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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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ist verfault. Steinerne Insel der für immer Gestrandeten …
    Vor Iwans innerem Auge erschien der harschige Schnee in der Peter-und-Paul-Festung. Was hatten sie dort gesucht? Weiß der Henker. Er erinnerte sich nicht. Er erinnerte sich nur an die Kälte. Und an die vielen Spuren im Schnee.
    Wenn ich zurückkehre, dann nicht nur wegen Tanja.
    Ich kehre zurück, um Rache zu nehmen.
    Das Böse muss bestraft werden.
    Nur wusste ich früher nicht, wo es sich verbirgt, das Böse.
    Memow, Orlow, Sasonow.
    Ich weiß es noch immer nicht so genau.
    In Neuvenedig hatte der Oberführer ein neues Hobby für sich entdeckt. Besser gesagt, er hatte ein altes Hobby ausgepackt, es ein wenig entstaubt und wieder in Betrieb genommen.
    Der Oberführer soff wie ein Loch.
    Zu dem Zeitpunkt, als Iwan ihn traf, war der Skinhead bereits restlos abgebrannt und besaß nur noch, was er am Leibe trug.
    Mit einigen Instruktionen und einer einzigen Patrone für allfällige Ausgaben hatte Iwan den Oberführer losgeschickt, um auszukundschaften, wie sie Kusnezow aus seiner misslichen Lage befreien konnten.
    Nun kam der Skinhead zurück. Grinsend und ein fröhliches Liedchen auf den Lippen.
    »Und?«, fragte Iwan.
    »Der Spaß kostet uns nur ein halbes Magazin«, berichtete der Oberführer. »Sie verscherbeln Kusnezow zum Schleuderpreis. Sind wahrscheinlich froh, wenn sie ihn loswerden. Wen wundert’s. Er ist ein sturer Esel und hat keine Lust zu arbeiten. Ein Bulle eben.«
    »Und wo sollen wir die Patronen hernehmen?«, fragte Iwan. »Vielleicht die zweite Taschenlampe verhökern? Toll. Da können wir uns auch gleich selbst in die Sklaverei verkaufen.«
    Der Oberführer strich sich über den rasierten, inzwischen schon reichlich stoppeligen Schädel.
    »Also, ich wüsste da schon was …«
    »Lass hören.«
    »Das wird dir gefallen«, versprach der Oberführer.
    Wie Iwan befürchtet hatte, gefiel ihm die Idee überhaupt nicht.
    Erstens: Um den Gewinn musste gekämpft werden.
    Zweitens: Der Einsatz war er, Iwan, selbst.
    Der Oberführer war wieder einmal über das Ziel hinausgeschossen, ließ sich jedoch nicht mehr davon abbringen.
    Der Schiedsrichter hob zum wiederholten Mal die Hand.
    »Los geht’s!«
    Mit beiden Beinen voraus sprang der Oberführer in seinen schmächtigen Gegner und stieß ihn zu Boden. Er rollte geschickt ab, stand sofort wieder auf und warf sich auf den Rücken des Gestürzten. Mit verschränkten Händen versetzte er ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. Das Gesicht des ausgeknockten Gegners sank kraftlos in den Schlamm.
    Der Oberführer stand auf und atmete durch. Gejohle von allen Seiten. Der Skinhead bückte sich, packte seinen Gegner an den Schultern und drehte ihn auf den Rücken. Prustend schnappte der Geschlagene nach Luft. Sein Gesicht hatte sich in eine Schlammmaske verwandelt.
    Der Schiedsrichter trat zum Oberführer, fasste ihn am Handgelenk und reckte seinen Arm in die Luft.
    »Du hast gewonnen!«
    Applaus brandete auf und ebbte ebenso schnell wieder ab. Der Skinhead quittierte es mit einem stoischen Grinsen.
    »Stark gemacht«, lobte Iwan, als der Oberführer zu ihrem kleinen Lager zurückkehrte.
    »Wie viel haben wir gewonnen?«
    »Fast zwei Magazine. Das reicht fürs Erste. Damit können wir Kusnezow freikaufen und uns eine Weile durchschlagen.«
    Der Oberführer nickte. Sein Gesicht sah übel zugerichtet aus und seine Augen waren zugeschwollen bis auf einen schmalen Schlitz. Von seinem Kinn tropfte Blut.
    »Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Iwan.
    »Okay.«
    Im nächsten Augenblick knickten die Beine des Skinheads ein. Iwan und Kusnezow konnten ihn gerade noch auffangen. Der Oberführer hatte sich wohl doch zu viel zugemutet. So lange kämpfen, ohne einen Bissen zu essen, das konnte ja auch nicht gut gehen. Ein Stück Fleisch hätte er gebraucht, wie der Boxer bei Jack London. Iwan hatte die Erzählung in der Bibliothek am Gostiny dwor gelesen.
    Der Digger zahlte Kusnezows Herrn aus. Für ein halbes Magazin verabschiedete sich Mischa aus der Sklaverei.
    »Mischa«, sagte Iwan, nachdem sie den bewusstlosen Oberführer provisorisch gebettet hatten. »Da hast du Patronen. Besorge was zu essen und sauberes Wasser. Aber kein Rattenfleisch. Etwas Einfacheres tut’s auch. Alles klar?«
    Kusnezow nickte. »Alles klar, Chef.«
    Eine kleine gelbe Eule klimperte mit ihren Plastikaugen. Tick-tack, tick-tack, tick-tack. Die Zeiger auf ihrem runden Bauch zeigten zwanzig nach vier. Daneben brannte eine Lampe. Ein Teil

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