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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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Kunden, früher als er hier nur Fritten anbot, gab
er immer mal einen Schuss Mayo obendrauf, spendierte treuen Kunden
ein Dosenbier, hörte zu, wenn sie von Daheim erzählten oder
vom Job oder davon, dass sie ihn gerade verloren hatten, den
Pommes-Psychologen nennen sie ihn hier, wenn das Spiel aus ist,
freitags, samstags, sonntags, ist hier die Hölle los, dann
brutzelt die Friteuse, Schweiß trieft ihm von der knallrot
erhitzten Stirn, das fettige Haar in Strähnen nach hinten
gestrichen, reicht er die Pappschalen mit den fettigen
Kartoffelstangen über den Tresen seiner Bretterbude und hört
den Erzählungen derjenigen zu, die das Spiel gesehen haben, die
dabei gewesen sind, die sich im Stadion gerauft und mit Bierflaschen
beschmissen haben, immer ist er interessiert an den Details, obwohl
er das meiste bereits aus dem Radio weiß, er kommt aus dem
Pott, aus Essen, hierher verschlagen hat ihn die Liebe, die immer
noch hält, der Kiosk, man könnte es auch beinahe eine
Halbkneipe nennen, befindet sich auf einem schmalen Grünstreifen,
gleich neben der S-Bahn-Station und einem daran angrenzenden
Bahnübergang, der hat seiner Bude letztlich den Namen gegeben, Pommes Schranke , weil Rot-Weiß-Essen hier unten
doch ein wenig zu provokativ gewesen wäre, eine Zeit lang hatte
das tatsächlich über seinem Fenster, durch das er damals
alles herausreichte, gestanden, aber bei den entsprechenden Spielen
und Siegen hatte es so böses Blut gegeben, dass mehr als einmal
Brandanschläge auf ihn verübt worden waren, doch über Pommes Schranke konnte man lachen und es sich schmecken
lassen, heute, am frühen Abend eines ereignislosen Wochentags
ist hier nicht viel los, nicht mal der schicke Schlitten, der
plötzlich um die Kurven biegt ist etwas Besonderes, zu viele
dieser Art fahren zu dem nahe gelegenen Konzern, nur dass der hier
ziemlich staatstragend daherkommt, nicht dass er einen Wimpel führte,
aber der Fahrer ist ein Chauffeur und der Wagen gepanzert, das riecht
Funke genauso wie altes Fett, die Limousine parkt auf dem Park- &
Ride-Parkplatz und der Fahrer, der nicht einfach in einer typischen
Uniform steckt, sondern immerhin mit einem fast normal anmutenden
Anzug bekleidet ist, kommt zu ihm herüber, watt sollet denn
sein, fragt Willi, Fritten oder Bouletten, ein Bier, sagt der andere,
und einen Burger, also doch‘ne Boulette, kontert Willi, sie
kommen ins Gespräch während der eine das Hackfleisch brät
und der andere sein Bier schlürft, vom Nicht-viel-los-im-Moment
über Hier-geht-ganz-schön-was-ab-wenn-ein-Spiel-ist bis zum
Wo-sind-denn-Sie-her, man kommt sich näher, wird vertrauter,
redet schließlich von gleich zu gleich, die Tonlage kennt
Willi, das hat er einfach raus, der Pommes-Psychologe, und als der
andere versonnen und unablässig, fast schon feindselig, das
Stadion betrachtet, sagt er, datt guxte ja an, wie wennet dir
persönlich watt getan hätt, hat es auch, sagt der Mann im
Dienstanzug, na, und watt denn, da ist mein Junge in eine Keilerei
geraten, sagt der Chauffeur, nä, sagt der Wirt, datt is hart,
kommt aber öfters vor, watt Ernsthaftes, fragt er, schon, sagt
der andere, schwere Körperverletzung, hat er davonjetragen oder der andere , fragt der Wirt, der andere,
tja, datt is dann ma freilich so‘ne Sache, wobei der Wirt offen
lässt, was für eine Sache es ist, nächste Woche
beginnt der Prozess, sagt der Chauffeur, tja dann, habt Ihr
hoffentlich‘n juten Advokaten, pah, sagt der Chauffeur, einen
Pflichtverteidiger, die sind manchmal auch nicht schlecht, sagt der
Wirt, ach was, sagt der andere, der verdient doch nichts an meinem
Jungen, mhm macht der andere und hebelt den Hackballen auf das
Brötchen, schmiert noch Senf und Ketchup dazu und reicht es dem
anderen raus, wär‘s ein Reicher, wär‘er
draußen, sagt der Wirt, hab ich oft genug hier erlebt, der
Fahrer nickt und kaut und schluckt ein Schlückchen Bier, die
Söhne von Juristen, Anwälten, von Unternehmern, wie oft
nehmen die sich, watt‘se wollen, gehn innen A-Block, die suchen
Randale und wenn‘se se nich finden rufen‘se ne andere
Gruppe an, die Gechner , und mit denen verabreden‘se sich
dann, nachem Spiel dortundort, und datt klappt auch, der Fahrer kaut
und nickt, er weiß Bescheid, mit solchen Gechnern hat sich sein Junge geschlagen, aber das verrät er dem
Pommes-Psychologen nicht, muss er auch nicht, weil Willi weiß
schon, woran er ist, jedenfalls, fährt er fort, wenn da einer
oder alle mal geschnappt werden, haben

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