Pitch Black
weiterzulaufen. Aber genau das würde er von ihr erwarten–sie musste genau das Gegenteil tun.
Sie beschloss, einen Haken zu schlagen und zur Straße zurückzukehren, vielleicht sogar zum Haus. Ethan war möglicherweise verletzt. Sie konnte über Handy Hilfe rufen.
Sie zwang sich, keine schnellen, sondern vorsichtige Schritte zu machen, und wandte sich nach rechts, um mehr Abstand zwischen sich und Todd zu bringen. Dann konnte sie in einem Bogen zum Haus zurückkehren. Warum musste ausgerechnet jetzt Neumond sein? Sie hatte nichts, woran sie sich orientieren konnte.
Immerhin bewegte sie sich wieder hügelabwärts.
Als sie auf die Turnbull Road einbogen, schaltete Gabe Blaulicht und Sirene aus. Er nahm die Abbiegung zu schnell, und der Jeep brach hinten aus.
»Warum haben Sie die Sirene ausgemacht? Vielleicht verjagt die ihn doch.«
»Eben weil sie ihn vielleicht verjagt«, gab Gabe zurück. Und vielleicht bringt sie ihn auch dazu, seine Tat schneller zu Ende zu bringen, um dann abzuhauen. Aber das brauchte Ethan nicht zu hören. »Wenn er in den Wald flieht, wird es viel schwieriger, ihn zu kriegen.«
»Aber M…«
»Ich weiß.« Gabe wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wie viel ein paar wertvolle Sekunden ausmachen mochten. Aber Todd war der Sohn seines Vaters. Er konnte in diesen Bergen verschwinden und niemals gefasst werden. Dann wäre er eine ständige Bedrohung, gegen die sie nur wenig ausrichten konnten.
Er fuhr so schnell, wie er es gerade noch riskieren konnte.
Wegen der S-förmigen Kurve bei der Bahnunterführung sah Gabe den quergelegten Baum erst, als es schon zu spät war.
Er trat kräftig auf die Bremse, aber dennoch rutschte der Jeep in das Hindernis, das wie eine grüne Mauer den Weg versperrte. Zweige knackten und brachen. Der Wagen machte noch einen Satz und blieb dann stehen. Als die Stoßstange gegen den Stamm krachte, bliesen sich die Airbags auf.
Madison wurde plötzlich klar, dass sie Todd nicht länger wuterfüllt zetern oder mit dem Baseballschläger um sich schlagen hörte. Sie hatte keine Ahnung, wie weit es noch bis zum Haus oder zur Straße war. Sie kam deutlich langsamer voran als zu dem Zeitpunkt, als sie in den Wald hineingelaufen war.
Sie blieb stehen und lauschte. Durch die Baumkronen fuhr ein leichter Wind, und das Rascheln der Zweige klang wie ferner Applaus–Mutter Natur genoss die Menschenjagd.
Madison konnte nichts hören, was darauf hindeutete, dass Todd in der Nähe herumschlich.
Verhielt er sich ruhig und horchte, genau wie sie? Konnte sie es wagen, sich zu bewegen?
Sie hockte sich hin, machte sich so klein wie möglich und wartete. Während sie so neben einem dicken Baumstamm kauerte, fiel ihr Blick auf das hellgraue Sweatshirt, das sie trug. Sie legte die ausgeschaltete Taschenlampe auf den Boden, zog sich das Sweatshirt über den Kopf und knüllte es zusammen. Ihr schwarzes T-Shirt bot nicht viel Schutz, aber es würde sich auch nicht so stark gegen die Bäume abheben.
Sie ließ das Sweatshirt fallen und rollte es hin und her, damit es dreckig wurde und nicht so sehr vom Boden und der Vegetation abstach. Sie wollte keine sichtbare Spur hinterlassen. Schließlich schob sie es in das Unterholz, blieb geduckt stehen und lauschte.
Es schien, als würde sie immer verwirrter, je länger sie lauschte. Überall um sie herum waren Hunderte von leisen Geräuschen…welches davon mochte Gefahr ankündigen?
Als Todd sie verfolgt hatte, waren seine Bewegungen laut gewesen. Diese leisen Geräusche konnten nicht von ihm stammen.
Sie atmete tief ein und richtete sich auf, um sich weiterzutasten.
Hinter ihr knackte ein Zweig.
Instinktiv ging sie in die Hocke, als sie sich umdrehte.
Nichts bewegte sich auf sie zu.
Sie wartete noch ein paar Sekunden, hörte aber nur den Wind und die Geräusche der nachtaktiven Tiere–der vier- und der sechsbeinigen.
Sie musste unbedingt zum Haus kommen–zum Telefon oder zu ihrem Wagen. Aber sie konnte nicht wegfahren, bevor sie das Haus nach Ethan durchsucht hatte. War es ihm gelungen, sich vor Todd zu verstecken?
Sehr wahrscheinlich war das nicht, aber sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Tief im Inneren wusste sie, dass Ethan niemals freiwillig in einem Versteck bleiben würde, während sie angegriffen wurde. Wenn es irgendwie in seiner Macht stünde, ihr zu helfen, würde er das tun.
War er verletzt? Brauchte er medizinische Hilfe?
Angetrieben von der Sorge um Ethan, riskierte sie schnellere Schritte.
Herr im
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