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Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis

Titel: Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G. Keohane
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– die der Watts’, jenes von Joyce ...
    Als Joyce die Hände von Seyhas Schultern löste, um erst die Eingangs-, dann die Insektenschutztür zu öffnen, entrang sich Gem ein Stöhnen verzweifelter Hoffnung. Fast geschafft, fast geschafft ... Ihre Sicht verschwamm – sie weinte ... schon wieder. So viele Tränen hatte sie in ihrem ganzen Leben zuvor nicht vergossen.
    Gem drehte sich um und hielt die Insektenschutztür für Bill Watts auf. Seine Augen waren rot und geschwollen, sein Gesicht nass. Schniefend ergriff er die Tür und murmelte abwesend: »Danke.«
    Gem wusste nicht, was sie erwidern sollte. Schweigend stieg sie die Stufen hinunter und wandte das Gesicht der Wärme der Sonne zu. Das Gefühl war so herrlich, dass sie am liebsten geschrien hätte. Unter den Füßen spürte sie Gras Sie schaute hinab. Dafür, dass sie von einem Dämon angegriffen worden war und eine Reise in die Hölle hinter sich hatte, sahen ihre Socken noch recht passabel aus.
    Bill schaffte es bis zur untersten Stufe. Die hoch am Himmel stehende Sonne erhellte die Umgebung. Weder die Frage, wie lange sie im Haus gewesen sein mochten, noch die, wie sie mit dem Erlebten umgehen sollten, drang zu Bill durch. Die Häuser entlang der Straße erschienen ihm fremdartig und kalt. Er stand auf der untersten Stufe und versuchte, Seyha nicht anzusehen. Sie versuchte gerade, sich aus Joyces Griff zu befreien. Nachdem sie nun wieder draußen, zurück in der Realität waren, was sollte er tun? Wohin sollte er gehen?
    Wer ist dein Leben, William Watts?
    »Lass mich in Ruhe«, flüsterte er und setzte sich schwerfällig auf die Veranda. Sein Kopf fühlte sich wie mit Sand gefüllt an. Er stützte ihn in die Hände und die Ellbogen auf die Knie, dann starrte er auf einen Sprung im Gehweg. Grasbüschel sprossen daraus hervor ins Sonnenlicht. Durch seinen Verstand rasten Gedanken, die sich nicht festsetzen konnten, die nur kurz aufblitzten, ehe sie von anderen verdrängt wurden.
    Gesprächsfetzen, Worte über Kinder ...
    Konnte er von der Kirche eine Annullierung der Ehe erwirken?
    Er war derjenige gewesen, der immer von einer Familie geredet hatte. Seyha hatte nie ...
    Wollte er überhaupt eine Scheidung? Wollte er sie wirklich verlieren?
    Die Visionen, die Kinderliturgie ... Das Gelächter, das ihn verhöhnt hatte. Albträume über Albträume. Um Bill drehte sich alles. Wie sollte jemand einen solchen Wahnsinn verarbeiten? Sie hatte ihn verraten! Seyha. Wer war sie eigentlich? Konnte er sie je wieder lieben?
    Seyha, sein Leben ...
    Seine Blindheit ...
    Er hatte die Schublade zu heftig herausgezogen. Nein, das stimmte nicht. Er hatte sie gar nicht geöffnet. Sie war herausgefallen. Das war in der Vision gewesen.
    In welcher Vision?
    Bill kniff die Augen zusammen. War er vor Elend so wirr, dass er halluzinierte? Die Finsternis ... sie mutete wie ein Traum an, der mit dem anbrechenden Morgen verblasste. Bill versuchte krampfhaft, sich an den roten Faden zu erinnern.
    Er wusste noch von den Pillen. Diese Erinnerung hatte sich ihm deutlich eingeprägt. Aber die anderen Ereignisse ... sie kamen und gingen, verblassten, entglitten seinem Gedächtnis.
    Auch Joyce stellte eine plötzliche Verwirrung darüber fest, was vorgefallen war. Sie ließ Seyha los und erkundigte sich, ob es ihr gut ging. Dem war natürlich nicht so, doch Joyces Hauptanliegen war, die Frau zur Besinnung zu bringen. Was sich soeben ereignet hatte, war ...
    Verwirrung. Joyce blickte zu der Tür, durch die sie getreten waren. Bill saß verdrossen auf der Veranda, das Gesicht in den Händen vergraben. Hinter ihm und der geschlossenen Insektenschutztür herrschte Düsternis. Mehr als den Ansatz einer weißen Wand konnte Joyce nicht erkennen.
    Vergessen setzte ein. Joyce blinzelte und versuchte, das Erlebte festzuhalten, es zu speichern. Das Grauen, die Träume, den Dschungel ... Ray. Auch er hatte eine Rolle gespielt. Flüchtig erinnerte sie sich an etwas in einem Restaurant, dann im Keller. In dem Keller, in dem er sie vergewaltigt hatte. Ihre Brust fühlte sich wie zugeschnürt an.
    Gem hatte erwähnt, dass sie Ray unlängst gesehen hatte. Wann hatte sie das gesagt? Ray war tot. Nein, nicht tot, außer in ihrem Verstand, wo er begraben gewesen war. Jetzt nicht mehr. Hierher zurückzukehren, war ein Fehler gewesen; in dem Haus hatten zu viele Emotionen ihrer geharrt. Erinnerungen – wahre Erinnerungen – stürzten auf sie ein. Dahinter schwelte mehr, das sich jedoch auflöste wie Nebel in

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