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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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abgekommen, die sie zu Beginn der Präsentation gehabt
hat, jetzt ist ihr die Lust vergangen, sie will nur noch den Tag
überstehen und dann nach Hause, müde ist sie, und wenn
Oribe da ist, wird sie ihn heimschicken, heute will sie wirklich nur
noch schlafen.

41
Der
Produktmanager ...

    … Bernhard
Herrmann ist positiv überrascht, nicht, dass er die Präsentation
gut findet, sie ist ihm, er ist und bleibt nun einmal ein Mann der
Technik, zu betulich, diese ganzen Bildwelten von Autos, die auf
leeren Landstraßen an einsamen Tankstellen vorbei in einen
feuerroten Sonnenuntergang fahren, sind für ihn einfach
nichtssagender Kitsch, er ist selbst begeisterter Autofahrer, und
wenn er irgendetwas von Autofahrern versteht, dann dass sie einer
tabellarischen Auflistung von Hubraum, Drehzahl und Kilowatt vor
einer stilvollen Abbildung des Automobils mehr abzugewinnen wissen,
als dieser – wie hat dieser Neuhäuser das noch genannt – Emotionalisierung des
Benefits , die
positive Überraschung besteht für ihn darin, dass diese
Werbefuzzis noch vergleichsweise dicht bei der Sache geblieben sind
und nicht völlig abgehoben haben, noch besser wäre es
gewesen, wenn sie nur gezeigt hätten, was sich unter der
Motorhaube abspielt, denn der Benefit ,
der eigentliche Nutzen, das ist für ihn, der Motor, der auf den
neuen, speziellen Treibstoff abgestimmt ist, beide zusammen bilden
die Komponenten der MegaFin-Technologie, und wenn es bei dieser Sache
nur einen Haken gibt, dann den, dass sie nicht funktioniert und
vermutlich niemals funktionieren wird, von dem her, ist alles, was
sich hier abspielt, von rein akademischem Interesse, egal, wofür
man sich heute entscheidet, für wen man votiert, in ein paar
Wochen, wenn es an die konkrete Ausarbeitung der Kampagne geht, wenn
die letztendlichen Testergebnisse vorgelegt werden müssen,
bleibt ihnen allen keine andere Wahl, als zurückzurudern und den
Ball sehrsehr flach zu halten, dann könnte glatt so eine
Kampagne, wie die hier präsentierte, funktionieren, aber das
kann ihm gleichgültig sein, denn er wird zu diesem Zeitpunkt
längst nicht mehr dem Unternehmen angehören, lange schon
hat er versucht, Klein, dem Vorstand für Forschung und
Entwicklung, klarzumachen, dass der straffe, vom Marketing
vorgegebene Zeitplan nicht einzuhalten sein wird, aber der
hat ja immer nur gelächelt, Herrmann, Sie machen das schon, aber
was hat er da schon machen können, nichts, die ganze Sache war
ein purer Verstoß gegen die Naturgesetze, so hat er, bei seinem
Vorstand kein Verständnis findend, aber auch nicht wirklich
scharf darauf, in absehbarer Zukunft als Sündenbock für
viele hundert Millionen in den Sand gesetzte Euros geschlachtet zu
werden, zarte Bande mit dem Wettbewerb geknüpft, denn andere
Chefs haben auch schöne Firmen, und natürlich hat man ihn
genommen, denn er ist wirklich gut, mit Kusshand, er lässt sich
nichts davon anmerken, er sitzt da, neben Mellendorf, dem einzigen
Asketen unter den Männern am Tisch, dessen Mund schmallippig,
zum Schnäuzchen geschürzt ist, die Augen kurzsichtig
zusammengekniffen, er sieht auf den glänzend präsentierenden
Neuhäuser, sieht auf die teils gelangweilten, teils abwesenden
Gesichter seiner Kollegen, Gott weiß, woran diese schreckliche
Angela Punkte gerade denken mag, er sieht hin zu Mellendorf, der
aufmerksam Neuhäuser betrachtet, als überlege er gerade, wo
er das Schlachtermesser ansetzen soll, da aber kommt ihm jemand
zuvor, und Bernhard Herrmann sieht es, es geschieht gewissermaßen
vor ihrer aller Augen, Johannes Neuhäuser, den seine eloquenten
Ausführungen derart weit davon getragen haben, dass er den Faden
verloren hat, fragt charmant, man kann ihm darum nicht böse
sein, nach der Zeit, und da zückt, der neben ihm sitzende
Kollege, wie heißt er noch, was steht da auf der Karte dieses
irgendwie stachelig erscheinenden Typs, Alexander Mack, Konzeption,
der also zückt eine Uhr, rotgold, mit schwarzem Lederarmband,
und legt sie zwischen sich und Neuhäuser auf den Tisch, so als
wolle er sich dieses Dings nur schnell entledigen, und der andere,
der Kreativdirektor, starrt darauf, als sei ihm gerade ein Gespenst
erschienen, es herrscht für mehrere Sekunden lang Stille, die
deshalb sosehr auffällt, weil der Mann, der bis eben brillant
und pausenlos gesprochen hat, der das Gesagte durch geschmeidige,
elegante Bewegungen zu unterstreichen gewusst hat, jetzt gar nichts
mehr sagt, sich nicht mehr rührt, während ihn jeder

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