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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Standesamt auf uns. Am Steuer erkannte ich Zack. Wie immer trug er seine schwarze Lederjacke, wie immer fiel ihm eine schwarze Locke tief in die Stirn. Ich wartete auf Diana, die auf der großen Treppe einen ihrer halterlosen Strümpfe zurechtzog und dabei ihre langen, makellosen Beine präsentierte. Hochzeitsgäste und Passanten renkten die Hälse, um sich nichts von diesem unvermuteten Schauspiel entgehen zu lassen. Diana lächelte, zog den kurzen Rock artig nach unten und folgte mir zum Wagen, der uns ins Umbruch bringen würde, wo bereits alles für eine gigantische Party vorbereitet war.
    Zack startete den Motor, schob ein Tape in den Rekorder und jagte los wie der Blitz. Vor sechs Monaten hatten wir unseren Comicladen eröffnet; wir hatten ihn Monty’s Planet genannt. Keiner von uns dreien im Auto hatte ihn seit damals wiedergesehen. Nirgends in Köln hatte man je wieder etwas von dem seltsamen Axtmann gehört. Es musste sein, wie er geschrieben hatte: Er war aufgefahren in den Himmel.
    Ich war meinen Weg zu Ende gegangen. Jeden Tag hatte ich Diana im Krankenhaus besucht. Wir waren uns nähergekommen – langsam, ohne Eile, auf die einzige Art, die gut für uns war.
    Nach ihrer Entlassung hatte sie zunächst bei einer Freundin Unterschlupf gesucht, denn verständlicherweise hatte sie kein Verlangen danach, in ihrer eigenen Wohnung unausgesetzt an das Geschehene erinnert zu werden. Wir unternahmen lange Spaziergänge am Rhein, und als ich sie eines Nachmittags, von unbändiger Neugier getrieben, fragte, wer der Mann an ihrer Seite gewesen war, damals, als der Lederkerl im Umbruch ihre Brüste begrapschte, erschien zum ersten Mal seit Wochen ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
    „He, bist du etwa eifersüchtig?”, neckte sie mich und erzählte, dass der junge Mann ihr Bruder gewesen war, der in Hamburg studierte. Er hatte bloß seine Schwester besucht.
    Den folgenden Winter verbrachten Diana und ich hauptsächlich damit, uns in den Kinos unzählige Filme anzusehen, von denen mir außer einer Komödie namens ›Ben Western – ein Mann wie ein Saloon‹ keiner wirklich in Erinnerung blieb oder gefiel. Stattdessen genoss ich den heiligen Umstand, neben meiner auserkorenen Göttin sitzen und ihren Geruch einatmen zu dürfen. Zwischendurch hatte ich sie einmal zum Zahnarzt begleitet, und als ihr zum ersten Mal die Prothese angepasst wurde, stieg die Erinnerung hoch, Tränen quollen aus ihren Augen hervor, und ich musste mir eingestehen, dass ich über keinen Zauber verfügte, um Diana allein kraft meiner Liebe zu heilen. Ich konnte nichts weiter tun, als einfach nur dazusein, wenn sie mich brauchte, und sie aufzuheitern, wenn die schwarzen Schatten nach ihr griffen. Als wäre ich ein Gentleman und weit davon entfernt, einen Sexualtrieb zu besitzen, starrte ich Diana weder auf die Beine noch auf die Brüste, was mir – zugegeben – alles andere als leicht fiel. Doch eindringlich hatte ich mir selber gelobt, geduldig zu sein, abzuwarten, ihr nicht zunahe zu treten. Ständig lebte ich in der unausgesprochenen Furcht, ich könnte eine Erektion in ihrer Gegenwart bekommen und sie würde es merken. Also lief ich vorsichtshalber in für mich viel zu großen Sweatshirts herum, Größe XXXL, in denen ich wirkte wie ein vergreister Gymnasiast, der trotzig auf jugendlich macht.
    Zu dieser Zeit war Dianas Denken durch einen Haufen Negativismen blockiert; ständig erstellte sie Listen der schlechtesten Filme, der miesesten Songs oder Schauspielerinnen.
    „Wen findest du bescheuerter”, fragte sie etwa, „Madonna oder Sheryl Crow? – Wer ist in deinen Augen lächerlicher? Ozzy Osbourne oder Alice Cooper? – Wer ist peinlicher, sobald man seine Visage irgendwo sieht? Kai Pflaume oder Thomas Gottschalk?”
    Begegneten uns in den Kneipen neue Gesichter, neigte Diana dazu, vor allem das Unzulängliche in den Charakteren der Menschen zu sehen.
    „Was willst du?”, erwiderte ich. “Wir sind eine klägliche Spezies mit Löchern in der Seele, so groß wie Fesselballons. Für ein bisschen Wärme und Aufmerksamkeit sind wir bereit, Dinge zu tun, die banal und würdelos sind. Wir werden von billigen Ängsten und niedrigen Instinkten beherrscht, aber reden uns ein, intelligent und clever zu sein. Aber in Wirklichkeit ist jede Amöbe perfekter und funktionaler als wir.”
    „Oh, das ist genau das, was ich hören wollte”, gab Diana zur Antwort. „Eine Rechtfertigung dafür, meine Depressionen noch weiter wachsen zu lassen. Danke,

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