Plage der Finsternis - Keohane, D: Plage der Finsternis
aufgegeben zu verstehen, weshalb sie den Drang verspürte, in jeden Winkel des Hauses sehen zu können.
Als sie zu dritt auf das Haus zugingen, öffnete sich die Vordertür. Ihre Mutter wirkte weniger erschöpft als sonst nach einem Abend als Babysitterin. Es war allerdings auch noch nicht so spät. Connor schlief zufrieden in der Beuge ihres linken Arms und hob unterbewusst die kleinen Fäustchen angesichts der plötzlichen Kälte. Ihre Mutter hob ihn sich zum Gesicht und umarmte ihn stumm. Ihr goldener Ohrring baumelte wie ein winziges Mobile über seinem Gesicht.
»Er war hungrig, deshalb habe ich ihm die Flasche gegeben«, erklärte sie. »Aber nicht die ganze. Ich dachte, du würdest ihn stillen wollen, wenn du kommst.« Deanna wich zurück, um die drei eintreten zu lassen. Gem nahm Connor seiner Großmutter ab, drückte ihn sich an die Wange und hoffte, er würde dadurch ein wenig aufwachen. Seine kleinen Finger tasteten über ihre Lippen, doch die Augen blieben geschlossen.
»Bist du bereit, nach nebenan zu gehen?«, fragte ihr Vater.
Deanna ergriff ihren Mantel vom Rand der alten Kirchbank und schlang ihn sich um die Schultern. »Keine Sorge«, erwiderte sie grinsend. »Du wirst deine geliebten Zehn-Uhr-Nachrichten schon nicht verpassen.« Sie küsste Paul auf die Wange, tat dasselbe bei Gem und sagte: »S und S sind vor etwa zwanzig Minuten ohne Probleme eingeschlafen.«
Gem stöhnte innerlich. In Anbetracht der Tatsache, dass die übliche Schlafenszeit der Zwillinge vor zwei Stunden gewesen war, wunderte sie nicht, dass sie ins Bett gegangen waren, ohne sich zu beschweren.
Mit einem Abschiedswinken zu seinen Schwiegereltern schloss Paul die Tür, dann beugte er sich herab, um das Baby auf die Stirn zu küssen und flüsterte: »Aufwachen und hungrig sein, kleiner Mann.« Sanft legte er seiner Frau eine Hand auf die Wange und bedachte sie mit einem kurzen, aber innigen Kuss. Zusammen betraten sie das Haus, und Gem schaltete unterwegs die Lichter ein.
Draußen wich eine Gestalt tiefer in die Schatten des schneebedeckten Hinterhofs, um dem aus dem Haus fallenden Licht zu entgehen.
Daniel G. Keohane
schrieb im Lauf der Jahre etliche Kurzgeschichten, die in einer Reihe bedeutender Horrormagazine und -anthologien veröffentlicht wurden, darunter in so renommierten Publikationen wie Cemetery Dance Magazine , Extremes 4: Darkest Africa , Fantastic Stories of the Imagination , The Pedestal Magazine und vielen anderen. Seine Arbeiten wurden zwei Mal in die Vorausscheidung zum internationalen Bram Stoker Award aufgenommen, ferner wurde er mit mehrfachen Ehrennennungen in der Publikation Year’s Best Fantasy and Horror ausgezeichnet.
Derzeit teilt Dan seine Zeit zwischen dem Schreiben und seiner Arbeit in der Computerbranche auf. Er ist aktives (professionelles) Mitglied und Funktionär der Horror Writers Association , ferner aktives Mitglied der Science Fiction & Fantasy Writers of America . Dan lebt mit seiner Frau Janet und drei gemeinsamen Kindern in New England, seine Website ist www.dankeohane.com .
Ebenfalls von Daniel G. Keohane:
Das Grab des Salomon
ISBN 978-3-7090-0016-8
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Titel der englischen Originalausgabe:
Plague Of Darkness
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