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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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gezeugt worden, drei Monate, ehe er Wilma kennengelernt hatte. Inzwischen war die junge Frau selbst Mutter. Bald sogar schon zweifache.
    Seine erste Enkelin hieß Ronda und war 15 Monate alt. Die Kleine hatte ganz genau die gleichen Ohrläppchen wie ihr Großvater.
    Gott sei Dank war das die einzige erkennbare Ähnlichkeit, überlegte Wilma schmunzelnd, ehe sie sich jetzt auf den Weg zur 6 B machte, um die jungen Menschen wieder einmal bei ihrer Auseinandersetzung mit der französischen Sprache zu begleiten.

     
    *

     
    Als Palinski in seinem Büro eintraf, hatte sich Maria Bertollini unter dem freundlichen Bemühen Margit Waismeiers und Florian Nowotnys wieder einigermaßen beruhigt.
    »Mario, meine liebe Mario«, rasch stellte sie ihr Kaffeehäferl zur Seite, sprang auf und eilte ihrem Lieblingsgast entgegen. »Es isse so schreckligge, wasse die Policia mit Lorenzo maggen.«
    »Na, was machen sie denn mit ihm?«, fragte er sanft und fuhr Mamma Maria beruhigend über die Haare. Dann blickte er zu Florian. »Wer war denn überhaupt hier?«, wollte er wissen.
    »Inspektor Heidenreich mit einem Kollegen«, berichtete Nowotny.
    Palinski kannte den Stellvertreter von Oberinspektorin Franka Wallner inzwischen recht gut und hatte ihn als intelligenten und korrekten Beamten schätzen gelernt.
    »Ich werde mich gleich mit dem Inspektor in Verbindung setzen«, versicherte er Mamma Maria. »Und ich bin sicher, dass Lorenzo nichts Schreckliches zugestoßen ist und auch nicht zustoßen wird.«
    Palinskis ruhige, aber bestimmte Art schien Lorenzos Mutter wirklich zu beruhigen. »Wenn du sagen, dann isse gut, Mario«, rief sie dankbar aus. »Dann ich jetzt gehe, in eine Stunde isse Mittagesse in die Ristorante. Und du bringen mir mein Lorenzo wieder, o no?«

     
    *

     
    Es war nicht zu übersehen, dass sich das Land derzeit in der heißen Phase des Nationalratwahlkampfes befand. Kein Wunder, denn am 10. November, also in knapp drei Wochen, würde sich das politische Schicksal des Landes für die kommenden vier Jahre entscheiden.
    Würde es die bisherige Koalition nochmals schaffen, oder stand das Land vor der viel beschworenen Wende von der Wende?
    Allein auf der relativ kurzen Fahrt mit der Tramway von Mamma Maria zum Kommissariat Hohe Warte erstickte die Straße in einem in dieser Massivität gar nicht mehr fröhlichen Rausch bunter Bilder, öliger Konterfeis und aufgeblähter, sinnentleerter Botschaften. Werbung, so weit das Auge reichte, an den Wänden, an Dreiecksständern, teilweise auch an Fahrzeugen und im Luftraum. Und das mit einer subtilen Raffinesse, die einem den Atem raubte. Es war fast schon ein Albtraum.
    Wesentlich schlimmer als die rein optischen waren die mit Akustik kombinierten Belästigungen, denen man als schlichter Staatsbürger ausgesetzt war, fand Palinski. Das hatte einfache und durchaus logische Gründe: In der Zeit vor der flächendeckenden Einführung des Fernsehens, ja, eine solche hatte es tatsächlich einmal gegeben, wie sich Angehörige der Großelterngeneration wahrscheinlich noch erinnerten, waren die äußerlichen Vorzüge eines Politikers nicht so wichtig gewesen.
    Im Gegensatz zu heute hatten auch landläufig als ›hässlich‹ zu bezeichnende Menschen gute Chancen, in der Politik etwas zu erreichen, falls sie intelligent, eloquent und nach Möglichkeit ein wenig charismatisch waren.
    Warum war das so gewesen?
    Es hatte noch keine technischen Möglichkeiten gegeben, die Bilder der führenden Köpfe in penetranter Permanenz in die Haushalte zu liefern und daher auch keine entsprechenden Schönheitsideale zu Vergleichszwecken bereitzustellen.
    Es traf also tatsächlich zu, was Friedrich Torbergs ›Tante Jolesch‹ zu sagen pflegte: ›Alles, was ein Mann schöner ist als ein Aff’, ist ein Luxus.‹
    Früher brauchten Politiker daher vor allem Herz und Verstand. Und waren beide Voraussetzungen gegeben, so hatten sogar eher skeptisch betrachtete ›Schönlinge‹ durchaus auch Chancen.
    Heute waren die Voraussetzungen für den Erfolg diametral andere: Entscheidend war zunächst, wie jemand, er oder sie, rüberkam. Also die rein optische Botschaft, die schon unterwegs war, ehe auch nur die erste Silbe gesprochen worden war. Wortlos und permanent. Da kam es natürlich vor allem auf Charisma an, das aber so selten anzutreffen war wie das weiße Einhorn. Alles andere war zweitrangig.
    Was vor allem zählte, waren eine tadellose Frisur, ein harter, aber freundlicher Blick, ein markantes Kinn

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