Pitch (German Edition)
ganz so aus, sagt
Altenberg, es scheint ihm nur darum gegangen zu sein, seine Agentur
möglichst gewinnbringend zu verkaufen, holen Sie mich mal ins
Boot, sagt er und Fontaine tut es, er erzählt ihm von Worbs und
Keisers Ausfall, von der Präsentation und seinem Auftritt, er
erzählt von seinem Gespräch mit Mellendorf und dass der die
Agentur ablehnen wolle, aber, sagt Fontaine, das werde ich zu
verhindern wissen, mit keinem Wort erwähnt er seine Befürchtung,
dass Mellendorf ihn unter Druck setzen könnte, gut, sagt
Altenberg, gehen Sie mit ihm essen und geben Sie mir bis, sagen wir
zwanzigdreißig Bescheid, ich werde dann in der Agentur sein,
die Verträge sind fertig und ich kann dann ad hoc entscheiden, ob ich es gleich heute, später oder gar nie
verkünde, was wie gesagt nicht gut wäre, nicht für
mich, nicht für unsere Freunde, also besorgen Sie mir jetzt erst
einmal das Ja von Mellendorf, alles weitere wird sich zeigen.
III
Feierabend
68
Den
ganzen Nachmittag über …
… ist
es bei Magellan‘s Ads drunter und drüber gegangen, die für
den Abend geplante Feier hat alle beansprucht, gegen vierzehn Uhr ist
das Eventteam gekommen und hat begonnen, die Räumlichkeiten zu
dekorieren, die Kontakterin Jana Spiegel, schick, schlank, schwarz
gekleidet, hat die Dekorateure überall hingeschickt und
überwacht, wie Sitzgruppen aufgestellt und Girlanden um Geländer
geschlungen worden sind, unter ihren Augen sind Pflanzenkübel
hereingekarrt und Öllämpchen mit Duftstoffen auf den
Tischen verteilt worden, man hat Platz für das Buffet geschaffen
und nun sind die Leute vom Catering dabei, die Körbe mit dem
Besteck, die Teller und die Stapel mit Servietten aufzubauen, einige
leergeräumte Schreibtische dienen als Bar, Kolonnen von
Cocktailgläsern reihen sich auf ihnen aneinander, Barrikaden aus
Likören, Schnäpsen, Weinbränden, Wodkas, Weinen und
Unmengen von Säften sind errichtet worden, davor stehen
Brettchen zum Schneiden von Limetten und Orangen, Kübel für
Eiswürfel und gestoßenes Eis stehen dort, auf der
Dachterrasse der Agentur, der Galerie, sind Leuchtkuben installiert
worden, die warmes, orangefarbenes Licht ins Dunkel der Nacht werfen
werden, Platz ist geschaffen worden für das Trio Furioso ,
Jazzer, die Ferdi seit langem kennt, und die er manchmal zu später
Stunde mit dem Saxophon begleitet, Jana hat das alles hier
organisiert, seit Wochen, sie hat die Einladungen verschickt an
Ferdis Freunde, Professoren der Universität, Ärzte,
Galeristen, die Presse, sie alle werden da sein, Jana selbst gehört
zu den wenigen in der Agentur, die wissen, dass heute Abend mehr als
die übliche Sommerparty stattfinden wird, sie weiß von dem
Deal mit Data AvaNew und dass er heute öffentlich verkündet
werden soll, strictly confidential , alles streng geheim, die
Grafiker, die Texter, die DTPler, die gesamte Projektkoordination und
die meisten aus der Verwaltung denken, dass es ein Fest wie sonst
sein wird, gegen Abend sind viele noch einmal nach Hause gegangen, um
sich umzuziehen, einige haben sich Feineres mitgebracht und kleiden
sich auf den Toiletten um, ja, jetzt ist Feierabend, und auch wenn
der Verkauf heute nur verkündet und erst in ein paar Monaten
vollzogen werden wird, heute wird das Ende der Ära von
Lachmann-Zeil eingeläutet werden, Startschuss für den
Beginn einer neuen Zeit im internationalen Netzwerk, in dem man nicht
mehr selbst Herr der Entscheidungen ist, sondern nur einer von vielen
Umsatzbringern, und wenn man den nicht bringt ... tja, dann, besser
gar nicht daran denken, heute Abend ist jedenfalls erst einmal Feiern
angesagt.
69
Ein
Fossil …
… der
Psychoanalyse ist Dr. Theo
Dörik, ein Relikt, zumindest empfindet er es so, der letzte
Jünger des alten Freud, und um das zu demonstrieren, geht er in
der Gestaltung seines Äußeren mitunter soweit, dass er
sein großes Vorbild bis aufs i-Tüpfelchen imitiert, Bart
und Frisur, Anzug und Weste sind nahezu identisch, selbst die Pfeife
raucht Dörik oder hält sie zumindest beständig in der
Hand, wenn er sich mit dem Ellenbogen lässig, nachlässig
nachdenkend aufstützt, manchmal hängt die Pfeife einfach in
seinem Mundwinkel, dann verstehen ihn seine Patienten noch
schlechter, wenn er sein mhm oder aha vor sich hin brummelt, immer mit leicht fragendem Unterton, so dass
die Patienten schuldbewusst noch eine Erklärung nachschicken für
das, was ihnen selbst zutiefst rätselhaft ist, mir träumte,
erzählte ihm einer, er sei mit
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