Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
Vom Netzwerk:
Wiedersehen. Ich habe heute meinen höflichen Tag.«
    Krassin schien überrascht.
    »Aber Sie sind doch ein Digger.«
    »Na und?« Iwans höflicher Tag war zu Ende.
    »Sagen Sie, waren Sie schon mal an der Leutnant-Schmidt-Uferstraße?«, fragte Krassin, der sich seltsamerweise überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ.
    »Na klar.« Iwan zuckte mit den Achseln. »Ich bin fast die gesamte Wassiljewski-Insel abgelaufen. Aber was macht das für einen Unterschied? Wie gesagt, ich habe nicht vor, mich als Digger zu betätigen.«
    Iwan legte sich wieder hin.
    »Sie waren also dort?« Krassin nickte. »Vortrefflich. Und ist das Boot noch dort? An der Uferstraße?«
    Iwan stutzte und setzte sich auf. Verdammt, in der Tat …
    »Was für ein Boot?«
    Krassin lächelte und sein Lächeln geriet überraschend charmant.
    »Ein U-Boot.«
    Mit all ihren Tunnelsegmenten krallte sich die Metro in den sumpfigen Sankt Petersburger Untergrund, durch den sich schon die Grenadiere Peters des Großen gekämpft hatten.
    Eine Stadt, in der die Zeit verschwindet.
    »Und jetzt erklären Sie mir bitte, wie man mit einem U-Boot zum Leningrader AKW fahren kann«, sagte Iwan.
    »Ganz einfach«, erwiderte Krassin. »Man läuft vonGawan in den Finnischen Meerbusen aus und fährt dann immer der Küste entlang. Bis Sosnowy Bor. Das sind neunzig Kilometer. Ein bisschen weiter als mit der Bahn. Das AKW befindet sich unmittelbar an der Küste. Es wird mit Wasser aus dem Finnischen Meerbusen gekühlt. Auch die Generatoren laufen mit diesem Wasser.«
    Iwan nickte. Das klang eigentlich ganz vernünftig.
    Wodjanik kraulte seinen schwarzen, mit grauen Strähnen durchsetzten Bart und zerrte daran, als wollte er ihn ausreißen.
    »Ich fasse noch einmal zusammen«, sagte der Professor. »Wir müssen von der Technoloschka zur Englischen Uferstraße gehen und dann über die Brücke zur Leutnant-Schmidt-Uferstraße. Dort soll sich das alte U-Boot befinden. Und ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, es in Gang zu setzen. Wenn nicht – nun gut … Dann müssen wir uns eben einen anderen Weg ausdenken, wie wir zum Leningrader AKW gelangen. Das wär’s von meiner Seite. Iwan? Kann ich dann gehen, um mich fertig zu machen?«
    »Seien Sie mir nicht böse, Professor«, entgegnete Iwan, »aber diesmal müssen Sie hierbleiben. Sie würden das körperlich nicht schaffen, verstehen Sie? Wir werden sehr schnell laufen und sehr schnell schießen müssen. Geschwindigkeit wird das A und O sein.«
    Der Professor warf zornig den Kopf in den Nacken.
    »Aha, dann bin ich also innerhalb von zwei Tagen ein anderer Mensch geworden«, giftete er. »Vorgestern war ich noch gut genug für eine Expedition und heute nicht mehr. Wie das?«
    So wütend sah Iwan den Professor zum ersten Mal. Es wurde ihm direkt ein wenig mulmig dabei. Doch auf gekränkte Eitelkeit konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen.
    »Gut, ich erkläre es Ihnen. Sie sind durchaus kein anderer Mensch geworden, Professor. Sie sind immer noch derselbe ziemlich schwergewichtige Mann um die fünfzig, der eher geistige Anstrengungen als körperliche gewohnt ist. Die Umstände haben sich jedoch grundlegend geändert. Dreihundert Meter bis zu einer Dampflok zurückzulegen, das ist eine Sache. Etwas völlig anderes ist es, drei Kilometer durch eine Stadt zu laufen, in der es von Bestien nur so wimmelt, und dabei ständig um sich zu schießen. Und wohlgemerkt, Professor, das alles in voller ABC-Schutzmontur. Sie müssen doch zugeben, dass das ein Unterschied ist.«
    Der Professor stand da wie ein begossener Pudel und schwieg.
    Keine Chance, dachte Iwan. Ich werde hart bleiben.
    »Aber Iwan …«, presste schließlich Wodjanik hervor.
    »Keine Diskussion.«
    Der Professor ließ den Kopf hängen. Mit noch stärker schlurfenden Schritten als sonst verließ er den Raum. Iwan schaute ihm hinterher und fühlte sich richtig mies. Als hätte er ein Kind zur Schnecke gemacht.
    »Ich komme mit euch«, sagte Mandela, der die Szene mit finsterer Miene verfolgt hatte.
    Iwan schüttelte den Kopf. Diesmal hatte er nicht die Absicht, Freiwillige mitzunehmen. Schluss mit den Spielchen.
    »Red keinen Unsinn. Es reicht schon, dass ich Sterndeuter auf dem Gewissen habe.«
    »Ich komme mit«, beharrte Mandela stur. Sein Blick glühte weiß wie ein Wolframdraht. »Punktum.«
    Nachdem der Schwarze gegangen war, sagte der Oberführer: »Der Junge ist zwar ein Neger, aber er hat Charakter.«
    Iwan musste sich darauf einstellen, die Expedition mit einer

Weitere Kostenlose Bücher