Pitch (German Edition)
konzentriert man sich auf
diese Details, zu grundsätzlich Verschiedenem werden, er hat das
Bedürfnis, sich darauf zu legen, er zieht die Schuhe aus und
gleitet vom Stuhl, er liegt da, starrt an die Decke, die sich über
ihm wie eine Zeltdach aufspannt, ein rautenförmiges Muster aus
vom warmen Abendlicht angenehm geröteten Stahlbeton, er weiß,
er wird heute noch Unangenehmes erleben, er ahnt, dass Mellendorf
noch etwas im Schilde führt und er ist wütend auf sich
selbst, wäre er einfach in seinem Büro geblieben, in seinem
Reich, auf seinem Teppich , hätte er mehr für den
Konzern und seine Bank erzielen können als hier, und zwar ohne
in Gefahr zu geraten, hier, am Boden liegend, sich seltsam matt
fühlend, kann er sich erstmals wieder von seiner Anspannung
befreien, er streckt die Arme aus, der Teppich nimmt ihn auf, die
Ranken umschlingen ihn, und er hört ihn mit der heiseren Stimme
Keisers flüstern, hüte dich vor Mellendorf, sei nett zu
ihm, gib ihm, was er will, gib ihm den Vorstandsvorsitz, gib ihm
Geld, lass ihn verdienen, lass ihn das Gefühl haben, in deine
Gedanken eingeweiht zu werden, aber gib dir keine Blöße,
doch da reißt Fontaine die Augen auf, dumm nur, dass er sich
diese Blöße längst gegeben hat, nicht heute, er fährt
hoch, befreit sich von den Schlingen, und denkt nach, ein Plan, sagt
er sich, ich muss ihm mit einem Plan begegnen, in diesem Augenblick
klingelt sein Handy.
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Altenberg,
…
… meldet
sich eine Stimme, sind Sie es, Jürgen, ja, sagt Fontaine, was
gibt‘s denn, nun, sagt Altenberg, ich habe gerade mit LZ ein
Gespräch geführt, ja, sagt Fontaine fragend, LZ, von
Lachmann-Zeil, Sie wissen doch, der Inhaber von Magellan‘s Ads,
der Agentur, die ich kaufen werde, Altenberg sagt mitunter ich, wenn
er Data AvaNew meint, und Data AvaNew, wenn er nur von und für
sich spricht, ja, sagt Fontaine noch immer irritiert, ich störe
Sie doch nicht etwa, fragt Altenberg, neinnein, sagt Fontaine, der
Grund meines Anrufs ist folgender, fährt Altenberg fort,
scheinbar geht‘s der schönen Agentur umsatztechnisch nicht
ganz so gut, wie LZ und seine Buchhalter es mir die ganze Zeit
weiszumachen versucht haben, meine Controller jedenfalls haben statt
der schönen schwarzen Zahlen, die sie so lieben, nur schamhaft
errötete gefunden, und kaum haben sie mir das verklickert, ruft
mich auch schon der alte LZ an, um gut Wetter zu machen, alles käme
jetzt auf den Pitch an, den sollten wir erst mal abwarten, aha, sagt
Fontaine, was wollen Sie mir denn da gerade sagen, dass das Geschäft
mit der Agentur, in das ich gestern ein paar Hunderttausend
investiert habe, eventuell auf der Kippe steht, so in etwa, sagt der
andere, dann wäre Ihre kleine Einlage futsch, genauso wie die
einiger Ihrer anderen Freunde, sagt Altenberg, das wäre
ungünstig, sagt Fontaine, den einige Hunderttausend nicht
wirklich in den Ruin treiben würden, doch um das Geld seiner
Freunde ist er besorgt, denn das sind Kunden seiner Bank, Sie können,
fragt Altenberg, nicht ein wenig Ihren Einfluss in die Wagschale
werfen, das habe ich schon getan, sagt Fontaine, ohne mich hätte
die Agentur das Ruder heute kaum mehr herumreißen können,
wie, fragt Altenberg nach einer Pause, Sie waren da, sicher war ich
da, hat LZ das nicht erwähnt, nein, sagt Altenberg, das hat er
nicht, also, wie war‘s denn, fragt er den Bankier, interessant,
antwortet der, hat einen intelligenten jungen Mann ins Rennen
geschickt, Andreas Mark, Albert Max, Axel Macke oder so ähnlich,
Alexander Mack, korrigiert ihn Altenberg, genau, sagt Fontaine, den,
sagt Altenberg, hat mir LZ gerade eben als neuen Geschäftsführer,
als seinen zukünftigen Nachfolger präsentiert, nicht
schlecht, sagt Fontaine, der Junge kann was, ja, schön, sagt
Altenberg, aber wird es sich für mich überhaupt lohnen, den
Laden vom alten LZ zu kaufen, können Sie mir da eine
verbindliche Zusage verschaffen, brauchen Sie die denn heute noch,
fragt Fontaine, gut wär‘s, sagt Altenberg, in ein paar
Tagen ist Halbjahresabschluss, da würde ich ganz gern den Kauf
bereits verbuchen können, die Aktien, Sie verstehen, das
schwemmt Geld herein, auch für Sie und für eine Menge
Menschen, die bei Ihrer Bank ihr Geld liegen haben, tja, sagt
Fontaine, ich habe heute noch eine Verabredung mit Mellendorf, mit
Mellendorf, fragt Altenberg zurück, was ist denn mit Keiser,
Keiser ist krank, schwer krank, vielleicht schon tot, sagt Fontaine,
hat Ihnen LZ denn gar nichts erzählt, sieht
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