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Planet der Illusionen (Orion 09)

Planet der Illusionen (Orion 09)

Titel: Planet der Illusionen (Orion 09) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sagte Helga ruhig. Sie wußte, daß die Männer bestenfalls eine 50:50-Chance hatten, nicht mehr. Was sie vorhatten, war voller Risiko und mit sämtlichen Unsicherheiten gesegnet, die betrunkenen Männern zustoßen konnten. Und betrunken waren beide.
    Das war das einzig Sichere an dem Unternehmen.
    »... drei ... zwei ... eins ... null!« zählte Helga, öffnete die Schleuse und riß am Starthebel. Mit vierfacher Normalbeschleunigung wurde der kugelartige kleine Körper senkrecht hinausgeschossen. Sofort sprang das energetische Triebwerk an.
    Cliff beschleunigte mit verrückten Werten.
    »Sie sind alle wahnsinnig, und da Alkohol an Bord streng verboten ist, werden wir alle unsere Posten loswerden«, murmelte Helga und schloß das Schiff. Langsam ging sie zurück in die Steuerkanzel und schaltete die Kommunikationssysteme an, um zu beobachten.
    Wie ein betrunkener Nachtfalter, wie ein Käfer mit zwanzig durchsichtigen Verzierungen auf den Flügeln, torkelte die LANCET II hinab zum Planeten. Der Kurs ähnelte den Linien einer weit auseinandergezogenen Spirale mit gelegentlichen, völlig unmotivierten Auswüchsen.
    »Phantastisch! Sie werden auf einem der Monde notlanden!« seufzte Helga und nahm die Flasche in die Hand. Sie war so leer wie ein Bankkonto am 31. eines Monats.
    »Nein!«
    Die Antwort kam aus den Lautsprechern.
    Das Boot behielt genau die Richtung bei. Es war, als steuere ein Rennboot in Zickzackfahrt einem Ziel zu. Nur war dieser Zickzack dreidimensional, verlief also in drei Ebenen. Aber es schien, als würde die LANCET tatsächlich dicht neben ihrem technischen Zwillingsbruder landen. Helga atmete tief ein und aus, stellte fest, daß das Aroma unwahrscheinlich gut war und räumte nachdenklich die leeren Gläser und die leere Flasche weg. Sie landeten in der Spülmaschine beziehungsweise im Abfallkonverter. Nur nach dem Verschluß, mit dem Mario de Monti gespielt hatte, suchte sie lange.
    Sie fand ihn dort, wo sonst Tamara Jagellovsk stand, wenn sie mit der ORION flog.
    »Rasender Fixstern!« flüsterte Helga. »Und dieses Mädchen ist auch noch auf dem Weg hierher. Zusammen mit der HYDRA II und General van Dyke!«
    Jetzt konnte sie nur noch hoffen, daß Cliff und Mario bald zurückkamen.
    Es sah unbedingt lustig aus, wie sich das Pünktchen des Schiffes der Masse des Planeten zubewegte. Jeder Radarbeobachter wäre zusammengebrochen oder hätte ein Bergungsschiff angefordert. Und irgendwann landete die LANCET.
    Helga setzte sich in Cliffs Sessel und wartete ab. Etwas anderes konnte sie nicht tun. Ihre hochnervösen Finger spielten mit dem Verschluß der Himbeergeistflasche.
    Wieder einmal raste McLane ins Abenteuer; mitten hinein.
    Und dazu noch betrunken ...
     
    Cliff Allistair McLane saß mit rotgeränderten, leicht wäßrigen Augen vor den Hebeln der Steuerung. Die breiten Gurte fingen, da er irgendwann aus Versehen den Knopf gedrückt hatte, der das künstliche Schwerefeld im Innern der LANCET reduzierte, jede Bewegung ab. Cliff und Mario taumelten mit ihrem Beiboot dem Betonboden des Platzes entgegen – haarscharf fegte die Kugel an der Front des Hafengebäudes entlang. Dann fauchten die Triebwerke auf, und die negative Beschleunigung setzte ein.
    Cliffs Bewegungen waren schnell und zielbewußt wie immer, aber er flog wesentlich härter als sonst. Rücksichtsloser, mit mehr und größeren Steuerausschlägen und souveräner Mißachtung der Belastungsgrenzen sämtlicher Materialien. Ein mittelgroßes Wunder half dem Kommandanten bei der Landung.
    »Ver ... verdammt, Cliff – das machst du wie ein echter Raumfahrer!« stammelte Mario zwischen Verwunderung und reinem Übermut.
    Die LANCET setzte zwei Meter neben dem anderen Beiboot auf. Durch die halbkugeligen Kuppeln waren die Silhouetten von Atan und Hasso zu erkennen.
    »Leutnant de Monti!«
    Ein Klicken: die breiten Haltegurte lösten sich. Mario stellte sich kerzengerade auf und salutierte übertrieben.
    »Zu Befehl, Oberst McLane?«
    »Dienstlicher Befehl, de Monti«, knurrte Cliff. »Sie begeben sich würdevoll, zielstrebig und mit größter Schnelligkeit hinüber in die LANCET I und rammen den Knopf für den Autopiloten hinein. Dann lassen Sie sich von Leutnant Helga Legrelle aufnehmen, begeben sich in Ihre Kabine und schlafen dortselbst Ihren vorschriftsmäßigen Rausch aus. Anschließend Meldung bei mir. Verstanden?«
    Mario riß den Arm zurück und schnarrte:
    »Verstanden, Kommandant. Leutnant de Monti bittet, von Bord und an Bord gehen

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