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Plan D

Plan D

Titel: Plan D Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Urban
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Vielleicht ein letzter, trauriger Rest Florena Sport Deodorant , der die Schlacht gegen Buttersäure, Tabak und verschiedene Gemüse aus der Familie der Lauchgewächse vor Tagen verloren hatte und sich jetzt möglichst unauffällig verflüchtigen wollte.
    »Tut mir leid mit dem Navodobro, Herr Hauptmann. Sieberg hat sich draufgesetzt, das hält kein Display aus.«
    »Wir finden es auch so.«
    Voss lenkte den Streifenwagen vornübergebeugt. Die grobporige Rübennase fast auf dem Armaturenbrett, beide Hände am Lenkrad festgekrallt, die Augen zusammengekniffen, immer in der dumpfen Erwartung niederträchtiger Katastrophen. Die Nähte der grauen Polizeihose schnitten mit der Erbarmungslosigkeit ostdeutscher Uniformtextilien in die dicken Voss-Oberschenkel und schnürten das Voss-Geschlecht im Schritt zu einer tennisballgroßen Beule zusammen. Wegener merkte, wie es ihm kalt den Rücken runterlief. Bis er diesen abartig runden Geschlechtswulst wieder aus dem Kopf bekam, konnten Wochen vergehen. So ein Wulst konnte einem im Traum erscheinen. So ein Wulst konnte im Traum sogar sprechen. Wenn diese Beule mir jetzt nachts aus ihrem Leben erzählt, dachte Wegener, dann springe ich vom EastSide auf den Alex.
    »Schon wieder!« Voss stierte finster auf den Phenoplast-Tross, der über den vierspurigen Liebknecht-Ring rollte, sich an die Tempobegrenzung hielt, Mindestabstände beachtete. »Da! Am Brückenpfeiler! Ist Ihnen mal aufgefallen, was die jetzt überall hinschmieren?«
    Wegener sah Voss an.
    » Alle Vopos fahren Phobos !« Voss prustete ein paar kleine Speicheltropfen an die Windschutzscheibe. »Ja, was denn sonst? Was sollen wir denn bitteschön sonst fahren? Maserati? Das hätten die sprühen sollen, als der Trabi abgeschafft wurde, diese Fotzenköppe, dann wäre es wenigstens neu gewesen!«
    Wegener versuchte vergeblich, seine Seitenscheibe ein Stück herunterzudrehen. Die Kurbel war direkt über dem Gewinde abgebrochen.
    »Und alle anderen fahren ja auch Phobos!«, sagte Voss. »Bis auf die paar Bernds, die von ihren Trabanten nicht lassen können, also müsste es ja wohl heißen: Auch die Vopos fahren Phobos!«
    »Voss, schreiben Sie das meinetwegen nachts an die Häuserwände von Köpenick«, sagte Wegener, »aber lassen Sie sich nicht erwischen.«
    »Ich hab mich noch nie erwischen lassen.« Voss griff sich mit der linken Hand zwischen die Beine, Zeigefinger und Daumen zerrten am Stoff.
    Wegener sah aus dem Fenster. Die ersten Wohnsilos erschienen hinter vorbeiwischenden Birken, wurden mehr, wurden zu einer Hochhausarmee, zu einer unsortierten Kastenkompanie. Rechts das löchrige Gebiss eines Bauzauns, dahinter Brache, Erdhaufen, alte Reifen. Die Sonne blieb hinter dünnen Wolkenfetzen verschwunden, leuchtete trüb wie durch eine Milchglasscheibe. Gelbe Birkenblätter sprenkelten den rissigen Asphalt, fließende Punkte, die der Wind in immer neuen Mustern anordnete. Dann knickte die Straße scharf nach links ab, der Häuserstapel von Marzahn war plötzlich näher als gedacht, erschien breit, klotzig, weiß vor dem grauen Himmel, eine kilometerlang aufgetürmte Horizontmauer.
    Voss ächzte.
    Wegener versuchte nicht hinzusehen, ahnte, der war immer noch mit der Hand an seiner Hose zugange. Voss das Ross, hatte Borgs gesagt, stinkt wie ein Gaul, aber galoppiert für dich, wohin du willst.
    »Ein Schulfreund meines Schwagers war das ja«, seufzte Voss, »der hat den Phobos verbrochen. Also, den Namen, meine ich.«
    Wegener starrte weiter auf die wachsende Marzahn-Kulisse. Noch ein Blick auf Voss das Ross mit einer Hand im Untergeschoss würde diesen Tag versauen, bevor er richtig angefangen hatte.
    »War eine Art Preisausschreiben damals. Ein Wettbewerb. Wussten Sie das, Herr Hauptmann?«
    Wegener schüttelte den Kopf.
    »Die wollten halt keinen neuen Trabant, sollte ja alles anders werden nach der Wiederbelebung. Oder jedenfalls anders heißen. Also konnte man Vorschläge einreichen. Der Schulfreund von meinem Schwage r …« Voss klang plötzlich erleichtert. Als Wegener hinsah, hatte er beide Hände am Lenkrad. » … der hat damals im Lexikon unter Mars nachgeschlagen. Der rote Planet, Sie verstehen, der Stern des Sozialismus, sozusagen.«
    Wegener holte sein Notizbuch aus der Manteltasche und klappte die Christa-Gerdes-Skizze auf. Grüne Filzstift-Pfeile schlängelten sich durch blaue Kugelschreiberwohnblöcke bis zu einem schwarzen Kreuz, der Ludwig-Renn-Straß e 32.
    »Tut mir echt leid mit dem Navodobro«,

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