Planeten 05 - Saturn
gewillt, sich festnehmen zu lassen?«, sagte Wilmot. »Er ist schließlich der Leiter des Sicherheitsdienstes.«
»An dieser Stelle kommen Sie ins Spiel, Sir. Sie haben noch immer die legale Macht und die moralische Autorität, den Sicherheitsdienst zu leiten.«
»Von wegen moralische Autorität«, murmelte Wilmot.
»Wir werden auch Morgenthau und Vyborg verhaften lassen müssen. Sie waren Komplizen bei Kanangas Verbrechen.«
»Das ist leichter gesagt als getan. Falls Kananga sich widersetzt, bin ich ziemlich sicher, dass die meisten Sicherheitsleute seinem Befehl folgen würden und nicht meinem.«
»Aber der Sicherheitsdienst besteht doch nur aus etwa drei Dutzend Männern und Frauen«, sagte Holly.
»Dann käme ein Dutzend auf jeden von uns«, sagte Wilmot.
»Ja«, sagte Holly. »Aber es gibt noch weitere zehntausend Männer und Frauen in diesem Habitat.«
Wahltag
Kananga schaute auf die Armbanduhr und dann hinauf zum Apartmentgebäude. Er hatte schon seit fast einer Stunde mit einem halben Dutzend seiner besten Leute auf der Straße ausgeharrt.
»Ich glaube nicht, dass sie noch rauskommen wird, Sir«, sagte die Einsatzleiterin.
»Wir könnten reingehen und sie holen.«
»Nein«, blaffte Kananga sie an. »Warten Sie noch.«
Er riss den Palmtop aus der Tasche des Gewands und rief Eberly an.
»Was ist los?«, fragte er unwirsch, als Eberlys Gesicht auf dem winzigen Monitor erschien.
»Miss Lane wird vorläufig hier in Professor Wilmots Quartier bleiben«, sagte Eberly ungerührt.
»Was? Das kommt nicht in Frage.«
»Sie wird hier bleiben, bis die Wahl beendet ist. Wir wollen doch nicht, dass jemand die Wahl stört.«
»Ich sehe aber keinen Grund, weshalb…«
»Mein Entschluss steht fest«, sagte Eberly schroff. »Sie können Wachen um das Haus postieren. Sie wird nirgendwo hingehen.«
Sein Bild verschwand, und Kananga starrte zornig auf einen dunklen Bildschirm.
»Und was tun wir nun?«, fragte die Einsatzleiterin.
Kananga schaute sie finster an. »Sie bleiben hier. Und wenn sie das Gebäude zu verlassen versucht, nehmen Sie sie fest.«
»Und Sie, Sir?«
»Ich will versuchen, ein paar Stunden zu schlafen«, sagte er und entfernte sich in Richtung seines Quartiers.
Das Telefon weckte Kris Cardenas. Schlaftrunken setzte sie sich auf und rief: »Kein Bild.« Ihr Blick fiel auf Gaeta, der selig neben ihr schlummerte, und sie sagte sich, dass der Mann wahrscheinlich auch den Weltuntergang verschlafen würde.
Hollys Gesicht erschien am Fußende des Bettes. »Kris, sind Sie da?«
»Holly!« rief Cardenas. »Wo sind Sie?«
»Ich bin in Professor Wilmots Apartment über Ihnen.
Können Sie sofort herkommen?«
Cardenas sah, dass es ein paar Minuten nach sieben war. »Da stehen zwei Sicherheitsleute vor meiner Tür, Holly. Sie werden nicht…«
»Das ist schon in Ordnung. Sie werden Sie durchlassen.
Professor Wilmot hat schon mit ihnen gesprochen.«
Oswaldo Yaňez wachte in bester Laune auf. Er hörte seine Frau in der Küche das Frühstück zubereiten. Er duschte, putzte die Zähne und zog sich mit einem fröhlichen Pfeifen an.
Das Frühstück erwartete ihn schon auf dem Küchentisch; es dampfte und sah überhaupt recht lecker aus. Er küsste seine Frau flüchtig auf die Stirn und sagte: »Vor dem Essen muss ich noch eine staatsbürgerliche Pflicht erfüllen.«
Er setzte sich Estela gegenüber an den Tisch und aktivierte den Computer per Sprachbefehl.
»Wen wirst du denn wählen?«, fragte sie.
»Die geheime Wahl ist mir heilig, mein Schatz«, erwiderte er grinsend.
»Ich habe Eberly gewählt. Er scheint mir kompetenter als die anderen zu sein.«
Yaňez klappte die Kinnlade herunter. »Du hast schon gewählt?«
»Natürlich, gleich, nachdem ich aufgewacht bin.«
Yaňez' gute Laune wurde förmlich aus ihm herausgesogen.
Er hatte als Erster seine Stimme abgeben wollen. Es war unfair von seiner Frau, ihm zuvorzukommen.
Dann seufzte er entsagungsvoll. Wenigstens hat sie für den richtigen Kandidaten gestimmt.
»Sind Sie in Ordnung?«, fragte Cardenas, nachdem sie Wilmots Apartment betreten hatte. Gaeta folgte ihr auf dem Fuß; er schaut etwas verwirrt.
»Mir geht es gut«, sagte Holly. »Sie kennen alle hier Anwesenden, oder?«, wandte sie sich an Eberly und Wilmot.
»Natürlich.«
Gaeta musterte Eberly mit einem kämpferischen Blick. »Was hat das zu bedeuten, dass Sie uns in diesem Apartment versammeln? Was ist eigentlich los?«
»Wir versuchen, Miss Lane den Hals zu retten«,
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