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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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letzten qualvollen Momenten seines Lebens an mich gedacht hatte.
    Ob er gewusst hatte, dass sein Vater nicht mein Vater war? Unwahrscheinlich, sagte ich mir. Martin Humphries hätte nie jemandem erzählt, nicht einmal seinem geliebten Sohn, dass sein ärgster Feind ihm Hörner aufgesetzt hatte.
    Zögernd schob ich den Chip in den Desktopcomputer. Verwundert stellte ich fest, dass meine Hand ganz ruhig war. Innerlich war ich auch ganz ruhig. Ich verspürte eine eisige Kälte, fast eine Betäubung, und die einzige Emotion war der unwiderstehliche Drang zu erfahren, was Alex mir in den letzten Momenten seines Lebens hatte sagen wollen.
    Der Computerbildschirm leuchtete auf, und da war Alex. Das Gesicht war kaum zu erkennen hinter dem Helmvisier. Das Bild war schlecht und körnig. Er befand sich im Innern der Rettungskapsel und saß im Raumanzug vor der Kommunikationskonsole.
    ›Ich weiß nicht, ob du diese Botschaft jemals erhalten wirst, kleiner Bruder‹, sagte er. ›Ich befürchte, wir haben diese Mission verbockt.‹
    Die Tonqualität war miserabel, aber es war Alex’ Stimme, eine Stimme, die ich nie wieder zu hören geglaubt hatte. Tränen traten mir in die Augen. Ich wischte sie fort, als er weitersprach.
    ›Van, in der obersten Wolkenschicht der Venus befindet sich etwas, wodurch die Gashülle der Phosphoros so stark korrodiert ist, dass wir an die Oberfläche gesunken sind. Ich habe versucht, die Erde zu erreichen, aber es sieht so aus, als ob das, was den Absturz verursacht hat, auch die Antennen zerstört hätte.‹
    Ich nickte unwillkürlich, als ob er mich sehen könnte.
    ›Ich weiß nicht, ob dieser Chip dich jemals erreichen wird. Der einzige Weg würde wohl der sein, dass jemand zur Oberfläche der Venus absteigt und das Wrack findet. Ich bezweifle aber, dass jemand so verrückt ist, sich auf absehbare Zeit darauf einzulassen.‹
    Es sei denn, es winkt ein Zehn-Milliarden-Dollar-Preis, sagte ich mir.
    ›Van, am Abend, bevor ich abgeflogen bin, habe ich dir gesagt, dass ich die Grünen unterstützen wollte, indem ich Bilder von einer Welt mitbrachte, wo der Treibhauseffekt in die Katastrophe geführt hat. Das ist ebenfalls in die Hose gegangen. Ein totales Fiasko.‹
    Die Abbildung auf dem Schirm verschwand beinahe in einem Rieseln, aber Alex’ kratzige und schwache Stimme war noch immer zu hören.
    ›Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem, was hier auf der Venus passiert ist und dem, was auf der Erde abläuft. Nicht der geringste Zusammenhang. Die beiden Planeten hatten vielleicht die gleichen Grundvoraussetzungen, doch die Venus hat schon sehr früh ihr Wasser verloren. Als vor Milliarden Jahren auf der Erde die Meere entstanden, war die Venus schon so heiß, dass das Wasser ins All verdampft ist.‹
    Er sprach nun schnell, als ob er befürchtete, dass er sonst nicht mehr imstande sei, mir alles zu sagen, was er zu sagen hatte.
    ›Der irdische Treibhauseffekt ist mit den Bedingungen hier auf der Venus nicht zu vergleichen. In keinerlei Hinsicht. Die Grünen werden sehr enttäuscht sein; es wird ihnen nämlich nicht gelingen, die Venus als warnendes Beispiel für die Entwicklung
    auf der Erde zu nehmen, wenn wir den Treibhauseffekt nicht stoppen.‹
    Er hustete plötzlich. Das Bild wurde etwas klarer, und ich versuchte angestrengt, sein Gesicht hinter dem Visier zu erkennen.
    ›Die Systeme der Kapsel versagen‹, sagte Alex mit einem Anflug von Unruhe.
    Unruhig, aber gewiss nicht panisch. Ich vermutete, dass er sich der Ausweglosigkeit seiner Lage schließlich bewusst geworden war.
    ›Es wird nun richtig heiß ... richtig ... kochend heiß.‹
    Der Bildschirm wurde für einen Moment dunkel, und dann erschien wieder ein schwaches, körniges Bild.
    Ich stieß einen stummen Schrei aus. Nein! Verlass mich nicht, Alex! Stirb nicht! Sprich mit mir. Sag mir ...
    ›Versagt‹, sagte Alex und klang dabei trauriger, als ich es je von ihm gehört hatte. ›Ich habe versagt...‹
    Seine Stimme verstummte. Ich wartete darauf, dass noch etwas kam, aber auf der Tonspur war nichts mehr außer einem Hintergrundrauschen. Dann verschwand das Bild ganz.
    Ich starrte auf den schwarzen Bildschirm und lauschte dem Rauschen der Lautsprecher.
    Dann brach sogar dieses Geräusch ab. Ich hörte nichts mehr außer dem Summen des Computers selbst.
    Alex’ letzte Gedanken hatten dem Versagen gegolten. Mit dem letzten Atemzug hatte er zum Ausdruck gebracht, dass er gescheitert sei, dass die Venus ihn besiegt habe und

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