Planeten 05 - Saturn
entziehen.«
»Leider nicht lang genug«, sagte Holly ziemlich zerknirscht.
»Setzen Sie sich erst einmal. Wir können es uns genauso gut bequem machen. Möchten Sie etwas? Vielleicht einen Sherry?«
»Nein danke.« Holly setzte sich auf die Kante eines der beiden identischen Armstühle. Sie warf einen Blick auf die verschlossene Tür. Es führt kein anderer Weg hinaus, sagte sie sich. Wilmot ließ sich mit einem schmerzlichen Seufzer auf den anderen Armstuhl sinken.
»Was führt Sie überhaupt zu mir?«, fragte er.
»Ich wollte Sie um Ihre Hilfe bitten«, sagte Holly. »Oberst Kananga hat Don Diego ermordet, und nun ist er auch hinter mir her.«
»Diego Romero? Ich dachte, sein Tod sei ein Unfall gewesen.«
»Es war Mord«, sagte Holly. »Kananga hat es getan. Und er hat auch versucht, mich zu töten, nachdem ich es herausgefunden hatte.«
»Eberly steckt auch mit drin, nicht wahr?«
»Sie wissen es schon?«, fragte Holly erstaunt.
»Er hat ein Dossier veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass Sie geisteskrank seien«, sagte Wilmot mit einem angewiderten Gesichtsausdruck.
Holly unterdrückte die Wut und Bekümmerung, die in ihr aufstiegen. »Ja. Malcolm deckt Kananga.«
»Vorhin hat Dr. Cardenas mir Ihr Dossier von der Erde geschickt. Eberly hat ein paar Lügen über Sie fabriziert.«
»Dann werden Sie mir also helfen?«
Wilmot schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, dass ich nicht einmal mir selbst zu helfen vermag. Er hat mich hier einsperren lassen.«
»Eingesperrt? Sie? Wie konnte er das nur tun? Ich meine, Sie sind doch…«
»Das ist eine lange und traurige Geschichte«, sagte Wilmot matt.
»Und nun hat er mich auch erwischt«, sagte Holly. »Ja, das hat er leider.«
Drei Tage und 45 Minuten bis zur Ankunft
Eberly runzelte die Stirn, als Kananga die letzten Gratulanten aus seinem Apartment scheuchte. Er hatte seinen Triumph auf der Veranstaltung genossen. Und in der Verehrung der Menge gebadet. Sie hatten ihn auf Schultern getragen! Einen solchen Moment hatte Eberly noch nie zuvor erlebt.
Wo es nun auf Mitternacht zuging, schob Kananga die letzte verzückte junge Frau unsanft in den Korridor hinaus und schloss die Eingangstür des Apartments. Morgenthau saß auf dem Sofa und räumte die Kanapees auf einem der Tabletts ab, die im Raum abgestellt waren.
Vyborg saß vor einer dreidimensionalen Übertragung der Nachrichten-Sendung, die bereits eine Aufzeichnung von Eberlys kurzer Debatte mit der rothaarigen Wissenschaftlerin brachte.
»Sie haben die Leute auf Ihrer Seite«, sagte Vyborg. »Sie wollen alle reich werden. Jedenfalls die meisten von ihnen.«
»Das war ein brillantes Manöver«, pflichtete Morgenthau ihm bei.
»Stellt das Ding ab«, sagte Kananga schroff, der noch immer an der Tür lehnte. »Wir haben sie gefunden.«
Eine plötzliche Aufwallung von Furcht dämpfte das Hochgefühl, das Eberly verspürt hatte. »Sie gefunden? Holly?«
»Ja«, sagte Kananga mit einem finsteren Lächeln. »Sie hat versucht, sich in Professor Wilmots Unterkunft zu schleichen.
Wollte ihn wohl um Hilfe bitten.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Immer noch dort. Meine Leute haben das Apartment abgesperrt. Ich sagte ihnen, dass sie Wilmots Telefon stilllegen sollten.«
»Was haben Sie mit ihr vor?«, fragte Morgenthau.
Die Euphorie wich aus Eberly wie Wasser, das gurgelnd im Abfluss verschwand. Morgenthau hatte Kananga gefragt, nicht ihn.
»Wir werden sie eliminieren müssen.«
»Das ist aber nicht so einfach«, sagte Vyborg. »Wenn sie bei Wilmot ist, könnt ihr nicht einfach so reinspazieren und ihr das Genick brechen.«
»Sie kann aber auf der Flucht umkommen«, sagte Kananga.
»Und wie sollte sie fliehen?«
Kananga dachte für einen Moment nach. »Vielleicht entkommt sie den Wachen und erreicht eine Luftschleuse«, sagte er dann. »Sie zieht einen Raumanzug an und will nach draußen, um sich vor uns zu verstecken. Doch der Anzug ist schadhaft, oder vielleicht hat sie ihn auch nicht richtig geschlossen.«
Morgenthau nickte.
»Armes Mädchen«, sagte Kananga und breitete die Hände in einer Geste des fait accompli aus. »Sie gerät in Panik und verunglückt tödlich.«
»Sie war schließlich psychisch gestört«, sagte Vyborg mit einem fiesen Keckem.
Die drei wandten sich Eberly zu. Die Sache gerät außer Kontrolle, sagte er sich. Sie wollen mich zum Komplizen bei ihren Morden machen. Sie wollen mich zwingen, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen. Damit sie mich für alle Zeit in der Hand
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