Planeten 05 - Saturn
sterblich.«
»Es ergibt aber keinen Sinn«, widersprach Holly.
»Geben Sie es auf, Holly«, sagte Cardenas sanft. »Er war ein liebenswürdiger alter Mann, aber nun ist er tot, und Sie werden ihn auch nicht wieder lebendig machen.«
»Jemand hat ihn getötet.«
Cardenas machte große Augen. »Mord?«
Holly nickte. Sie wusste, dass sie sich unsterblich blamierte, aber sie konnte einfach nicht anders.
»Ich glaube, Sie müssen sich das aus dem Kopf schlagen, Kindchen«, sagte Cardenas. »Sonst werden Sie noch… nun, Sie werden sonst noch paranoid.«
»Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er mal eben so die Böschung hinuntergegangen ist, den Kopf ins Wasser getaucht hat und dabei ertrunken ist.«
»Vergessen Sie es, Holly. Sie vergeuden damit nur Ihre Zeit und Energie. Gehen Sie mal aus und machen sich einen schönen Abend. Machen Sie sich davon frei und denken mal wieder an sich.«
Holly sah, dass Cardenas es ernst meinte. »Mama Kris«, murmelte sie. Und lächelte.
»Es muss doch viele junge Männer geben, die sich freuen würden, mit Ihnen auszugehen«, sagte Cardenas.
»Manny Gaeta hat mich angerufen«, sagte Holly im Versuch, Don Diego aus dem Kopf zu verbannen.
»Na bitte. Er ist doch ein Prachtkerl.« Holly nickte.
»Mögen Sie ihn denn?«
»Ich bin schon mit ihm im Bett gewesen«, platzte Holly heraus.
»Wirklich?«
»In der Nacht, als er den verwundeten Astronauten gerettet hat.«
»Ach ja«, sagte Cardenas. Sie erinnerte sich wieder.
»Er muss förmlich in Hochstimmung gewesen sein. Voll gepumpt mit Adrenalin.«
»Anscheinend.«
»Und mit Testosteron.«
Holly musste lachen. »Davon reichlich.«
»Und er hat Sie angerufen?«
»Ja, schon. Aber ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Ich würde ihn zwar nicht fragen, aber falls ich mit ihm ausgehe, wird er vielleicht erwarten, dass ich wieder mit ihm ins Bett gehe.«
Cardenas schaute auf ihren Salat. »Es kann Ihnen doch egal sein, was er erwartet«, sagte sie dann. »Sie essen mit ihm zu Abend, und das war's dann. Sie dürfen ihm nur keine falschen Signale geben.«
»Signale?«
»Seien Sie verbindlich, aber nicht zu entgegenkommend.«
»Ich weiß nicht, ob das funktionieren würde«, sagte Holly unsicher.
»Treffen Sie sich mit ihm im Restaurant. Halten Sie sich nur an öffentlichen Orten auf. Und gehen Sie allein nach Hause.«
»Das wäre wohl am besten.«
»Es sei denn, Sie wollen doch wieder mit ihm ins Bett gehen.«
»Das will ich nicht! Eigentlich nicht. Ich will, dass er mich mag, aber auch nicht zu sehr.«
Mit einem Kopfschütteln stach Cardenas die Gabel in den Salat. »Männer haben kein Gespür für Zwischentöne, Holly.
Sie müssen ihnen die Regeln von vornherein klarmachen.
Sonst haben Sie ein Problem.«
»Schauen Sie«, sagte Holly leicht verwirrt, »eigentlich will ich von Malcolm beachtet werden. Ich meine, ich habe mich überhaupt nur seinetwegen für dieses Habitat angemeldet, aber ich habe ihn in den letzten Monaten kaum gesehen und Manny ist wirklich ein ganz Lieber, aber ich will mich nicht mit ihm einlassen und…« Ihr gingen die Worte aus.
»Malcolm?«, fragte Cardenas. »Sie meinen Dr. Eberly?«
»Ja, den Leiter der Human Resources.«
Cardenas schien beeindruckt. »Sie interessieren sich für ihn.«
»Aber er interessiert sich nicht für mich.« Holly war plötzlich den Tränen nahe.
»Ist das nicht immer so?«
»Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
Cardenas ließ den Blick durch die rappelvolle Cafeteria schweifen und erteilte ihr dann den Rat: »Vergnügen Sie sich nach Herzenslust mit dem Stuntman. Wieso denn nicht?«
»Sie meinen, das wird Malcolm eifersüchtig machen?«
»Nein«, erwiderte Cardenas mit einem Schnaufen, das fast schon ein Grunzen war. »Ich glaube nicht, dass er davon überhaupt Notiz nehmen würde. Aber wieso sollten Sie denn keinen Spaß haben? Manny scheint doch ein netter Kerl zu sein.«
»Sicher.«
»Dann vergnügen Sie sich mit ihm, solange Sie noch die Gelegenheit dazu haben. Er wird zur Erde zurückfliegen, sobald er seinen Auftrag erledigt hat. Dann brauchen Sie sich auch keine Sorgen wegen einer langfristigen Beziehung zu machen.«
»Ich will aber eine langfristige Beziehung«, entfuhr es Holly zu ihrem eigenen Erstaunen. »Ich meine, vielleicht nicht im Moment«, fügte sie sofort hinzu, »und wohl auch nicht mit Manny, aber irgendwann schon.«
»Mit Eberly?«
»Ja!«
Cardenas schüttelte den Kopf. »Dann viel Glück, Kindchen.«
Nadia
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