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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Sterne und kleine trübe.
    Gaeta beugte sich über ihre Schulter. »Dieser blaue Stern dort. Das ist die Erde«, sagte er und wies in die entsprechende Richtung.
    »Und der helle gelbe?«
    »Jupiter.«
    »Und wo ist der Saturn?«, fragte sie.
    Die andere Frau zeigte zum unteren Rand des großen gewölbten Fensters. »Dort.«
    Holly schaute auf einen hellen rosigen Stern. Nein, kein Stern; sie sah, dass es sich um eine Scheibe handelte, die an den Polen abgeplattet war.
    Dann machte es bei ihr ›klick‹. »Wo sind die Ringe? Ich sehe keine Ringe!«

Ringwelt
    Die Frau lächelte Holly an. »Galilei ist es genauso wie Ihnen ergangen. Die verdammten Ringe sind ihm abhanden gekommen.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Holly und ließ den Blick von der rosigen Scheibe des Planeten zu dem runden Eulengesicht der Frau schweifen, die halb verborgen im Schatten der trübe beleuchteten Beobachtungskuppel stand.
    Die Frau lächelte ‒ irgendwie traurig, wie Holly fand.
    »Galilei war der Erste«, sagte sie, »der feststellte, dass es mit dem Saturn eine besondere Bewandtnis hatte. Das war 1609, 1610, so um den Dreh. Sein putziges kleines Teleskop vermochte die Ringe nicht aufzulösen; alles, was er zu sehen glaubte, waren zwei Sterne, die an beiden Seiten der Saturnscheibe hingen. Er hielt sie für zwei große Monde.«
    »Und dann verschwanden sie?«, fragte Holly.
    »Ja, richtig. Er stellte die Beobachtung des Saturns für eine Weile ein, und als er damit fortfuhr ‒ so um 1612 ‒, waren die Monde nicht mehr da.«
    »Was ist denn mit ihnen passiert?«
    »Sie sind natürlich nicht verschwunden. Sie waren noch immer da. Alle fünfzehn Jahre nimmt der Saturn aufgrund seiner Neigung nämlich eine Position ein, wo die Ringe einem irdischen Beobachter den Rand zukehren. Sie sind so verdammt dünn, dass sie scheinbar verschwinden. Dann sind sie mit einem schwachen Fernrohr nicht mehr zu sehen. Auch nicht mit manchen großen Teleskopen.«
    »Dann schauen wir im Moment also auf ihre Kante«, sagte Gaeta.
    »Das stimmt. Der arme Galilei. Er wusste nicht, was da vorging. Muss schier verrückt geworden sein.«
    Holly starrte auf die Scheibe des Saturn, als ob sie die Ringe wieder herbeizaubern könnte.
    »Man sieht sie aber in den Teleskopen drüben in der Astronomie-Kuppel«, sagte die Frau. Sie schien noch etwas ergänzen zu wollen, hielt aber inne.

    »Sind Sie Astronomin?«, fragte Holly.
    »Sozusagen. Nadia Wunderly ist mein Name.« Sie streckte die Hand aus ‒ Finger gespreizt und Daumen hoch. Holly ergriff die Hand und stellte sich und Gaeta vor. Wunderly schüttelte auch ihm die Hand; sie hatte einen ernsten Ausdruck, als ob die Begegnung mit anderen Menschen ein Ritual sei, das korrekt ablaufen musste.
    »Wie ist das zu verstehen, dass Sie ›sozusagen‹ eine Astronomin seien?«, fragte Gaeta.
    Wunderlys Gesicht wurde noch verdrießlicher. »Ich gehöre zum Team ›Planetenwissenschaften‹«, erläuterte sie, »aber dort sind hauptsächlich Astrobiologen zugange. Sie sind alle aus dem Häuschen wegen Titan.«
    »Sie nicht?«
    »Nee. Ich interessiere mich für die Saturnringe. Von Haus aus bin ich eigentlich Physikerin mit dem Schwerpunkt Strömungsdynamik.«
    Nach einer Stunde waren sie alle in Hollys Apartment und plünderten die Reste im Kühlschrank. Wunderly erklärte ihnen derweil, dass man sich die Saturnringe als eine Flüssigkeit vorstellen könne, wobei jeder Eisbrocken in den Ringen als ein Teilchen in dieser dynamischen, stetig sich verändernden Flüssigkeit wirkte.
    »Also rasen die Eisflocken wie auf einer Rennstrecke um den Saturn«, sagte Wunderly und beschrieb einen zittrigen Kreis mit dem Sellerie, den sie in der Hand hielt. »Dabei kollidieren sie wie die Leute, die sich in der Tokioter U-Bahn zusammendrängen.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Die ganze Zeit«, erwiderte Wunderly und biss ein Stück Sellerie ab.
    Holly stand auf der anderen Seite der Arbeitsplatte, die die Küche abteilte und wartete darauf, dass die Mikrowelle ein Tiefkühlgericht erhitzte. »Außerdem werden sie von diesen kleinen Monden umkreist?«
    »Richtig. Wie Hütehunde. Die Monde verhindern, dass die Ringe ausfransen und sich vermischen.«
    Gaeta, der es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich gemacht und eine Schüssel Chips auf den Waschbrettbauch gestellt hatte, schien tief in Gedanken versunken.
    »Und dann gibt es da noch die Speichen«, fuhr Wunderly fort. »Magnetfelder, die die kleineren Eisflocken in der Schwebe halten.«

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