Pitch Black
Verandatreppe hinauf.
Gabe war sechs Schritte hinter ihm. Er hob die Waffe und stützte sie mit der Taschenlampe ab.
Ethan rannte auf die Küche zu.
Kurz ließ Gabe den Lichtstrahl durch das Wohnzimmer gleiten–es war leer.
Er richtete den Lichtstrahl wieder auf Ethan und sah, wie der Junge durch die Küchentür fegte.
Ein lauter Knall, dann das Geräusch von knirschendem Glas.
Wieder heulte Todd auf.
Gabe erreichte die Tür. Todd presste Ethan auf den Boden und drückte ihm einen Baseballschläger gegen die Luftröhre. Ethans Füße traten hilflos gegen die Fliesen. Maddie war neben den beiden auf den Knien.
Bevor Gabe auf Todd losgehen konnte, schwang Maddie eine Taschenlampe und knallte sie Todd auf den Hinterkopf.
Anstatt umzufallen, wie Gabe erwartet hätte, kam Todd auf die Knie hoch. Mit einem tierischen Schrei drehte er sich um und hob den Baseballschläger, um ihn auf Maddie niedersausen zu lassen.
Gabe blieb keine Zeit mehr, eine Warnung auszustoßen, bevor er schoss.
Ethan stieß ein entsetzliches Keuchen aus, als er sich von dem Gewicht des toten Todd befreite. Madison ließ die Taschenlampe fallen, streckte ihren gesunden Arm nach Ethan aus und kroch auf Knien durch das zerbrochene Glas auf ihn zu.
Erst als sie ihren Sohn spüren konnte, drang Gabes wundervolle Stimme an ihr Ohr. Sie spürte seine Berührung, und endlich dämmerte ihr, dass der Albtraum vorbei war.
31
Die Schatten waren lang, die Sonne ging bereits unter. Madison konnte fast schon fühlen, wie die Dunkelheit sich ankündigte und ihre feuchte Kälte wie eine kühle Hand auf ihre Haut legte. Der Airbag, der wie ein kaputter Ballon vom Armaturenbrett des Jeeps herabhing, rief ihr in Erinnerung, wie nah dran sie gewesen war, alles zu verlieren. Vom Beifahrersitz neben Gabe aus blickte sie auf ihr Haus, in dem die Lichter bereits brannten, obwohl es erst in einer Stunde richtig dunkel werden würde. Sie wusste, dass Gabe das organisiert hatte. Er hatte sich darum gekümmert, dass vor ihrer Rückkehr die Stromleitungen repariert und das Licht eingeschaltet wurde.
Nicht, dass sie ihm gestanden hätte, wie unbehaglich ihr im Dunkeln zumute war–er schien ihre Gedanken und Gefühle instinktiv zu erspüren. Noch nie hatte sie sich einem Menschen auf diese Weise verbunden gefühlt.
Sie hatten das Haus am Morgen verlassen, als die Sonne gerade aufging und verheißungsvoll den Morgenhimmel erhellte. Und jetzt sorgte Gabe dafür, dass sie nicht in ein unbeleuchtetes Haus zurückkehren musste.
Als sie das dunkle Violett der Wälder im Abendlicht betrachtete, bemerkte Madison plötzlich, dass sie die Finsternis nicht mehr so sehr fürchtete wie früher–bevor sie sich dem Schlimmsten gestellt hatte, das diese ihr antun konnte. Dass sie die letzte Nacht zwar angeschlagen, aber doch lebendig überstanden hatte, hatte etwas in ihr verändert.
Das war nicht ihre einzige Erkenntnis. Es war eine überraschende Erfahrung gewesen, dass Ethan und Gabe mit vereinten Kräften ihr Leben gerettet hatten. Dabei waren die beiden so unterschiedlich wie Luft und Wasser. Schon seltsam–für eine Frau, die nie hatte beschützt werden wollen, zog sie überraschend viel Kraft und Vergnügen aus der Tatsache, dass beide dort für sie gekämpft hatten.
Im Krankenhaus, nachdem alles vorbei war, hatte Ethan zugegeben, dass er hatte weglaufen wollen. Als er das sagte, wäre ihr beinahe das Herz stehen geblieben, und ihr Mund wurde ganz trocken. Allein der Gedanke, ihn zu verlieren, versetzte sie in Angst und Schrecken, obwohl die Gefahr bereits vorüber war. Sie hatte immer gewusst, dass sie ihn, wenn er weglaufen und nicht gefunden werden wollte, vermutlich nie mehr wiedersehen würde.
Die kalte Angst hatte sie in ihrem Inneren vergraben. Eines Tages, wenn die Mühsal der Mutterrolle sie vielleicht wieder einmal zu überwältigen drohte, würde sie sie hervorholen und dann die Dinge wieder im richtigen Licht sehen.
Gabe half ihr aus dem Wagen und die Treppe hinauf, als wäre sie eine Invalidin. Ethan hielt sich an ihrer anderen Seite, offensichtlich darauf gefasst, sie aufzufangen, falls sie plötzlich zusammenbrechen sollte. Und tatsächlich war das im Moment gar nicht so abwegig. Jede Faser ihres Körpers tat ihr weh. Ihr frisch eingegipster Arm pochte im Gleichtakt mit ihrem Herzen. Die Schmerztabletten, die man ihr gegeben hatte, machten ihren Kopf so leicht, als würde er sich gleich von ihrem Körper lösen–was nicht unbedingt eine
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