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Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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des nächsten Tunnels etwa fünfzig Meter rechts von ihm. Er entdeckte ihn gerade rechtzeitig, um das wirbelnde Durcheinander aus Gliedmaßen und das Blitzen einer Waffe mitzubekommen.
    Obi-Wan stürzte sich im selben Moment, als Anakin fiel oder sprang, nach vorne. Er fand kaum Zeit, den Blutcarver, Anakins Angreifer, zu bemerken, der ihm nachsetzte.
    Seine Flügel entfalteten sich beinahe mühelos; die winzigen Motoren an den Spitzen stotterten und erwachten jaulend zum Leben; Sensoren an den Verstrebungen des Geschirrs suchten nach den starken Traktorfeldern in den Zwischenräumen der riesigen gewölbten Schilde. Die Flügel hätten aus eigener Kraft nicht einmal einen Knaben tragen können, geschweige denn einen erwachsenen Mann, doch indem er die Felder der Beschleunigerschilde nutzte, konnte ein Flieger alle möglichen akrobatischen Tricks ausführen.
    Das erste Manöver, das Obi-Wan meisterte, war der senkrechte Absturz.
    Um fast dreihundert Meter.
    Anakins Verwirrung und Schmerz wichen rasch einer Klarheit, wie er sie seit vielen Jahren nicht mehr erlebt hatte. Seit, drei Jahren, um genau zu sein, seit seinem letzten Kapselrennen auf Tatooine, bei dem er dem Tode das letzte Mal so nahe gewesen war.
    Er brauchte fast drei Sekunden, um die richtige Position einzunehmen: die Füße leicht nach unten geneigt, die Flügel seitlich angelegt und den Kopf gegen die Schulterstrebe zurückgeworfen. So als wollte er in ein riesiges Wasserbecken eintauchen. Dann schienen sich die Flügel ohne Zutun seines Willens langsam zu spreizen. Die Motoren husteten und begannen stotternd scharf und gleichmäßig zu heulen. Wie das Summen von zwei großen Insekten. Er spürte, wie sich die kleinen Sensoren unter seinen Fingerspitzen drehten, nahm das schwache Vibrieren in den Handflächen wahr, das ihm anzeigte, dass er ein Steigungsfeld nutzen konnte.
    Er war weniger als hundert Meter gefallen. Die auf ihre ganze Spannweite von fünf Armlängen entfalteten Flügel bebten und erschauerten wie lebendige Wesen, als sie die Luftströmungen und die Traktorfelder aufnahmen. Und als die Motoren auf die winzigen Bewegungen seiner Arme reagierten, erlangte er die vollständige Kontrolle und schnellte in die Höhe.
    Die optische Linse, die ihm die Brennstoffmenge und andere Dinge anzeigte, flatterte nutzlos unter seinem Kinn, doch er kam gut ohne sie aus.
    Nicht schlecht, dachte er, für einen, der dem Tod so nahe war! Die Klarheit wurde zu einer Woge der Energie, die sich seines ganzen Körpers bemächtigte. Einen Moment lang vergaß er das Rennen, den Schmerz in seinem Arm, die Furcht und empfand den Nervenkitzel eines vollkommenen Triumphs über die Materie, über das unbeholfen zusammengefügte Bündel aus Metall und Fibergewebe auf seinem Rücken und über den Raum zwischen den riesigen gebogenen Schilden.
    Und natürlich auch über den Blutcarver, der ihn umbringen wollte.
    Er sah aus dem Augenwinkel etwas, das er für den Blutcarver hielt und das wie ein fallendes Blatt unterhalb und links von ihm abwärts trudelte. Er sah, wie die Gestalt über die Grubenwand schürfte und taumelte, einen Windstoß erwischte und wieder nach rechts driftete.
    Doch dieser glücklose Flieger war gar nicht der Blutcarver. Mit einer neuen Drehung an der Spirale seiner geschärften Wahrnehmung erkannte er, dass sein Verfolger sich von dem Vorsprung hinter ihm gestürzt hatte und nun in einer parallelen Flugbahn etwa zwanzig Meter rechts von ihm durch die Luft brauste.
    Ihre Zulassung zum Wettkampf hatte ihnen der Tunnelmeister ohne Zweifel entzogen. Und wenn schon, dachte Anakin. Er hatte sich noch nie allzu sehr um die Formalitäten des Siegens geschert. Wenn dies also ein Wettbewerb allein zwischen ihm selbst und dem mörderischen Blutcarver werden sollte, dann sollte es eben so sein.
    Der Gewinner würde überleben.
    Das war auch nicht schlimmer als ein Kapselrennen gegen einen Dug.

    Obi-Wan hatte keine Angst vor dem Tod, doch er hatte etwas dagegen einzuwenden, was diese Todesart implizierte: technisches Versagen, Mangel an Eleganz, eine gewisse tollkühne Leichtfertigkeit, die er stets aus seinem Charakter zu verbannen versucht hatte.
    Der erste Schritt zur Vermeidung dieser unseligen Folgen lag in der Entspannung. Nach der ersten flüchtigen Begegnung mit der Grubenwand ließ er seinen ganzen Körper erschlaffen und konzentrierte all seine Sinne darauf, wie die Luft, die Traktorfelder und die Flügel interagierten. Wie Qui-Gon es ihm einst während

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