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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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hinter mir. Instinktiv setzte ich meinen Weg fort, suchte Deckung im Gebüsch und versuchte, möglichst leise zu sein. Levain schloss sich mir an.
    So gelangten wir in die Gegend, wo die Schüsse fielen. Ich warf mich zu Boden und kroch langsam weiter, auf die Kuppe eines Hügels zu, immer gefolgt von Levain. Dort hielten wir hinter ein paar Bäumen und dichtem Gestrüpp keuchend inne. Dann robbte ich vorsichtig näher, den Kopf auf den Boden gedrückt. Am Rand des Unterholzes blieb ich schließlich wie zerschlagen liegen – denn der Anblick, der sich mir bot, überstieg alle Maßstäbe meines armseligen Menschenverstandes.

9
    Das Bild, das ich vor Augen hatte, enthielt sowohl lächerliche als auch grausige Elemente. Doch was vor allem meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war eine Gestalt, die etwa dreißig Schritte von mir entfernt stand.
    Beinahe hätte ich vor Überraschung aufgeschrien. Tatsächlich, trotz meiner Angst, trotz der Aussichtslosigkeit meiner Lage – ich war zwischen den Treibern und Schützen gefangen – löschte die Verblüffung jedes andere Gefühl in mir aus, als ich das Wesen sah, das da auf das Hervorbrechen des Wildes lauerte. Denn es war ein Affe, ein Gorilla von ziemlicher Größe. Obwohl ich mir einzureden versuchte, dass ich verrückt geworden sein musste, konnte doch nicht der geringste Zweifel an seiner Artzugehörigkeit bestehen. Was ich allerdings als so außerordentlich empfand, war nicht die Begegnung mit einem Affen auf dem Planeten Soror an sich, sondern der Umstand, dass dieser Affe wie ein Mann von der Erde bekleidet war – und vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der er seine Kleidung trug. Diese Natürlichkeit war es, die ich von Anfang an am auffallendsten fand. Kaum hatte ich das Tier erblickt, wurde mir klar, dass es ganz offensichtlich nicht aus Spaß so herausstaffiert war. Die Bekleidung war für den Affen ganz normal, genauso normal wie für Nova und ihresgleichen die Nacktheit.
    Der Gorilla war so angezogen wie Sie und ich – das heißt, so, wie wir angezogen wären, wenn wir an einer jener Treibjagden teilnähmen, die gelegentlich von Gesandten oder anderen bedeutenden Persönlichkeiten veranstaltet werden. Sein braunes Jackett hätte ohne weiteres vom besten Pariser Schneider stammen können; darunter war ein groß kariertes Hemd zu erkennen, wie es unsere Sportler tragen. Die Hose, oberhalb der Waden leicht erweitert, wurde unten von Gamaschen abgeschlossen. Doch damit hörte die Übereinstimmung auf, denn anstelle von Schuhen trug er starke schwarze Handschuhe.
    Es war ein Gorilla, zweifellos! Aus dem Hemdkragen ragte der abscheuliche, spitz zulaufende, schwarzbehaarte Kopf mit der platten Nase und der vorspringenden Kinnlade. Aufrecht stand er da, ein wenig vorgeneigt, in der Haltung eines Jägers, der das Wild erwartete. In seinen langen Händen hielt er eine Flinte.
    Er befand sich mir genau gegenüber, jenseits eines breiten Durchhiebs, den man dort für die Treibjagd angelegt hatte.
    Plötzlich durchlief ihn ein Zittern. Er hatte, genau wie ich, ein schwaches Geräusch vernommen, das rechts von mir aus dem Unterholz drang. Er drehte den gewaltigen Kopf und hob gleichzeitig die Waffe, um sie, falls nötig, in Anschlag zu bringen. Von meinem Versteck aus sah ich das Schwanken der Büsche, die hinter einem der Fliehenden zusammenschlugen. Da rannte jemand blindlings in sein Verderben. Ich wollte einen Warnruf ausstoßen, denn die Absicht des Affen war eindeutig erkennbar, doch ich hatte weder Zeit noch Kraft dazu. Schon stürmte der Mann ins offene Gelände hinaus. Der Schuss krachte, als der Fliehende genau die Mitte des Kahlschlags erreicht hatte. Er stürzte, zuckte einige Male und blieb reglos liegen.
    Doch noch hatte ich keinen Blick für das Opfer übrig. Ich starrte wie gebannt den Gorilla an. Ich hatte seinen Gesichtsausdruck beobachtet, seit er auf das Geräusch aufmerksam geworden war, und dabei ein überraschendes Mienenspiel festgestellt: vor allem die Grausamkeit des Jägers, der auf seine Beute lauert, und das Vergnügen, das ihm diese Betätigung bereitet. Alles ganz so wie bei einem Menschen. Und das war der Hauptgrund für mein Erstaunen: In den Augen dieses Tieres glänzte jener Funken Intelligenz, den ich bei den Sorormenschen vergeblich gesucht hatte.
    Meine eigene Lage war nun so gefährlich geworden, dass ich meine anfängliche Fassungslosigkeit fast vergessen hatte. Erst als der Schuss fiel, wandte ich mich dem Opfer zu und musste

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