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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Fische und grässliche, halb durchsichtige Kreaturen hausen. Eines Meeres, das in der Dunkelheit leuchtet. Tagsüber, wenn die Sonne scheint, traut sich sowieso niemand in die Stadt hinauf. Wer wäre schon so blöd?
    Obwohl, es gibt solche Leute. Aber so wie es aussieht, werden sie bald unter die Haube kommen.
    Iwan grinste sarkastisch.
    Er kletterte über das Gitter und landete auf einer Wartungsrampe. Iwan hatte die Primorskaja schon mehrfach aufgesucht, sowohl in der Zeit, als sie noch bewohnt war, als auch später, nachdem man sie aufgegeben hatte. Wenn er sich recht entsann, musste er noch ein Stück auf dem schmalen Streifen des Bahnsteigs weitergehen und würde dann rechter Hand auf eine Tür stoßen, die zu den Diensträumen der Station führte.
    Stopp. Nur nichts überstürzen.
    Erste Regel: In der Metro gibt es nichts Beständiges. In kürzester Zeit kann sich alles verändern.
    Zweite Regel: Jegliche Veränderung bedeutet Gefahr.
    Er blieb auf dem Bahnsteig stehen und bewegte den Kopf hin und her, um die Umgebung auszuleuchten. Im Lichtkegel erschienen die Überreste der Wandverkleidung. Wo die Marmorplatten herabgefallen waren, gähnten quadratische schwarze Löcher. Am Boden lagen halb verrottete Sandsäcke herum – die hatte man seinerzeit zwischen den Säulen gestapelt. Überall Wasserlachen. Und dort – na, das fehlte noch …
    Von der gewölbten Decke hing eine Girlande des allgegenwärtigen grauen Mooses herab. Iwan hatte sogar den Eindruck, dass es in der Dunkelheit schwach phosphoreszierte. Radioaktive Strahlung? Wohl kaum.
    Dem Geigerzähler nach zu schließen, war die Radioaktivität hier nicht allzu hoch. Doch was war das für ein Geruch?
    Vorsicht ist besser als Nachsicht.
    Iwan trat einen Schritt zurück und holte die Gasmaske aus der Tasche.
    EineGP-9, fast neu. Hatte zwei volle Magazine gekostet – nicht gerade ein Schnäppchen. Und jeder Filter noch mal zwanzig Patronen. Bei den derzeitigen Preisen konnte einem schwindlig werden. Dafür hatte sie anstelle von zwei runden Okularen, wie bei einer normalen PG-5, und der Gummischnauze mit Rüssel zwei große dreieckige Sichtscheiben mit großem Blickfeld und zwei seitliche Anschlussstücke – man konnte den Filter also links oder rechts anbringen. Sehr praktisch, das Teil.
    Iwan löste den Riemen des Helms. Die LED verströmte reines, weißes Licht – schade, dass die Batterien schon ziemlich am Ende waren. Blieb noch die Ersatzlampe, dann nichts wie zurück. Verdammt. Iwan kniete sich hin, rollte die Matte aus, legte den Helm darauf und richtete ihn so aus, dass die Lampe den Bahnsteig ausleuchtete. Dann setzte er die Gasmaske am Kinn an und zog sie sich über den Kopf. Das Atmen fiel nun schwerer und bei jedem Atemzug entstand ein Geräusch wie bei einem Grundwassereinbruch durch eine Tunnelwand. Die Luft hatte einen eigenartigen Geruch: steril und irgendwie chemisch.
    Der Filter trug eine rote Markierung: gegen Aerosole und radioaktiven Staub. Eineinhalb Stunden.
    Hoffentlich keine Fälschung. In der Metro gab es Typen, die vor nichts zurückschreckten. Früher hatten sie gefaktes dur verkauft, heutzutage fälschten sie Atemschutzfilter und Kalaschnikowpatronen. Die Schweine.
    Einmal hatte man Iwan eine Doppelflinte angeboten mit fünfzig Schuss Munition. Schrot- und Kugelpatronen. Der Preis war so günstig, dass Iwan sofort Verdacht schöpfte. Und prompt entdeckte er an den Patronen Spuren, die da nicht hingehörten. Aus dem Kauf wurde nichts.
    Schade eigentlich. Eine Doppelflinte hätte er gut brauchen können. Gegen die Biester, die manchmal plötzlich aus der Dunkelheit auftauchen, ist eine Schrotladung aus nächster Nähe genau das Richtige. Eine Kalaschnikow ist zwar eine hervorragende Waffe – selbst der kurzläufige »Bastard«. Doch für ein Gewehr braucht man eine gewisse Distanz. Aus der Nähe tut man sich mit einer Schrotflinte leichter. Man muss nicht so genau zielen, und die Wirkung ist verheerend.
    Iwan machte einige tiefe Atemzüge. Keine Fälschung, der Filter war in Ordnung. Der Befestigungsriemen der Gasmaske schnitt im Nacken ein. Er hatte ihn noch nicht richtig eingestellt. Egal.
    Iwan setzte den Helm mit der Lampe wieder auf und lauschte.
    In der Ferne tropfte Wasser. In der Nähe auch. Irgendetwas raschelte leise – vielleicht die Ratte, die er aufgescheucht hatte. Jeder Tropfen, der aufs Wasser fiel, erzeugte ein hallendes Echo.
    So weit alles im grünen Bereich. Das Ächzen des Tunnels war er schon gewohnt,

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