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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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offiziell zu Euerm Mann zurückzukehren. Gebt mir eine Botschaft an ihn, und ich bringe ihn auf das Schiff. Dann könnt ihr gemeinsam nach Amerika segeln, um dort ein neues Leben zu beginnen. Und es wird nicht einmal ein beschwerliches Leben sein; denn Euer Mann verfügt über genügend Mittel.«
    Marina starrte in die sinkende Sonne. Unvermittelt lachte sie auf.
    »Es ist kaum zu glauben, daß man sich von einem Mann wie Euch so unsinnige Vorschläge anhören muß. Mein ganzes Sein drängt zu Euch. Ihr wäret der einzige Mensch, dem ich mich unterwerfen würde. Wie ein Sklave oder wie ein Hund würde ich Euch dienen. Und wenn Ihr mich treten würdet, ich würde Euch die Füße küssen!«
    Blitze sprühten aus ihren Augen. Ihre Hände waren um die Reling gekrampft, daß die Knöchel weiß hervortraten. Ihre Lippen zitterten. Es war, als ob sie ein Fieber schüttelte.
    »Marina«, sagte Michel eindringlich, »kommt zu Euch! Was Ihr da gesagt habt, glaubt Ihr selber nicht.«
    »Doch! Doch! Doch!« schrie sie.»Nein«, sagte Michel hart. »Ich habe Euch bereits früher gesagt, daß die Welten, in denen wir leben, zu verschieden sind. Und jedesmal, wenn Ihr außer Euch geratet, bestätigt Ihr das aufs neue.«
    »Versuchen«, sagte Marina leise, »laßt es uns doch versuchen.«
    Michel wandte den Blick ab und starrte aufs Meer hinaus. Was sollte er dazu sagen? Wußte er doch genau, daß dieser Versuch für beide wahrscheinlich den Untergang bedeutete. Ja, er hatte schon lange gespürt, daß auch er Marina liebte. Aber noch hatte der Verstand die Oberhand. Er wollte sich nicht in unlösbare Verwirrungen verstricken, nicht, bevor er sich durch Augenschein davon überzeugt hatte, was mit Charlotte Eck geschehen war. Er war Arzt. Und als solcher mußte er versuchen, Marinas immer größer werdende Verkrampfung zu lösen und ihre Seele zu heilen. Solche Patienten behandelte man am besten durch eine Schockwirkung. Er sammelte sich. Alles in ihm war Wachsamkeit. Mit einem plötzlichen Ruck wandte er sich ihr wieder zu und stieß hart heraus :
    »Ich liebe Euch nicht, Marina. Ich werde Euch nie lieben können. Ich muß dies einmal deutlich sagen.«
    Marinas Augen wurden groß. Die Iris schillerte. Die Pupillen waren wie zwei Flammen. Dann entspannte sich ihr Gesicht. Ein spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie richtete sich zu voller Größe auf, machte eine wegwerfende Handbewegung und sagte: »Fischblut.« Dann drehte sie sich um und ließ den Pfeifer stehen.

    39

    Die »Dimanche« verlangsamte ihre Fahrt, und Kapitän Abu Hanufa al Dinaweri ließ durchwinken, daß Land in Sicht sei.
    Michel Baum stand neben Señor Virgen, als der Signalgast die Meldung durchgab.
    »Wir wollen nicht als Kriegsflotte in den Hafen einlaufen«, sagte Michel. »Ich werde Befehl geben, an allen Schiffen die Kanonenschächte zu verdecken. Sie werden sich, schätze ich, im Hafen genugsam darüber wundern, daß eine Kauffahrteiflottille von drei Schiffen ohne festen Auftrag über die sieben Meere segelt.« Er rief Jardín.
    »Gebt den Befehl weiter, alle Kanonenluken zu verdecken, wenn wir in den Hafen einlaufen.« »Sí, Señor Doktor. Und welche Flaggen sollen wir setzen?«
    »Ja, was für Flaggen«, lachte Señor Virgen. »Auf irgendeine müssen wir uns ja einigen, sonst hält man uns womöglich für Piraten.«
    Sie überlegten. Das war wirklich ein Problem. Man mußte bei der Auswahl der Flaggen auf jeden Fall Rücksicht auf das bunte Nationalitätengewimmel der Mannschaften nehmen. Die in Akjab angeworbenen Seeleute stammten aus allen Kulturnationen, setzten sich aber überwiegend aus Engländern zusammen.
    »Wenn wir das Georgskreuz wählen, setzen wir uns von vornherein dem Zweifel aus«, sagte Michel. »Ich bin der Überzeugung, daß die Holländer in enger Beziehung zu den Briten stehen, mit denen sie ja schließlich die Herrschaft über Ostindien teilen.«»Nehmen wir doch die Flagge irgendeines kleinen Staates und machen den Leuten weis, daß eben dieser Staat sich anschickt, eine wichtige Handelsmacht zu werden.«
    »Das ist nicht schlecht«, stimmte Virgen zu. »Es wird uns nicht schwerfallen, neugierigen
Fragern diesen Bären aufzubinden.«
»Also welche denn?« fragte Jardín.
    »Oh, da habe ich eine Idee«, sagte Michel. »Wir nehmen einfach die preußische. Sie ist schwarzweiß. Sie läßt sich mit ein bißchen Teer und einem weißen Tuch sehr einfach herstellen. Außerdem werden sie die braven Holländer kaum je auf dem

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