habt Ihr schon versucht, Euch aufzurichten?«
    »Es geht nicht«, wisperte Mutatulli schwach. »Mein ganzer Körper schmerzt.«
    »Well«, meinte Marina, »dann wird es am besten sein, Ihr bleibt liegen, bis Euch der Arzt behandelt hat. Möchtet Ihr etwas essen?«
    Durch ein schwaches Kopfnicken bejahte Mutatulli diese Frage.
    Es währte nicht lange, dann brachte der Koch eine leichte Speise für den Mann und mehrere große Knochen, an denen noch prächtige Fleischfetzen hingen, für Karo.
    Der Hund stürzte sich heißhungrig auf sein Mahl, während Mutatulli mit Unterstützung des Kochs nur in ganz kleinen Bissen schlucken konnte. —
    Zu dieser Stunde kamen der Pfeifer, Ojo und Tscham an Bord zurück. Manuel stand an der Strickleiter und meinte:
    »Die Señorita Capitán möchte Euch sofort sprechen, Don Silbador.« Michel ging zur Kajüte Marinas, klopfte und trat ein.
    »Gut, daß Ihr da seid, Miguel«, sagte Marina, die sich nunmehr wieder gefaßt hatte. »Was gibt es so Wichtiges?«
    »Der Schiffbrüchige und sein Hund sind erwacht. Dem Hund geht es ausgezeichnet. Aber der Mann fühlt sich wie gelähmt. Ich wollte Euch bitten, nach ihm zu sehen.«
    »Gern. Meine Verhandlungen in der Stadt haben bisher übrigens zu keinem Ergebnis geführt. Aber ich nehme an, daß uns irgend jemand schon noch ein vernünftiges Angebot machen wird. Ich habe den Eindruck, daß die Pflanzer, mit denen ich im Hotel »Den Haag«
    zusammengetroffen bin, auf möglichst rasche Art möglichst viel Geld verdienen wollen. — Geht
Ihr mit zu dem Schiffbrüchigen?«
»Hm.«
Sie verließen die Kapitänskajüte und gingen zur Krankenkoje.
    Mutatulli war jetzt hellwach. Seine Augen gingen lebhaft hin und her; aber immer noch vermochte er seine Glieder nicht ohne Schmerzen zu bewegen. Michel untersuchte ihn gründlich.
    »Was Euch fehlt, ist Wärme, sehr viel Wanne. Ihr müßt in ein türkisches Bad. Aber damit
können wir Euch leider nicht dienen. Dennoch werde ich Euch Wärme verschaffen. Ich werde
Euch mit einer Spirituslösung einreiben und in dicke Flauschdecken hüllen. Ihr sollt sehen, in
ein bis zwei Tagen seid Ihr wieder

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