Planet der Illusionen (Orion 09)
...«
Cliff sah, daß sich zwischen dem Mann und ihm selbst nur noch eine Doppelreihe kleiner Fahrzeuge, meist offener Wagen, befand. Er suchte nach einer Lücke und spurtete hindurch.
»... wie sieben Raumfahrer«, half Cliff aus. »Ich lebe noch, habe furchtbare Kopfschmerzen und werde in einigen Minuten starten.«
»Danke. Ende.«
Cliff erreichte jetzt die unterste Stufe. Er blieb stehen und zielte mit der Waffe, aber dann senkte er sie. Obwohl ihm nach allem anderen zumute war, mußte er grinsen.
»He, Fremder!« brüllte er.
Sein Außenlautsprecher klirrte, er spürte die Vibrationen durch den starren Anzugsstoff.
Der andere Mann wurde aufmerksam.
Auch er hatte sich seit über einer Woche nicht mehr rasiert und kaum häufiger gewaschen. Seine Hände, sein Gesicht und seine Kleidung waren gleichermaßen schmutzig und von den Spuren der Tage gezeichnet. In der rechten Hand trug er eine geöffnete Schnapsflasche, die etwa zu einem Drittel gefüllt war. Er war doppelt so betrunken wie McLane. Er torkelte Cliff entgegen und richtete blutunterlaufene Augen auf den Mann im Raumanzug. Die Augen lagen in tiefen schwarzen Höhlen.
»Ha ... Hallo!« lallte er und kam in Schlangenlinien näher.
»Sie scheinen leicht angetrunken zu sein«, bemerkte Cliff zögernd. Er steckte die Waffe weg; dieser Mann war alles andere als gefährlich. Gleichzeitig mit diesem Gedanken zog wieder eine Welle des Schmerzes durch Cliffs Gehirn. Fetzen undeutlicher Bilder verwischten. Und die Menschen, die ringsum wie leblose Puppen herumlagen, bewegten sich in dem schwachen Versuch einer Abwehr.
»Total ... hupp ... total blau. Hat mich gerettet! Alles ist hin!«
Der Mann, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, mit einem gutgeschnittenen, offenen Gesicht, stierte Cliff an.
»Seit wann?«
»Acht ... acht Tage. Alles ist zusammen ... hick ... gebrochen. Der furchtbare Krieg ist da!«
Cliff konnte sich vorstellen, daß acht lange Tage voller Alkohol und voller derart eindringlicher Bilder einer telenotischen Art den Mann vor ihm zu einem halben Wrack gemacht haben mußten. Andererseits kannte er sämtliche Teile dieses Spieles hier und würde ihnen wertvolle Hinweise geben können. Er beschloß, den Mann mitzunehmen.
»Sie wollen schlafen?« fragte Cliff langsam und deutlich.
Der andere trank einen mörderisch großen Schluck, rülpste haltlos und blickte die Flasche fast liebevoll an.
»Schlaf? Acht Tage lang kein ... Au-auge zugetan.«
Er grunzte etwas völlig Unverständliches.
»Wollen Sie schlafen, Mann?« fragte Cliff beschwörend.
»Natürlich. Wo? Hier kann niemand schlafen. Überall ist Krieg. Geräusche, Lärm und Geschrei ... und alles ... hin.«
Cliff faßte den Mann am Arm und zog ihn zu sich heran. Selbst durch die Handschuhe war zu spüren, wie erschreckend dünn der Oberarm geworden war. Da Alkohol auch einen gewissen Nährwert hatte, schien er in Verbindung mit instinktiv gefundenen und aufgegessenen Nahrungsmitteln den Mann gerettet zu haben. Cliff zog ihn mit sich und wandte sich dem anderen Ende des Platzes zu.
»He ... wohin wollen Sie?«
»Dorthin!«
Cliff deutete hinüber zum Park. Der andere schloß die Augen, riß sie schnell wieder auf und blinzelte in die Sonne. Er begann zu murmeln, ging aber automatisch mit. Er bewegte sich wie ein Roboter. Cliff schlug eine schnellere Gangart an.
»Au! Verdammt!«
Der Mann neben ihm ließ die Flasche fallen und faßte an seinen Kopf. Cliff merkte es ebenfalls ... er spürte, daß die Wirkung des Bordwhiskys nachließ und die Eindrücke sich im gleichen Maß steigerten. Er ahnte dumpf, daß es ein schwerer Weg bis zur LANCET werden würde.
»Los!« brüllte er. »Kommen Sie!«
Er riß den Mann mit sich und begann langsam zu laufen. In sich einen tobenden Schmerz und blasse Halluzinationen, die immer deutlicher, farbiger wurden, neben sich einen total Betrunkenen, der nach sämtlichen Richtungen schwankte und mühsam vor dem Umfallen bewahrt werden mußte, so stolperte Oberst McLane auf die LANCET zu. Es dauerte anscheinend eine Ewigkeit, bis er sich an der Leiter festklammern konnte.
»Hier sind wir!« knurrte er.
Der Raumfahrer fiel schwer gegen ihn.
Cliff erkannte, daß er es niemals schaffen würde, den Betrunkenen auf einem annähernd normalen Weg ins Schiff zu bringen. Er bückte sich, packte den Mann um die Hüften und warf ihn über seine Schulter. Dann stieg er mit zitternden Knien die breiten Stufen hinauf, drückte den Knopf, und die Leiter zog sich
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