Planeten 03 - Venus
fangen gleich damit an.«
Ich war nicht auf das enorme Interesse vorbereitet, das die Medien an mir zeigten.
Nachdem wir in den Mondorbit gegangen waren, wurde ich mit Anfragen nach Interviews, Dokudramen und Biografien förmlich zugeschüttet. Ich sollte in globalen Talkshows auftreten und die Hauptrolle in einer Abenteuerserie spielen! Ich war ein Prominenter, der sich neben Medienstars und Politikern ablichten lassen sollte und dem überall Auftritte angeboten wurden.
Höflich, aber bestimmt lehnte ich das alles ab und beschränkte mich darauf, den Medien die Höhepunkte der Expedition zu schildern – die dramatisch genug waren, um die Zuschauer im ganzen Erde-Mond-System für eine ganze Woche allabendlich an den Bildschirm zu fesseln.
Ich gab natürlich auch Interviews, aber sehr selektiv. In jedem Gespräch betonte ich, dass der Treibhauseffekt auf der Venus sich grundlegend von dem auf der Erde unterschied, dass die Erderwärmung im wesentlichen das Ergebnis menschlicher Eingriffe sei und dass die Menschen den Treibhauseffekt umzukehren imstande seien, wenn sie bereit waren, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen. Die Grünen waren zunächst empört und forderten mich auf, meine ›ketzerischen‹ Behauptungen zu widerrufen. Ich bekam sogar Drohungen. Nachdem sie meine Botschaft für eine Weile auf sich hatten wirken lassen, erkannten ein paar Anführer der Grünen jedoch, dass meine Aussagen durchaus vorteilhaft für sie und ihrer politischen Sache dienlich waren. Ich erhielt zwar noch immer Drohungen von zornigen Fanatikern, doch die Führung nutzte meine Interviews immer öfter als Munition für ihre Kampagnen.
In der Zwischenzeit übermittelte ich all unsre Daten an Mickey Cochrane. Sie flog zur Lucifer herauf, während wir noch in der Mondumlaufbahn unter Quarantäne standen, bis die Gesundheitsbehörden befunden hatten, dass wir keine extraterrestrischen Krankheitserreger einschleppten.
Allerdings wurde die Quarantäne erheblich verschärft, weil wir die Proben der venusischen Aerobakterien und dieses Wurzelfragment der Oberflächenkreatur an Bord hatten. Mickey und ihre Wissenschaftler-Kollegen waren freilich entzückt über die Proben und die Daten, die wir von der Venus mitgebracht hatten. Man trug mir die Ehrenmitgliedschaft in der Internationalen Akademie der Wissenschaften an.
Marguerite wurde die Vollmitgliedschaft zuerkannt, und man ließ durchblicken, dass man ihr einen Sonder-Nobelpreis verleihen würde.
Zu den unangenehmen Aufgaben, die ich zu erledigen hatte, während wir im Orbit parkten, gehörte das Gespräch mit Gwyneth, die noch immer in meinem Apartment in Barcelona lebte.
Sie schaute so exotisch und schön aus wie immer. Selbst auf dem Wandbildschirm in der Kabine an Bord der Lucifer beschleunigten ihre rehbraunen Augen und die weichen, vollen Lippen meinen Pulsschlag.
Nach einer kurzen Plauderei kam ich dann zur Sache:
»Ich übereigne dir die Wohnung, Gwyneth. Sie ist nun offiziell dein Eigentum.«
Sie schien nicht überrascht. Sie nahm es an, als ob sie es schon erwartet hätte.
»Dann ist das also der Abschied«, sagte sie. Es war keine Frage.
»Leider«, sagte ich und wunderte mich darüber, dass ich keinen Schmerz verspürte.
Gut, vielleicht einen kleinen Stich, aber nicht den heftigen Trennungsschmerz, den ich erwartet hatte.
Sie nickte knapp. »Das habe ich mir schon gedacht. Ich habe deine Interviews gesehen.
Du hast dich verändert, Van. Du bist nicht mehr derselbe.«
»Das ist auch kein Wunder«, sagte ich beim Gedanken an all das, was ich erlebt hatte.
»Dann wirst du wohl auch bald deinen Vater aufsuchen?« Damit trat sie den Rückzug an. Dem Tonfall entnahm ich, dass sie über das Ende unsrer Beziehung alles andere als erfreut war.
»Ich werde ihn aufsuchen ... sobald die Quarantäne für mein Schiff aufgehoben wurde«, sagte ich.
Sie lächelte verhalten. »Um dir die zehn Milliarden zu holen.«
»Ja«, erwiderte ich. »Unter anderem.«
SELENE CITY
Es dauerte vierzehn Tage, bis die hochkarätigen Mediziner und Biologen übereinkamen, dass von der Lucifer und ihrer Besatzung keine Gefahr für die menschliche Population auf der Erde und dem Mond ausgingen.
Nachdem sie uns endlich grünes Licht gegeben hatten, schickte ich Marguerite zu meinem Haus auf Mallorca und sagte zu ihr: »Ich muss erst noch zu Martin Humphries, bevor ich nach Hause komme.«
»Kannst du das nicht per Videofon erledigen?«, fragte Marguerite. »Oder du beraumst
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