Planet der Affen
aufzunehmen gedenke, wovon sie sich nicht sehr begeistert zeigte, doch keine Einwände erhob.
So stehe ich also wieder einmal in dem Saal mit den Käfigen. Schon auf der Schwelle überfällt mich ein seltsames Gefühl, denn ich sehe diese Geschöpfe in einem neuem Licht. Beklommen habe ich mich vor dem Eintreten gefragt, ob sie mich nach meiner langen Abwesenheit wieder erkennen würden. Nun, das haben sie. Alle Blicke sind wie eh und je und sogar mit einer gewissen Unterwürfigkeit auf mich gerichtet. Täusche ich mich oder liegt in diesen Blicken tatsächlich ein neuer Ausdruck, der mir persönlich gilt und sich von ihrer üblichen Reaktion auf das Erscheinen der Gorillas unterscheidet? Es ist vielleicht nur ein Reflex, schwer zu definieren, doch ich glaube darin erwachende Neugier zu erkennen, das Heraufdämmern uralter Erinnerungen aus tierischer Dumpfheit und – vielleicht – das ungewisse Aufkeimen einer Hoffnung.
Diese Hoffnung meine ich seit einiger Zeit unbewusst in mir selbst zu nähren, ja vermutlich liegt darin mein Hochgefühl begründet. Nicht umsonst hat es mich, Ulysse Merou, auf diesen Planeten verschlagen. Mir ist es auferlegt, hier eine Wiedergeburt des Menschen zu bewirken … Nun also habe ich endlich das, was mich seit einem Monat quält, beim Namen genannt. Gott würfelt nicht, wie einmal ein Physiker sagte. Im Kosmos gibt es keinen Zufall. Meine Reise zum Beteigeuze war durch das Schicksal vorbestimmt, und an mir liegt es nun, mich des Auftrags würdig zu erweisen und diese verlorene Menschheit zu retten.
Wie üblich, mache ich einen langsamen Rundgang durch den Saal und zwinge mich, nicht gleich auf Novas Käfig zuzulaufen, kann ich es mir doch nicht leisten, jemanden zu bevorzugen. Ich begrüße jeden einzelnen meiner Schützlinge – wobei es mir nichts ausmacht, dass sie der Sprache noch nicht mächtig sind. Dann nähere ich mich mit gespielter Gleichgültigkeit meinem alten Käfig. Aus dem Augenwinkel schiele ich schon hinüber, doch keine Arme strecken sich mir durch das Gitter entgegen, keine Freudenschreie ertönen, mit denen Nova mich sonst zu empfangen pflegte. Eine dunkle Ahnung steigt in mir auf, und ich kann mich nicht länger zurückhalten. Ich stürze zum Käfig. Er ist leer.
Ich rufe einen der Wächter, wobei mein scharfer Ton die Gefangenen erzittern lässt. Zanam erscheint. Es ist ihm gar nicht recht, mir gehorchen zu müssen, doch auf Ziras Anordnung hin hat er sich zu meiner Verfügung zu halten.
»Wo ist Nova?«, frage ich ihn.
Verdrossen antwortet er, darüber wisse er nicht Bescheid, eines Tages habe man sie fortgeschafft. Ich bohre nach, doch ohne Erfolg. Da kommt durch einen glücklichen Zufall Zira herein, die gerade Visite machen will. Als sie mich vor dem leeren Käfig sieht, errät sie, was in mir vorgeht. Sie wirkt verlegen und spricht zunächst von etwas anderem. »Cornelius ist zurückgekehrt. Er möchte dich sehen.«
In diesem Moment sind mir jedoch Cornelius, alle Schimpansen, Gorillas und sonstige Affen völlig gleichgültig. Ich zeige mit dem Finger auf den Käfig und sage lediglich: »Nova?«
»Man hat sie in eine Spezialabteilung verlegt«, antwortet die Äffin und zieht mich dabei hinaus, damit der Wärter uns nicht hören kann. »Ich habe dem Verwaltungsdirektor zwar versprochen, das Geheimnis zu wahren, doch ich finde, du solltest es wissen.«
»Ist sie krank?«
»Es ist nichts Schlimmes. Aber doch so wichtig, dass sich die Behörden damit befassen. Nova sieht einem Freudigen Ereignis entgegen.«
»Was für ein Ereignis?«
»Sie erwartet ein Kind«, erwidert Zira und sieht mich ziemlich merkwürdig an.
6
Ich bin wie vom Donner gerührt, ohne zunächst die ganze Tragweite dieses Ereignisses zu erfassen. Zahllose nebensächliche Gedanken stürzen auf mich ein, und vor allem bewegt mich die Frage, warum man es mir verschwiegen hat. Doch Zira lässt mir keine Zeit, mich darüber weiter aufzuregen.
»Ich habe es vor zwei Monaten festgestellt, als ich von der Reise zurückkam. Die Gorillas hatten nichts gemerkt. Ich habe daraufhin Cornelius telefonisch verständigt, der seinerseits ein langes Gespräch mit dem Verwaltungsdirektor führte. Sie kamen überein, dass es am besten sei, nichts verlauten zu lassen. Niemand weiß davon außer ihnen und mir. Nova ist in einem isolierten Käfig untergebracht, und ich kümmere mich um sie persönlich.«
Ich sehe in dieser Heimlichtuerei einen Verrat von Seiten Cornelius', und Ziras Verlegenheit entgeht
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