Planet der Affen
mir nicht. Der Eindruck drängt sich mir auf, als werde da insgeheim eine Intrige angezettelt.
»Beruhige dich. Es fehlt ihr an nichts. Dafür sorge ich schon. Noch nie wurde ein trächtiges Menschenweibchen mit so viel Sorgfalt behandelt.«
Wie ein ertapptes Schulkind schlage ich vor ihrem belustigten Blick die Augen nieder. Sie bemüht sich zwar um einen ironischen Ton, doch dahinter spüre ich ihre Unsicherheit. Mein Zusammenleben mit Nova war Zira ein Dorn im Auge, seit sie über meine wahre Natur Bescheid wusste, aber ich lese aus ihrem Blick noch etwas anderes als Unwillen heraus. Offenbar ist ihre Zuneigung zu mir der tiefere Grund ihrer Unruhe. Und diese Geheimnistuerei mit Nova verheißt nichts Gutes. Möglicherweise hat mir Zira nicht die ganze Wahrheit gesagt. Möglicherweise ist der Große Rat längst informiert, und es haben auf höchster Ebene Diskussionen stattgefunden.
»Wann wird das Kind erwartet?«
»In drei oder vier Monaten.«
Auf einmal wird mir das ganze Ausmaß der Situation bewusst. Ich sehe Vaterfreuden im Reiche des Beteigeuze entgegen. Mir soll hier, auf dem Planeten Soror, ein Kind geboren werden von einer Frau, zu der ich mich physisch hingezogen fühle, für die ich manchmal Mitleid empfinde, deren Gehirn jedoch etwa so beschaffen ist wie das eines Tieres. Keinem anderen Wesen im Kosmos ist jemals etwas Ähnliches widerfahren. Am liebsten möchte ich gleichzeitig weinen und lachen.
»Ich will sie sehen, Zira!«
Sie verzieht unwillig das Gesicht. »Das habe ich mir gedacht und bereits mit Cornelius darüber gesprochen. Ich glaube, er wird es dir gestatten. Er erwartet dich in seinem Büro.«
»Cornelius ist ein Verräter!«
»Du hast kein Recht, so zu sprechen. Er ist hin und her gerissen zwischen seiner Liebe zur Wissenschaft und seiner Pflicht als Affe. Es ist doch nur natürlich, wenn ihn das bevorstehende Ereignis mit großer Besorgnis erfüllt.«
Mit wachsender Beklemmung folge ich ihr durch die Korridore des Instituts. Ich kann mir vorstellen, wie den Affengelehrten zumute ist bei dem Gedanken, es könnte eine neue Menschenrasse heranwachsen, die … In diesem Moment wird mir klar, wie sich meine Mission am ehesten durchführen lässt.
Cornelius empfängt mich freundlich, doch die frühere Ungezwungenheit will sich nicht wieder einstellen, ja zuweilen blickt er mich ziemlich entsetzt an. Ich reiße mich zusammen, um nicht sofort das Thema anzuschneiden, das mir am Herzen liegt, und erkundige mich, wie es ihm auf der Reise ergangen ist und ob es etwas Neues von den Ausgrabungen zu berichten gibt.
»Das kann man wohl sagen!«, erwidert er. »Ich habe eine Reihe unwiderlegbarer Beweise gesammelt.« Seine kleinen, intelligenten Augen leuchten. Er kann nicht anders, er muss seinen Erfolg laut verkünden. Zira hat Recht: Er ist zwischen seiner Liebe zur Wissenschaft und seiner Pflicht als Affe hin und her gerissen. Doch in diesem Moment spricht nur der Wissenschaftler aus ihm, der passionierte Gelehrte, dessen Theorien sich bewahrheitet haben. »Skelette«, sagt er. »Nicht nur eines, sondern jede Menge. Es muss sich bei dem Fundort um einen Friedhof handeln. Das sollte eigentlich ein Blinder erkennen, aber unsere Orang-Utans weigern sich natürlich, etwas anderes als einen merkwürdigen Zufall darin zu sehen.«
»Und die Skelette?«
»Es sind keine Affenskelette.«
Wir starren einander an. Seine Begeisterung lässt etwas nach, als er langsam weiterspricht. »Ich kann es Ihnen nicht verheimlichen: Es sind Menschengebeine.«
Zira ist offensichtlich bereits eingeweiht, denn sie zeigt keinerlei Überraschung. Die beiden blicken mich eindringlich an. Dann ringt sich Cornelius zu einer offenen Erörterung des Problems durch. »Für mich steht nun fest«, sagt er, »dass es auf unserem Planeten früher einmal eine Menschenrasse gegeben hat, deren geistiges Niveau etwa dem euren auf der Erde entsprochen hat, eine Rasse, die dann jedoch degeneriert und in den tierischen Urzustand zurückgesunken ist … Ich habe hier nach meiner Rückkehr andere Beweise vorgefunden, die diese These erhärten.«
»Andere Beweise?«
»Ja. Der Leiter der Enzephalischen Abteilung, ein junger Schimpanse mit großer Zukunft, hat sie entdeckt. Es stimmt nicht, dass wir Affen immer nur Nachahmer waren. In einigen Bereichen der Wissenschaft haben wir beachtliche Innovationen zustande gebracht, besonders auf dem Gebiet der experimentellen Gehirnforschung. Eines Tages werde ich Ihnen die Resultate
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