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Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schlug seinen langen Mantel zurück und nahm auf dem Sitz in der Mitte Platz, von wo aus er einen guten Blick auf das sich langsam drehende Sternenfeld jenseits des langen, nach unten geneigten Bugs der Fähre hatte. »Gibt es etwas Neues über diese Gräben?«
    »Nein, Sir.«
    »Kampfspuren vielleicht«, überlegte er. Sie hatten ihn an die Einschnitte eines erfahrenen Chirurgen in faltige Haut erinnert.
    »Ich bin überzeugt, dass sie sich als geologische Anomalien erweisen werden«, meinte Kett.
    »Halten Sie Geschwaderdistanz und beschränken Sie den Funkverkehr zwischen den Einheiten auf ein Minimum«, befahl Sienar. »Ich wünsche, dass absolut niemand den Planeten scannt. Wir sind gar nicht hier. Übermitteln Sie eine ausdrückliche Direktive an alle Schiffe, um sie noch einmal daran zu erinnern. « »Ja, Sir.«
    »Wir sind sehr dicht dran«, sagte Sienar und rieb die Hände an den Ellbogen. Unerklärlicherweise waren sie schweißnass. »Ich werde nicht den geringsten Fehler dulden.«

Vierunddreißig

    Ein schwaches grünes Leuchten tropfte wie dicker Sirup vom Ende des Tunnels. Der unterirdische Strom war zur Ruhe gekommen, als die Höhle immer breiter wurde, und floss jetzt gleichmäßig und sanft dahin. Gann lenkte das Boot mit ein paar geschickten, festen Stößen seiner Stange. Dann glitten sie unter einem natürlichen, mit grünen und roten Ranken geschmückten Überhang hindurch. Auf der Oberseite des Überhangs war ein Stück des Felsens freigelegt worden, und Gann und seine beiden Helfer warfen zwei älteren Ferroanern in Schwarz und Grau die Leinen zu.
    Das Boot wurde vorsichtig an Land gezogen und wie ein Tier, das sich an einen alten Freund schmiegt, an den Puffern der Anlegestelle festgemacht.
    Obi-Wan ging zum Bug und sah, dass sein Padawan eingeschlafen war. Die lange schlaflose Nacht hatte schließlich doch ihren Tribut gefordert. Anakin lag, umringt von seinen verstummten Saatpartnern, in tiefem Schlummer. Sein Gesicht war wunderbar ausdruckslos, die Züge entspannt, durch die leicht geöffneten Lippen strömten langsame, flache Atemzüge - ein einfaches, vollkommenes Werk lebendiger Kunst. Jabitha saß dicht neben seinem Kopf, ihre Hand streichelte das seidige Haar des Jungen. Sie blickte zu Obi-Wan auf und zog die Unterlippe zwischen die Zähne.
    »Er ist sehr hübsch«, sagte sie. »Sollten wir ihn nicht einfach schlafen lassen? Es ist noch Zeit.«
    Anakin schlief in der Gegenwart des Mädchens wie ein Baby. Das war bemerkenswert. Obi-Wan wusste von den häufigen Albträumen des Jungen.
    Im Schlaf sah er viel jünger aus. Obi-Wan konnte sich noch sehr gut an den Neunjährigen erinnern, der sein Schüler geworden und der seitdem zwei Handspannen gewachsen war - die angenehmen runden Züge waren noch immer dieselben, nur die Nase war ein wenig größer.
    Er vermisst die Gegenwart von Frauen. Thracia Cho Leem wusste das.
    Obi-Wan streckte die Hand aus, hielt jedoch inne. Er verspürte den starken inneren Drang, den Jungen nicht zu wecken, ihn auf ewig weiter schlafen zu lassen, um für immer ein großes Abenteuer kommen zu sehen und für immer von Triumph und Glück zu träumen. Dieser Wunsch enthielt zu viel Gefühl und Schwäche, um statthaft zu sein, gleichwohl gestattete er es sich. So muss sich ein Vater fühlen, der seinen Sohn betrachtet und sich Sorgen um seine ungewisse Zukunft macht, dachte Obi-Wan. Es wäre schrecklich, ihn scheitern zu sehen. Aber es wäre noch viel schrecklicher, diesen Jungen zu verlieren. Ich würde lieber die Zeit anhalten, und selbst mit ihr erstarren, als das erleben zu müssen.
    Plötzlich schien eine vertraute Gestalt neben ihm zu stehen und Obi-Wan, der sich in dieser einem Jedi unwürdigen Gefühlsseligkeit verloren hatte, staunte über sich selbst und sagte leise: »Er ist auch nicht besonderer als alle anderen Kinder, oder?«
    Ein unbestimmtes Flüstern erwiderte: »Für dich schon. Und seit heute weißt du es auch.«
    Obi-Wan wirbelte herum und sah Gann auf sich zukommen. Die Stimme war nicht die von Gann gewesen.
    »Es ist Zeit zum Aufbruch«, verkündete Gann und musterte Obi-Wans angespannte, bestürzte Miene. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein.« Obi-Wan schauderte leicht, griff nach Anakins Schulter und schüttelte ihn einmal sanft. Anakin war wie stets übergangslos aus tiefem Schlummer sofort hellwach. Seine Saatpartner regten sich ebenfalls und suchten abermals Halt an seiner Tunika und seinen Hosen.
    Obi-Wans Saatkugeln kletterten zu seiner

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