Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)
Verwunderung auslösen, werde ich nachspüren. Ich habe hier die Gelegenheit ergriffen, auf all die Fragen, die meine Freunde mir über die Jahre zur amerikanischen Mentalität gestellt haben, Antworten zu suchen. Und ich lade Sie ein, mir dabei über die Schulter zu schauen.
Dafür werde ich mal tief in die Geschichte abtauchen und dann wieder die aktuelle Lage beleuchten, denn obwohl Amerika sich täglich ändert, bleiben die Einstellungen doch die alten: Wir teilen noch viel mehr Überzeugungen mit unseren Vorfahren, den ersten Einwanderern aus Europa, als wir zugeben. Ich werde so ehrlich sein wie möglich: Unsere Sünden in Sachen Sklaverei, Indianer und Imperialismus werde ich nicht verschweigen, doch die Motive dahinter einmal genauer aufzeigen. Ich werde Moral außer Acht lassen: Manch einer glaubt, dass ein Amerikaner, der sich kritisch mit seinem Land auseinandersetzt, sich in Folge von diesem abwenden muss. Bei mir ist das nicht passiert, auch wenn das in manchen Kapiteln vielleicht anders klingen mag. Ich pendle da immer noch zwischen Stolz und Scham hin und her, wenn es um die Verrücktheiten meiner Landsleute geht. Dabei ist genau das, was uns am peinlichsten ist, unser größtes Kapital – und das werde ich in diesem Buch beweisen!
Ich werde unsere stürmische Beziehung zum Staat, zur Verfassung, zum Kapitalismus, zu Gott und der Welt unter die Lupe nehmen. Wir Amerikaner lieben die Wirtschaft vielleicht ebenso innig wie die Deutschen die soziale Gerechtigkeit, und wer uns verstehen will, muss wissen, warum uns das Geldverdienen so am Herzen liegt und warum wir den Kapitalismus so verehren wie … na ja, eigentlich genau so, wie wir die Demokratie vergöttern.
Während die meisten Deutschen sich keine großen Gedanken über ihr Grundgesetz machen, zerbrechen wir uns ständig den Kopf über unsere Verfassung und halten sie im Übrigen so hoch wie die Bibel. Viele der hirnlosen Sprüche von US -Politikern im Wahlkampf klingen in europäischen Ohren wie purer Nonsens – kein Wunder, denn diese Typen benutzen einen Code: Es dreht sich in Wahrheit immer um irgendeine Frage nach der richtigen Interpretation der Verfassung. Und diese wird in Wahlkampfzeiten eben immer besonders leidenschaftlich und von allen Seiten interpretiert, ohne dass die Arme sich dagegen wehren kann.
Wenn Sie also das nächste Mal von einem amerikanischen Politiker hören, der die Evolution, den Klimawandel oder den Sinn der Gleichstellung von Mann und Frau anzweifelt oder gleich eine amerikanische Kolonie auf dem Mars errichten will, verzweifeln Sie nicht: Er ist weder dumm noch durchgedreht, er weiß genau, was er tut.
Und sollten Sie immer noch glauben, dass wir Amerikaner spinnen, verrate ich Ihnen ein Geheimnis:
Erstens, Sie haben natürlich recht. Zweitens, es ist noch schlimmer, als Sie es sich in Ihren kühnsten Träumen vorgestellt haben …
1 Mit »Ami« meine ich einen Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika, des einzigen Landes, das das Wort »Amerika« im Namen führt; in diesem Buch schreibe ich also »Ami« statt, wie anderswo üblich, » US -Ami«.
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Wir sind durchgeknallt
A merika macht mehr Geld als alle anderen Länder der Welt. Es hat die größten Firmen, die modernsten Universitäten, die ambitioniertesten Forscher mit den meisten Nobelpreisen, die besten Museen und die coolsten Stars.
Aber woran erkennt man einen Ami in den Straßen von London, Paris oder Köln?
Er trägt ein Schlabber-T-Shirt mit einem blöden Spruch drauf; wenn er sich in der Kneipe mit jemandem unterhält, dann hört der ganze Laden mit; ein Amerikaner muss grundsätzlich schreien, wenn er redet, und brüllen, wenn er lacht. Ein einzelner Ami in einer deutschen Runde kann bereits dazu führen, dass man der Kneipe verwiesen wird.
Diese Typen wissen nicht, wo Berlin liegt oder Afghanistan, und trotzdem marschieren sie da ein. Sie glauben allen Ernstes, die Erde sei erst 5.000 Jahre alt, wie es in der Bibel steht, und Evolution nur so eine Theorie.
Und dann wundern sie sich, dass die ganze Welt sie nicht bedingungslos liebt.
Amis fallen auf die blödesten Ideen rein, wenn sie nur verrückt genug klingen. Beispiel gefällig? Eine Frau in Louisiana vertraute ihren Freunden, Nachbarn und Verwandten an, sie sei CIA -Agentin und arbeite an hochgeheimen, brandneuen medizinischen Technologien, mit deren Hilfe Menschen über Nacht von allen möglichen Krankheiten geheilt werden könnten. Sie müssten nur an einem bestimmten Abend am
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